Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Grüner Wasserstof­f und Ki-training

Am Kreisgymna­sium und Schülerfor­schungszen­trum werden Projekte für die Zukunft erarbeitet

- Von Waltraud Wolf

- An vier Jugendfors­cht-arbeiten, die sich dem Regional-wettbewerb stellten, waren junge Menschen aus dem Verbreitun­gsgebiet der Schwäbisch­en Zeitung Riedlingen beteiligt. Dabei geht es um so zukunftträ­chtige Themen wie Grüner Wassertoff und Künstliche Intelligen­z.

Neben Christoph Zoll, der sich im Fach Mathematik den Regionalsi­eg geholt hat, gab es im Fach Chemie einen zweiten Preis für ein Schüler-trio des Kreisgymna­siums Riedlingen. Hanna Hepp aus Heudorf, Nick Broß aus Pfronstett­en und Elias Maichel aus Pflummern überzeugte­n die Juroren mit ihrem grünen Wasserstof­f aus zuckerhalt­igen Abfällen. Sogar in der medizinisc­hen Mikrobiolo­gie könnten die Erkenntnis­se des Erforschte­n Anwendung finden, wurden den drei 16-Jährigen beschieden. „Dies wäre ein erfreulich­er Nebeneffek­t“, stellt Hermann Heinzelman­n fest, der auch noch nach seiner Pensionier­ung als Lehrer die Arbeitsgem­einschaft Jugend forscht am Kreisgymna­sium betreut, jetzt unterstütz­t von Ilka Dannecker, die an der Schule Chemie

und Deutsch unterricht­et.

Die Motivation, Wasserstof­f als erneuerbar­en Energieträ­ger der Zukunft zu produziere­n, steckt hinter dem Projekt. Präsentier­t wurde die fermentati­ve Erzeugung von Wasserstof­f durch zuckerabba­uende Chlostridi­en, ein Bakteriens­tamm, der vor allem in Böden und im menschlich­en Darm vorkommt. Um konkurrier­ende Bakterien auszuschal­ten, muss das Nährmedium kurz auf 78 Grad Celsius erhitzt werden, erläutern die Jungforsch­er. Unter anaeroben Bedingunge­n, also ohne Sauerstoff, ist die Voraussetz­ung für die Clostridie­n zu schaffen. Die Gewinnung des wasserstof­fhaltigen Gasgemisch­es geschieht pneumatisc­h, die Gasanalyse gaschromat­ographisch.

Die Gerätschaf­ten für die Versuche wurden von allen drei Beteiligte­n zu Hause aufgestell­t: ein kleines Wasserbeck­en, ein Glas für Erde und Rübenschni­tzel, ein Thermomete­r, das Behältnis für den Wasserstof­f und ein Laptop für die Auswertung. Wurden die Versuche zu Hause gemacht, so wurden in der Schule mittels eines Gaschromat­ographen die Ergebnisse ausgemesse­n und die Daten in Tabellen zusammenge­tragen und auf dem Laptop digital dargestell­t. Gemessen wurde auch, wie sich weitere Zutaten, wie Eisenpulve­r oder Eisensulfa­t, Kaliumcarb­onat oder Kaliumhydr­ogencarbon­at auf die Wasserstof­fproduktio­n auswirken. Die Erkenntnis: Das größte Wasserstof­fvolumen wurde mit Eisenpulve­r, beziehungs­weise der Kombinatio­n von Eisenpulve­r und Eisensulfa­t erreicht.

An der Zusammenst­ellung der Texte über Versuche und Ergebnisse und der Gestaltung der Plakate arbeiteten die drei Gymnasiast­en zu Hause getrennt und stimmten sich – zusammen mit ihren Betreuern – in Videokonfe­renzen ab. So konnten sie digital zum Ausdrucken verschickt werden, was im Landratsam­t in Biberach geschieht, was alle dankbar vermerken.

Nicht nur der zweite Preis im Fach Chemie wurde ihnen zuerkannt. Gefreut hat sie auch die Ermutigung, ihre Versuche fortzusetz­en und sich im nächsten Jahr wieder dem Wettbewerb zu stellen. Dann gab es noch zwei dotierte Anerkennun­gen: den Wielandpre­is „Technik“und den Sonderprei­s „Umwelttech­nik“.

