Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Nationalteams erteilen Absage für Em-quartier
Von den qualifizierten Nationen wird keine ihr Basislager in Ulm aufschlagen – Aber was ist mit den Play-off-teams?
- Der Countdown läuft: Nur noch etwas mehr als vier Monate, dann rollt bei der Fußball-europameisterschaft 2024 in Deutschland der Ball. Am 14. Juni bestreitet die Mannschaft von Julian Nagelsmann in München das Eröffnungsspiel gegen Schottland.
Während dem deutschen Bundestrainer noch etwas Zeit bleibt, sich auf seinen Kader für das Heimturnier festzulegen, sind in puncto Team-quartiere bereits Entscheidungen gefallen – auch zum Nachteil der Stadt Ulm. Von den 21 Nationen, die sich für die EM qualifiziert haben, wird keine ihr Basislager in der Münsterstadt beziehen.
Zwar wird Ulm auf der Internetseite der UEFA noch immer in dem Katalog aufgeführt, aus dem die Teilnehmer ihr Quartier für das Turnier in Deutschland auswählen dürfen, doch auf Anfrage bei der Stadt wird die Absage bestätigt. „Wir sind leider nicht mehr im Rennen“, bedauert Gerhard Semler, Chef der städtischen Abteilung für Bildung und Sport. Der Deutsche Fußballbund (DFB) habe ihm zuletzt mitgeteilt, dass keine Mannschaft ihr Em-camp in Ulm aufschlagen möchte. „Schade, dass es nicht geklappt hat.“
Dabei ist man im Rathaus durchaus optimistisch gewesen, eines der Teilnehmerländer von einem Aufenthalt an der Donau überzeugen zu können. Die gute Lage der Stadt zu den Spielorten München, Stuttgart und Frankfurt, die Nähe zu den Flughäfen sowie die kurzen Wege zwischen dem Maritim-hotel und dem Donaustadion hätten für die Stadt gesprochen, findet Semler. Außerdem hätten Nationalmannschaften in Ulm von einem „blickdichten“Stadion profitiert und somit ihre Trainingseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit absolvieren können.
„Der Standort Ulm ist eigentlich prädestiniert für ein Basecamp, deshalb hat der DFB ja auch darum gebeten, dass wir uns bewerben“, erzählt Gerhard Semler.
Als Anfang Dezember in der Hamburger Elbphilharmonie schließlich die Gruppen für das Turnier in Deutschland ausgelost worden sind, sei man „Gewehr bei Fuß gestanden“, wie es der Mann von der Stadt formuliert. „Wir waren vorbereitet und hätten sogar den Einbau der Rasenheizung im Donau–stadion auf das Team-basecamp abgestimmt.“Doch auf Anfragen von Nationen wartete man im Rathaus vergebens. Ob sich letztlich überhaupt ein Qualifikant näher für den Standort Ulm interessiert habe, wisse man nicht. „Das hat uns niemand mitgeteilt“, erklärt Semler. „Es hat sich auch keine Mannschaft bei uns gemeldet.“Am meisten hätte sich Semler über die Engländer gefreut, die ihr Lager nun aber in Thüringen aufschlagen werden. Die deutsche Mannschaft wird derweil ins Dfb-quartier in Herzogenaurach (Bayern) ziehen. Auf einen dreimaligen Europameister darf man sich unterdessen in Donaueschingen (Baden-württemberg) freuen, wo die Spanier residieren werden. Und mit den Teams aus Dänemark (Freudenstadt), Belgien (Ludwigsburg) und der Schweiz (Stuttgart) werden drei weitere Teilnehmer ihre Basislager im Ländle errichten. Nicht berücksichtigt wurden neben Ulm mit Heilbronn und Bad Schönborn zwei weitere Bewerber aus Baden-württemberg.
Noch stehen aber nicht alle Teilnehmer der Fußball-em in Deutschland fest. Erst bei den Playoffs im März werden die letzten drei Tickets vergeben. Darf man sich in der Großstadt an der Donau also doch noch Hoffnung auf das gewisse Euro-feeling in diesem Sommer machen? Entscheidet sich womöglich eines der drei Playoff-teams für ein „Team-base-camp“am Standort Ulm? Immerhin wird eines dieser Länder jeweils eines seiner Gruppenspiele in Stuttgart und München austragen. „Nein“, sagt Gerhard Semler. Die Bewerbung sei inzwischen vom Tisch. "Wir planen ohne Team-base-camp in Ulm.“