Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Große Aufgaben für das Rote Kreuz im Kreis
Hunden vorlesen, Bevölkerungsschutz und Tafelläden – Was das DRK in diesem Jahr bewegt
- Kältebus wird zum Hitzebus, Tafelläden, Therapiehundegruppe: Der Kreisverband Ulm des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat zum Jahresbeginn einen Überblick über aktuelle und künftige Projekte gegeben. Die neue Clearingstelle, bei der Menschen ohne Krankenversicherung medizinische Hilfe bekommen, ging bereits am 1. März in Betrieb. Welche Themen das DRK in diesem Jahr außerdem beschäftigen, zeigten Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer, zugleich Präsidentin des Kreisverbandes, und Geschäftsführer Tobias Schwetlik auf.
Kinder sollen Hunden Geschichten vorlesen
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Im vergangenen Jahr hat der Drk-kreisverband eine Gruppe für Therapiehunde gegründet, die bereits Hospize und Pflegeheime besucht. Schon bald kommt ein neues Angebot im Drk-quartierstreff im Café Alma im Ulmer Stadtteil Wiblingen hinzu: „Lesen mit Hund“. Schüler, denen das laute Vorlesen schwerfällt, üben nicht vor den Klassenkameraden oder den Eltern, sondern vor den eigens ausgebildeten Therapiehunden. „Es geht darum, die Kinder zum Lesen zu ermutigen“, betonte Ronja Kemmer. Und da könne ein aufmerksam zuhörender Vierbeiner helfen, der weder ständig korrigiert noch stockende Lesepausen bemängelt.
Interessierte können sich am Mittwoch, 13. März, um 18 Uhr beim Info-abend im Gebäude des Drk-kreisverbands in Ulm über das Angebot informieren. Auch
Lese-hunde werden noch gesucht: „Sie sollten natürlich kompatibel mit vielen Menschen und anderen Hunden sein“, erklärte
Geschäftsführer Tobias Schwetlik, was die künftigen Therapiehunde mitbringen müssen. „Das wird mit ihnen aber noch geübt
und später auch geprüft“, ergänzte er.
Tafelläden in Ulm und dem ●
Alb-donau-kreis nachgefragt
sind
stark
Der Bedarf an Tafelläden in Ulm und dem Alb-donau-kreis sei stark gestiegen, erklärte Ronja Kemmer. Allein im Vorjahr sei der Bedarf um rund 40 Prozent gestiegen, in diesem Jahr nochmals um zehn Prozent. „Im letzten Jahr gab es eine Explosion der Zahlen“, betonte sie. Auf rund 55.000 Einkäufe sei es allein im Ulmer Tafelladen gekommen. Zusammen mit den insgesamt sechs Tafelläden im Alb-donau-kreis (unter anderem in Ehingen und Laichingen) seien es ihr zufolge gar rund 85.000 Einkäufe gewesen. Das DRK beobachte jedoch, dass die so notwendigen Spenden aktuell zurückgehen. Weil viele Geschäfte ihre Wareneingänge inzwischen so optimieren, gebe es vielerorts immer weniger Lebensmittel und andere Artikel, die übrig bleiben. Generell ist das ein gutes Zeichen, doch für die Tafelläden, die auf Spenden angewiesen sind, bleibe so immer weniger übrig. Daher müsse für die Tafelläden immer zugekauft werden, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, so Ronja Kemmer.
Viele Kontakte für den Kältebus ●
Der Kältebus soll Obdachlose in Ulm bei eisigen Temperaturen vor dem Erfrierungstod bewahren. Ehrenamtliche verteilen dazu Kleidung, Schlafsäcke oder eine warme Mahlzeit an Bedürftige. Das Angebot verzeichnete ebenfalls eine verstärkte Nachfrage. „Während es im letzten Jahr noch 20 bis 25 Kontakte pro Abend waren, gab es diesen Winter
Abende mit über 50 Kontakten“, so die Präsidentin. Noch bis Ende März ist der Kältebus jeden Abend unterwegs. Danach werde – je nach Wetter – entschieden, ob eine Verlängerung notwendig ist. Schwetlik hob die Wichtigkeit des Angebots hervor. Im Sommer soll der Kälte- deshalb zum Hitzebus werden, so der Geschäftsführer. „Bei Temperaturen, die kontinuierlich über 30 Grad sind, machen wir einen Rundruf und gucken, dass wir Helferinnen und Helfer aktivieren können.“
Kürzungen im Bevölkerungsschutz ●
Hochwasser, Großbrände, Unterstützung bei der Unterbringung von Geflüchteten: „Die Aufgaben im Bevölkerungsschutz werden vielfältiger“, so Ronja Kemmer und freut sich über rund 900 Freiwillige im Kreis. „Das zeigt, wie groß die personelle Ressource ist“, sagte sie. „Die braucht man aber auch.“Probleme sieht sie allerdings bei den finanziellen Rahmenbedingungen. Ronja Kemmer kritisierte den Bundeshaushalt. „Die Kürzungen für den Bevölkerungsschutz sind einfach nicht nachvollziehbar“, betonte sie. Ein konkretes Beispiel: Eine Handvoll Fahrzeuge sei dem Bund zugeordnet, deren Unterbringung würde zwar gefördert, „das reicht aber nicht aus“, betonte Ronja Kemmer. Hinzu komme, dass es für den Großteil der Fahrzeuge, die dem Land zugewiesen sind, gar keine Finanzierung gebe. „Wir haben Aufgaben hier durch Spendenmittel zu tragen, die eigentlich staatliche Aufgaben sind“, betonte sie. „Die Arbeit wird so nicht einfacher.“