Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Das Del-dilemma

Augsburger Panther sind sportlich abgestiege­n – Doch erneut wartet eine Hängeparti­e

- Von Erik Roos

(SID) - Christof Kreutzer hatte die Pfiffe der wütenden Fans noch im Ohr, als er genervt auf die nun beginnende Hängeparti­e blickte. „Vielleicht ist das mit dem Auf- und Abstieg nicht zu Ende gedacht“, sagte der Trainer der Augsburger Panther nach dem sportlich verpassten Klassenerh­alt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und fügte neidisch an: „Im Fußball weiß man schnell, wohin die Reise geht.“

Die Panther dagegen wissen mal wieder: nichts. Wie im Vorjahr muss das Schlusslic­ht warten, ob es tatsächlic­h eine Liga tiefer geht. Denn nur wenn die Kassel Huskies oder die Krefeld Pinguine in der DEL2 Meister werden, bedeutet dies den Abstieg des Del-gründungsm­itglieds. Alle anderen Zweitligis­ten haben keine Lizenz beantragt und sind somit nicht aufstiegsb­erechtigt.

Kreutzer nervt vor allem die schwierige Planung für die kommende Saison. „Was ist, wenn Kassel Meister wird, aufsteigt – und Anfang Juni die Lizenz nicht bekommt? Dann bist du wieder drin, hast es aber noch schwerer, das Personal zu bekommen“, sagte der

Chefcoach. Genau dieses Dilemma habe schon vor einem Jahr, als den Ravensburg Towerstars trotz Gewinn der Del-meistersch­aft der Aufstieg verwehrt blieb, die Verhandlun­gen stocken lassen – und als Folge zur nächsten schwachen Saison geführt.

Neue Regeln seien daher unabdingba­r. „Man muss die Situation überdenken. Wenn man sagt: Okay, Auf- und Abstieg gibt es, alles gut. Aber am Ende des Tages wird, egal wer Letzter wird, derjenige immer diese Situation haben“, sagte Kreutzer. „Das ist keine leichte Situation und wird sich leider Gottes nicht ändern.“Die Abstiegsre­gelung der DEL wird seit

Jahren diskutiert. Zwischenze­itlich wurde der Abstieg ganz ausgesetzt, nun ist noch ein Absteiger vorgesehen. Der Meister aus der DEL2 muss hingegen wirtschaft­liche Auf lagen und unter anderem eine Mindestkap­azität für Zuschauer aufbringen, um für einen Aufstieg infrage zu kommen.

Ob Kreutzer in Augsburg in der kommenden Saison – unabhäging von der Liga – noch an Bande stehen wird, ist indes fraglich. Die „Kreutzer raus“-rufe waren nach dem 1:3 gegen die Düsseldorf­er EG nicht zu überhören, auch gegen Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl gab es Sprechchör­e. „Man muss sich den Pfiffen stellen. Diese Situation wollte keiner“, sagte Kreutzer. Ob er weiter machen würde? „Von meiner Seite aus bin ich bereit. Wir können was gutmachen und wieder ein großer Club werden.“

Zunächst aber wartet am Freitag noch die sportlich bedeutungs­lose Aufgabe bei Meister Red Bull München. Ob es für den Vizemeiste­r von 2010 nach 30 Jahren die vorerst letzte Del-partie wird, bleibt abzuwarten. „Wir werden sehen, was in den nächsten Tagen und Wochen passiert“, sagte Kreutzer. Oder auch Monaten.

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FOTO: IMAGO Christof Kreutzer

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