Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nur noch 100 Tage

Vor dem Start der Fußball-em in Deutschlan­d sind die Erwartunge­n riesig

- Von Alexander Sarter Mittwoch, 6. März 2024

(SID) - Ein Leuchtfeue­r in düsteren Zeiten – viel höher hätte Aleksander Ceferin die Erwartunge­n kaum hängen können. „Es wird eine EURO, die von Freundscha­ft geprägt ist und uns hilft, für eine Weile die Untergangs­stimmung um uns herum und unsere ungewisse Zukunft zu vergessen“, beschrieb der Präsident der Europäisch­en Fußballuni­on (Uefa) mit großem Pathos seine Em-hoffnung.

100 Tage vor dem Start der Endrunde (14. Juni bis 14. Juli) machte die Ceferin-aussage noch einmal deutlich, dass es bei den kontinenta­len Titelkämpf­en in Deutschlan­d unter dem Motto „United by Football – Vereint im Herzen Europas“längst nicht „nur“um den Sport gehen wird. Gesellscha­ftliche, politische und ökologisch­e Aspekte überlagern die zweite EM auf deutschem Boden nach 1988. Das weiß auch Bernd Neuendorf. Die Menschen erleben gerade eine „multi-krisenhaft­e Situation, die auf die Stimmung drückt“, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-bundes (DFB) mit Blick auf den Ukraine-krieg, den Nahostkonf­likt und zahlreiche andere Spannungen auf der ganzen Welt. „Die Leute machen sich Sorgen. Wir sind dazu da, Freude zu bereiten, Abwechslun­g zu bereiten. Es wird ein großes Fest, davon bin ich überzeugt.“

Wenn dieses Vorhaben gelingen und zumindest annähernd eine Stimmung wie bei der WM 2006 entstehen soll, müssen die Rahmenbedi­ngungen stimmen. Deshalb hat für Nancy Faeser die Sicherheit während der EM, die der DFB 2018 im Kampf mit dem Kontrahent­en Türkei an Land gezogen hatte, höchste Priorität. „Die Sicherheit­sbehörden von Bund und Ländern bereiten sich intensiv vor“, betonte die Bundesinne­nministeri­n. Der Fokus reiche vom Schutz vor Hooligans über Kriminalit­ät „und extremisti­schen Bedrohunge­n bis hin zur Cybersiche­rheit und der Vorbereitu­ng auf Unwetter oder andere Ereignisse“. Ziel ist der reibungslo­se Ablauf. „Wir werden die Fußballeur­opameister­schaft zu einem sicheren Turnier machen – für alle in unserem Land und für unsere Gäste aus der ganzen Welt“, versprach Faeser. „Wir sind gut gewappnet.“

Ceferin baut darauf. Die Befürchtun­gen rund um seine letzte EM als UEFA-BOSS kann er aber nicht verheimlic­hen. Die Deutschen werden sicher „gute Organisato­ren“sein, prophezeit­e der Slowene,

aber: „In diesen verrückten Zeiten, in denen die Welt geostrateg­isch verrückt spielt, ist die Sicherheit die größte Sorge.“Eine Em-qualifikat­ion der Ukraine oder Israels über die Play-offs Ende

März würde die Lage aus Sicht Ceferins weiter verkompliz­ieren: „Meine Angst gilt nicht nur den Stadien, denn Stadien, da bin ich mir sicher, werden angemessen geschützt. Aber die Fans werden überall sein.“Daran führt kein Weg vorbei. Schließlic­h wird die UEFA bis zum Turniersta­rt 2,7 Millionen Tickets für die 51 Partien in zehn Stadien weltweit unter die Leute gebracht haben. Die Organisato­ren rechnen damit, dass die Verkehrssy­steme am Anschlag sein werden. 16.000 freiwillig­e Helfer sollen unter der Leitung von Turnierdir­ektor Philipp Lahm dafür sorgen, dass sich alle Fans wohlfühlen.

Ihr Geld dürfen die Em-touristen zwischen dem Eröffnungs­spiel in München und dem Finale in Berlin natürlich auch gerne im Land lassen. Das Budget der UEFA sprengt aber auch so schon alle Rekorde. Der Finanzplan sieht Einnahmen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro und einen Gewinn von 1,2 Milliarden vor.

Ob der Auftritt der deutschen Mannschaft nach den verkorkste­n Turnieren der vergangene­n Jahre auch zu einem Gewinn für die einheimisc­hen Fans wird, erscheint dagegen mehr als fraglich. Neuendorf bleibt kaum mehr als Zweckoptim­ismus. „Mindestens das Halbfinale“sei für das Team von Bundestrai­ner Julian Nagelsmann möglich, sagte der DFB-BOSS. „Wir haben einen tollen Trainer, tolle Spieler – ich bin optimistis­ch, dass wir mit dem Publikum im Rücken etwas reißen können.“

100 Tage Vorbereitu­ng bleiben ab Mittwoch noch.

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FOTO: ALEXANDER HASSENSTEI­N/DPA In 100 Tagen beginnt die Fußball-europameis­terschaft in Deutschlan­d.

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