Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Unkonkrete Ängste sind ein Problem“

Stiko-chef Mertens über Sorgen des Fußball-profis Kimmich zu Corona-impfungen

- Von Katja Korf

- Er gilt als besonders reflektier­ter Fußball-profi, engagiert sich für soziale Zwecke: Joshua Kimmich vom FC Bayern München. Nun hat seine Haltung zur Coronaimpf­ung eine Debatte über Vorbilder im Sport und Verantwort­ung ausgelöst. Denn Kimmich ist nicht geimpft, ihm fehlen „Langzeitst­udien“zu möglichen Nebenwirku­ngen. Der Ulmer Professor Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) erklärt, ob diese Sorge aus wissenscha­ftlicher Sicht begründet ist.

Was halten Sie persönlich von der Entscheidu­ng und den Äußerungen von Joshua Kimmich?

Die Entscheidu­ng von Herrn Kimmich ist seine persönlich­e Sache und ist eigentlich nicht so interessan­t. Das Besondere ist, dass Herr Kimmich ein bekannter Fußballspi­eler ist und somit seine Aussagen eine gewisse öffentlich­e Wirkung – positive wie negative – hervorrufe­n. Damit hätte er in seiner Situation rechnen können. Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen außer, dass wir uns alle so gut und richtig wie möglich informiere­n sollten.

Wie wahrschein­lich ist es, dass es Spätfolgen der nun zugelassen­en Impfstoffe gibt?

Bislang gibt es darauf bei circa sieben Milliarden Impfungen weltweit keinen Hinweis, auch nicht aus den weiter verfolgten Zulassungs­studien und sonstigen konkreten wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen. Es ist ja eigentlich trivial, dass es derzeit keine Zehnjahres­ergebnisse geben kann.

Macht es bei der Beurteilun­g möglicher Folgen oder Nebenwirku­ngen einen Unterschie­d, dass die mrna-impfstoffe relativ neu auf dem Markt sind?

Für Bürger und Bürgerinne­n wohl ja, vor allem auch psychologi­sch, da alles neue und unbekannte stets auch irrational­e Ängste hervorruft. Unkonkrete Ängste sind immer, nicht nur bei Impfungen, ein schwierige­s Problem für Menschen. In der Wissenscha­ft ist man sich aber einig, dass spät auftretend­e Nebenwirku­ngen nach einer Impfung nicht vorkommen, beziehungs­weise eine extrem seltene Rarität bei einzelnen Impfstoffe­n sind.

Was unterschei­det einen Totimpfsto­ff von den bisher zugelassen­en Seren? Joshua Kimmich sagte er, er wolle auf einen solchen warten.

Alle bislang zugelassen­en Covid-19 Impfstoffe sind „Totimpfsto­ffe“. Er meint wahrschein­lich konvention­elle Impfstoffe aus inaktivier­ten, zuvor in Zellkultur­en vermehrten Viren.

Gibt es Vorteile oder Nachteile, und ist ein Totimpfsto­ff „sicherer“?

Ich sehe Vorteile für den mrnaimpfst­off und würde mich auch selbst etwas lieber wieder mit einem solchen impfen lassen. Letztlich muss für jeden Impfstoff in klinischen Studien bewiesen werden, dass er sicher und wirksam ist.

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