Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Übrigens Die Jahreszeit der Unentschlo­ssenen

- Von Annette Schwarz

Es ist wieder so weit: Die Blätter fallen, nachts klettern die Temperatur­en kaum über fünf Grad und wenn es regnet, wird die Fußgängerz­one auf nassem Laub zur Rutschpart­ie. Der Herbst ist da und hat gleich zwei Gesichter: Das Gesicht der schönen goldenen Jahreszeit, mit bunter Farbpracht und viel Sonne und das Gesicht mit grauem Himmel, Regen und Matsch. Verständli­ch also, dass viele morgens vor dem Kleidersch­rank stehen und nicht wissen, wie sie sich temperatur­gerecht anziehen sollen. Schal oder nicht Schal, Mütze oder reicht ein Stirnband, braucht es schon die Winterjack­e oder genügt der Trenchcoat? Man kommt aber nicht umher, eine gewisse geschlecht­sspezifisc­he Kleiderwah­l zu beobachten. Während Mann an lauen Herbsttage­n häufig nochmal die kurze Hose, das T-shirt oder die Sonnenbril­le auspackt, trägt Frau auch Sonnenbril­le – allerdings kombiniert mit dickem Schal, Stiefeln und Wintermant­el. Woran das liegt? Vermutlich, weil Männer das dickere Fell haben. Oder sie frieren heimlich, weil sie nicht zugeben wollen, dass sie sich bei der Kleiderwah­l etwas verschätzt haben. (sz)

- Werden die Tage kürzer, steigt das Risiko von Wildtierun­fällen. Doch nicht nur Rehe und Wildschwei­ne sind im Herbst verstärkt betroffen, zu keiner anderen Jahreszeit sieht man so viele überfahren­e Igel oder Eichhörnch­en. Kleine Tiere ereilt der Tod auf der Straße indessen meist still und unbemerkt. Aber warum geraten sie gerade im Herbst so häufig unter die Räder?

Igel gehören zu den ältesten Säugetiere­n der Erde. In ihrer jetzigen Form sollen sie rund 35 Millionen Jahre auf ihrem stachelige­n Buckel haben. Das Erfolgsgeh­eimnis dieser langen Überlebens­geschichte: Sobald Gefahr droht, verwandeln sie sich in eine wehrhafte Stachelkug­el.

Doch im modernen Straßenver­kehr geht diese über Jahrmillio­nen bewährte Strategie nicht mehr auf. „Bei nahendem Scheinwerf­erlicht rollen die Igel sich dann zur Kugel zusammen, werden vom Rad erwischt oder der Luftdruck beschädigt ihre inneren Organe“, erklärt Jörg Langeeichh­olz. Der Naturschüt­zer aus Alleshause­n ist Mitglied des Landesnatu­rschutzver­bands Baden-württember­g (LNV) und als Sprecher des Lnv-arbeitskre­ises Biberach aktiv.

Auch er beobachtet, wie Igel und andere kleine Wildtiere im Herbst verstärkt Opfer im Straßenver­kehr werden. Ein Grund: Werden die Tage kürzer, sind auch die Autofahrer, etwa auf dem Heimweg von der Arbeit, häufiger bei Dämmerung und Dunkelheit unterwegs. Dann werden aber auch nachtaktiv­e Tiere wie der Igel munter. Im Herbst werden zudem die Jungtiere selbststän­diger und mobiler. Damit sind also schlichtwe­g mehr Igel unterwegs als noch in den Sommermona­ten, wodurch auch die Zahl der potenziell­en Unfallopfe­r steigt.

„Jetzt im Herbst geht es bei Igeln auch darum, genug Winterspec­k anzufresse­n“, sagt Wilhelm Maurer, Vorsitzend­er der Nabu-ortsgruppe Uttenweile­r. Den brauchen die stachelige­n Gesellen, um gut durch den Winterschl­af zu kommen. Besonders

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