Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Supermarkt geht gegen Diebstahl vor
Neuer Sicherheitsdienst in Schemmerhofer Supermarkt
(mda) - Beim üblichen Wocheneinkauf bei der Bäckerei Keck und dem Supermarkt Nahkauf in Schemmerhofen waren einige Kunden kürzlich überrascht: In dem familiengeführten Laden stand plötzlich ein Sicherheitsdienst. Eine Maßnahme, die Inhaber Daniel Keck und sein Bruder in Zukunft häufiger ergreifen wollen. Zu oft stimmt ihr Lagerbestand nicht – es wird also geklaut.
Ladendiebstahl gebe es schon immer, schildert Daniel Keck auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung. Aber mehr und mehr stimmen Kasse und Lager nicht überein. „Deswegen mussten wir aktiv werden“, sagt er. Denn das Problem zieht sich dann weiter: Viele Bestellprozesse sind automatisiert. „Wenn der Bestand nicht stimmt, kommt eben keine Ware mehr.“
Verstärkt habe sich das Problem unter anderem seitdem der Markt die Selbstbedienungskassen eingeführt hat, sagt Keck. Aber auch die „verstärkte Geldnot“aufgrund der steigenden Inflation und sonstigen Krisen in der Welt vermutet er hinter den Diebstählen. Geklaut würden in der Regel „einfache Dinge“: Zahnbürsten, Rasierklingen, kleine Deos. „Aber verstärkt eben auch Essen“, sagt Keck.
Mit diesem Problem ist der Supermarkt in Schemmerhofen nicht allein. Die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt für ganz Deutschland: Während in den Corona-jahren und besonders 2021 die Fallzahlen zurückgingen, sind sie 2022 wieder nach oben geschnellt, um fast 35 Prozent auf einmal. Die abschließenden Zahlen für 2023 sind noch nicht veröffentlicht, aber bei Ladendiebstählen liegt auch die Dunkelziffer an Fällen, die gar nicht erst auf dem Schreibtisch eines Polizisten landen, vermutlich hoch.
Das Kölner Handelsinstitut Ehi analysiert daher jährlich die Inventurdifferenzen in mehr als 100 Unternehmen und errechnet daraus Zahlen für das ganze Land. Für 2022 kamen sie so auf einen Verlust von rund 4,6 Milliarden Euro für den Handel und gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte davon durch den Diebstahl durch Kunden entsteht. Der Rest fällt auf Diebstahl durch andere Beschäftigte oder auch Lieferanten oder Fehler in der Organisation zurück.
Mit dem Anstieg bei den Diebstählen geben die Unternehmen laut der Ehi-studie auch wieder mehr Geld für Präventionsmaßnahmen aus – so wie den Sicherheitsdienst in Schemmerhofen. Der wird dort nicht permanent an den Kassen stehen, soll aber zeigen: „So einfach ist es nicht“, sagt Daniel Keck. „Es kommt auch noch ein Detektiv hier ins Haus, um das Ganze weiter einzudämmen“, kündigt er an.
Einfach einen Mitarbeiter als Aufsicht für die Selbstbedienungskassen abzustellen, sei für den kleinen Laden mit 1000 Quadratmetern Fläche nicht rentabel. Deswegen sei auch der Sicherheitsdienst nicht immer da. „Ich hätte ihn gerne jeden Tag da, aber das kostet mich mehr, als die klauen können.“Wer „die“sind, sei dabei sehr durchmischt, auch in der „von Wohlstand gesegneten“Region um Schemmerhofen.
Als der Sicherheitsdienst im Februar für eine Woche testweise da gewesen sei, habe der Supermarkt auch negatives Feedback bekommen, das teilweise auch sehr emotional bis hin zu ausfallend gewesen sei. „Man könne es ja auch übertreiben“, habe Keck immer wieder gehört. Ihm ist es jedoch ungebrochen wichtig, etwas gegen den Ladendiebstahl zu tun – nicht nur, weil dadurch Geld verloren geht und die Mitarbeiter Mehrarbeit haben, um ständig die Bestände zu überprüfen. „Das verletzt mich persönlich, wenn man beklaut wird“, sagt Keck. Seine Familie betreibt seit mehr als 100 Jahren den Laden im Ort.