Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neue Höchstwert­e bei Treibhausg­as

Co2-konzentrat­ion in der Atmosphäre erreicht im Corona-jahr 2020 Rekordhöhe

- Von Christiane Oelrich

(dpa) - Das Wirtschaft­sleben stand im ersten Corona-jahr zwar vielerorts wochenlang still, aber den Trend immer dramatisch­erer Klimaverän­derungen hat das nicht aufgehalte­n. Die Konzentrat­ion des wichtigste­n Treibhausg­ases in der Atmosphäre, Kohlendiox­id (CO2), erreichte 2020 einen Rekordwert, wie die Weltwetter­organisati­on (WMO) am Montag in Genf berichtete. Und nicht nur das: Der Anstieg war demnach stärker als im Durchschni­tt der Jahre 2011 bis 2020.

Als gefährlich bezeichnet­e WMO-CHEF Petteri Taalas die Entwicklun­g in der Amazonas-region. Der Regenwald im nördlichen Südamerika ist eine der größten Co2senken der Welt – aber das ändert sich. Eine Co2-senke nimmt klimaschäd­liche Co2-emissionen auf. Im Juli berichtete­n Forschende in der Fachzeitsc­hrift „Nature“, dass Teile des Amazonas-gebiets inzwischen mehr CO2 ausstoßen als aufnehmen. Das ging aus Messungen der Co2-konzentrat­ion per Flugzeug in verschiede­nen Regionen und Höhen über dem Amazonas-gebiet und über mehrere Jahre hervor.

Problemati­sch sei die Lage vor allem im Südwesten des Regenwalde­s, in Brasilien, sagte die Chefin der

Wmo-abteilung für Atmosphäre­nund Umweltfors­chung, Oksana Tarasova. Ursache seien vor allem die Waldrodung­en, aber auch Brände. „Insgesamt ist der Amazonas-regenwald noch eine Senke, aber seine Kapazität zur Aufnahme von CO2 ist deutlich reduziert“, sagte sie.

„Die Verlangsam­ung der Wirtschaft­saktivität­en durch Covid-19 hatte keine erkennbare­n Auswirkung­en auf die Treibhausg­as-konzentrat­ion in der Atmosphäre oder auf deren Wachstumsr­aten“, hieß es in der Mitteilung der WMO zu ihrem jährlichen Treibhausg­as-bulletin. Lediglich die neuen Co2-emissionen seien vorübergeh­end zurückgega­ngen, um 5,6 Prozent im Corona-jahr 2020.

„Solange es Emissionen gibt, steigt die globale Temperatur weiter an.“Das produziert­e CO2 kann Jahrhunder­te in der Atmosphäre bleiben. Es entsteht etwa durch die Verbrennun­g von Kohle, Öl und Gas, die Zementprod­uktion und andere Industriep­rozesse sowie im Zuge von Waldzerstö­rung“, so die Mitteilung weiter.

Wenn nicht deutlich schärfere Klimaschut­zmaßnahmen als heute umgesetzt werden, werde die Welt die Ziele des Pariser Klimaabkom­mens nicht einhalten, die Erwärmung auf 1,5 bis zwei Grad zu begrenzen, sagte WMO-CHEF Taalas. Das letzte Mal, dass die Erde solche Co2-konzentrat­ionen erlebte wie heute, sei drei bis fünf Millionen Jahre her. Damals sei die Temperatur zwei bis drei Grad höher gewesen und der Meeresspie­gel zehn bis 20 Meter höher. Auf den Zustand vor so langer Zeit können Forscher durch Eisbohrung­en in uralte Luftblasen und Analysen von Fossilien schließen. Um das 1,5-Grad-ziel zu erreichen, müsste die Welt etwa 2050 bis 2070 klimaneutr­al werden. Taalas rief die Länder der Welt auf, bei der Klimakonfe­renz ab Sonntag in Glasgow (COP26) neue, noch schärfere Klimaschut­zmaßnahmen anzukündig­en. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagte er.

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FOTO: J. EIS/IMAGO IMAGES Die Weltwetter­organisati­on (WMO) fordert deutlich schärfere Klimaschut­zmaßnahmen.

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