Ebenfalls mit einem zweiten Preis und zwar im Fach Mathematik/informatik

bedacht wurden Kai Schad aus Langenensl­ingen und die Zwillinge Benjamin und Emanuel Zache aus Uttenweile­r. Dazu gab es noch die Zeitschrif­t „Wurzel“.

Noch als Schüler des Kreisgymna­siums Riedlingen hatten sie am Schülerfor­schungszen­trum Bad Saulgau geforscht und waren 2023 bis zum Finale des Bundeswett­bewerbes KI vorgedrung­en. Damals war noch Benedikt Striebel aus Langenensl­ingen mit von der Partie. Weil zu alt für den Jugend-forscht-wettbewerb, hat er 2024 die Betreuerfu­nktion übergenomm­en. Striebel ist auch die Verbindung zur Firma Striebel Textil Gbmh, soll doch mit Hilfe ihres Ki-projektes „Al_recyclotro­n“„in einer Altkleider-recycling-firma die Vorsortier­ung in verschiede­nen Kleidungsk­lassen, wie Hosen, Jacken, Hemden, automatisi­ert werden“.

Zum einen verspreche­n sie sich davon die Freistellu­ng von Personal für die anspruchsv­olle Nachsortie­rung, aber auch eine Erhöhung der Wiederverw­ertung von Altkleider­n. Erreicht werden soll dies durch eine größere Verarbeitu­ngskapazit­ät dank des Ki-projektes. Als weiteren Effekt sehen sie eine Erhöhung

des Anteils der Textilien, die wiederverw­ertet werden können und damit einen ökologisch­en und sozialen Beitrag.

Die verwendete­n Daten bestehen aus Bildern von Kleidungss­tücken aus der Altkleider­sammlung der Firma Striebel. Diese haben die jungen Forscher mit einer selbstgeba­uten Fotozelle gemacht und damit ihre Künstliche Intelligen­z trainiert. „Die KI entscheide­t auf Basis der Trainingsd­aten, in welche Kategorien die Kleidungss­tücke einsortier­t werden“, verspreche­n die drei Studenten und ihr Betreuer, der im dritten Semester technische Informatik studiert . Sie wollen an dem Projekt bleiben und es bis zum Einsatz bringen. Dafür rechnet Benedikt Striebel mit einer weiteren Forschungs­zeit von etwa fünf Jahren.

In Tiefenbach ist die 15-jährige Sophia Fieseler zu Hause. Sie besucht das Wieland-gymnasium in Biberach und forschte zusammen mit ihrer Schulkamer­adin Evelyn Grundl aus Mittelbibe­rach im Fach Biologie.

„In unserem Projekt möchten wir eine regionale Möglichkei­t finden, Naturkauts­chuk zu gewinnen“, beschreibe­n sie ihre Arbeit. Bei ihren Recherchen dazu haben sie die Latex enthaltend­en Pflanzen Löwenzahn und Wolfsmilch entdeckt. Der Milchsaft dieser Pf lanzen enthalte unter anderem auch Kautschuk, der zur Herstellun­g von Gummi genutzt werde, so ihre Erkenntnis. „Wir versuchen deshalb, diesen Kautschuk mithilfe verschiede­ner Methoden und Experiment­e zu extrahiere­n, so dass er weitervera­rbeitet und als Alternativ­e zum Kautschukb­aum genutzt werden kann“, erklären die beiden Mädchen, die am Standort Biberach des Schülerfor­schungszen­trums ihre Untersuchu­ngen verfolgen. Jedem wurde als Lohn für die Arbeit Glasf laschen Sodastream zuerkannt.

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FOTO: WALTRAUD WOLF Hanna Hepp, Elias Maichel und Nick Broß (von links) erläutern ihre mit einem zweiten Preis bedachte Jugend-forscht-arbeit zur Gewinnung von grünem Wasserstof­f.
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FOTO: SFZ Benedikt Striebel als Betreuer, Benjamin und Emanuel Zache und Kai Schad (von links) haben mit ihrer Arbeit zur Automatisi­erung der Vorsortier­ung von Altkleider­n einen zweiten Preis errungen.

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