Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
VHS braucht Räume in Bad Schussenried
Stadt und Kreis sehen sich nicht in der Pflicht – Warum laut VHS die Zeit drängt
- Eigentlich will die Volkshochschule (VHS) den Menschen die Möglichkeit geben, die verschiedensten Kurse zu besuchen, von Fitness über Töpfern bis zu Sprachkursen. In Bad Schussenried tut sich die VHS Oberschwaben allerdings schwer, schildert Geschäftsführerin Barbara Holly. Denn: Die VHS hat in der Stadt keine eigenen Räume. Das könnte zu einem immer größeren Problem werden, warnt sie.
Kürzlich einigte sich die Stadt nach langen Verzögerungen mit dem Land darauf, im Kloster Räume für das Jugendhaus anzumieten. Immer wieder war am Rande dieser Verhandlungen die Rede davon, dass die VHS ins Obergeschoss darüber ziehen könnte. Doch der Mietvertrag jetzt sieht keine eigenen Räume für die VHS mehr vor, bestätigte Bürgermeister Achim Deinet (SZ berichtete).
Das sei keine neue Entwicklung, schildert er nun auf erneute Rückfrage. Das erste Obergeschoss im alten Kloster sei schon seit sieben Jahren nicht mehr für die VHS in der Diskussion, weil es vermietet sei, und der zweite Stock sei nur im Rohbauzustand. Der Mietvertrag für das Jugendhaus sei daher „keinerlei Entscheidung“gegen die VHS und es würden „Überlegungen mangels anderer Alternativen wegen der laufenden Schulsanierung“stattfinden.
Denn bisher hat die VHS einen „Gastzugang“zu den Schulen und einigen Räumen im Kloster für ihre Kurse. Aber das reicht nicht aus, sagt Barbara Holly. Denn die VHS sei auch Träger der Sprach- und Integrationskurse für Geflüchtete. Wenn nun die neue Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Bad Schussenried belegt werde, weiß sie aber nicht, wie sie die anbieten soll. Denn da brauche
sie vier Tage die Woche, jeweils vor- und nachmittags, für vier Stunden einen Raum. Eine gemeinsame Nutzung mit dem Jugendhaus oder einer Schule sei da schlicht nicht möglich.
Wann genau der Landkreis Gef lüchtete in Bad Schussenried unterbringen wird, ist noch nicht sicher. „In der Unterkunft sind derzeit noch Arbeiten notwendig, außerdem ist die Belegung von der Entwicklung der Zuweisungen der nächsten Wochen und Monate abhängig“, erklärt Pressesprecher Philipp Friedel. Bis zu 70 Personen könnten dann auf dem Gelände des ZFP unterkommen.
„Der Ball liegt jetzt zwischen Stadt und Landratsamt“, findet Barbara Holly dazu, wie diesen Menschen dann Kurse angeboten werden sollen. Denn zwar sind es Geflüchtete aus dem Verantwortungsbereich
des Landkreises, der Verbandsvertrag der VHS sage aber, dass es Aufgabe der Stadt sei, ihr kostenlos Räume zur Verfügung zu stellen.
Der Landkreis wisse um die „Problematik“mit der schwierigen Raumsituation in Bad Schussenried, sagt Sprecher Friedel. Eventuelle Lösungsmöglichkeiten würden derzeit intern besprochen. Es gebe keinen festen Zeitrahmen, in dem die Gef lüchteten nach ihrer Unterbringung in der GU mit einem Kurs beginnen müssten. Das müsse auch nicht grundsätzlich am Standort der Unterkunft sein. „Es ist durchaus üblich, dass Gef lüchtete Kurse in einer anderen Stadt oder Gemeinde besuchen“, sagt Friedel.
Selbst wenn es für die Integrationskurse eine Lösung geben sollte, ist Barbara Holly mit der Situation
nicht glücklich. „Das ändert ja nichts daran, dass wir für die VHS keine Räume haben.“Das erschwere auch die Planung seit geraumer Zeit und auch für die kommenden Semester. In Bad Schussenried könnten sie nicht viele Kurse anbieten, und kaum neue, weil einfach der Platz fehle. Dadurch seien bereits Marktanteile verloren gegangen.
Langfristig könnte das sogar dazu führen, dass die VHS weniger finanzielle Unterstützung vom Land bekomme, da der Landeszuschuss anhand der durchschnittlich geleisteten Unterrichtseinheiten berechnet wird. Ihre Warnungen diesbezüglich würden jedoch nicht gehört. „Es scheint offensichtlich nicht zu interessieren, was mit der VHS in Schussenried ist“, sagt sie enttäuscht.