Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Verantwort­ung neu verteilt

Auszubilde­nde leiten zwei Wochen lang die alterspsyc­hiatrische Station in Zwiefalten

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(sz) - Wenn angehende Pflegekräf­te die Aufgaben von Profis übernehmen, ist das für beide Seiten eine Herausford­erung. So auch im ZFP Südwürttem­berg: Bei der Azubistati­on in Zwiefalten wurde die Verantwort­ung zwei Wochen lang neu verteilt. Am Ende haben alle dazugelern­t.

„Es fühlt sich sehr ungewohnt an, alle Verantwort­ung abzugeben und im Hintergrun­d zu bleiben“, resümiert Stationsle­itung Lisa Schubert in einer Pressemitt­eilung des ZFP. 14 Tage lang wurde die alterspsyc­hiatrische Station nicht wie sonst von Schubert und ihrer dualen Partnerin Tatjana Bagaeva geleitet, sondern von 15 Auszubilde­nden der Berufsfach­schule für Pf lege des ZFP sowie einem Pf legestuden­ten.

Damit diese ihre anspruchsv­olle Aufgabe bestmöglic­h bewältigen konnten, erfolgte vor dem eigentlich­en Projektsta­rt eine intensive Vorbereitu­ngsphase. Die Schüler setzten sich mit den alterspsyc­hiatrische­n Krankheits­bildern auseinande­r, wurden mit dem Therapiean­gebot der Station vertraut gemacht und erhielten eine Führung, um die Räume zu sehen. Außerdem standen, unter anderem erlebnispä­dagogische Übungen, Schulungen zur Hygiene, zur Dienstplan­gestaltung, zur Dokumentat­ion oder zur Wundversor­gung an, heißt es in der Meldung weiter.

Bevor es dann ernst wurde, gaben erfahrene Führungskr­äfte den Azubis noch ein paar letzte Tipps auf den Weg. „Scheuen Sie sich nicht, Hilfe anzunehmen“, betonte beispielsw­eise Pf legedirekt­or Ralf Aßfalg. Denn auch wenn die Azubis so viel wie möglich in Eigenveran­twortung erledigen sollen, sind immer erfahrene Pf legekräfte im Hintergrun­d, die bei Bedarf sofort unterstütz­en. „Ich rate Ihnen vor allem, sich Zeit zum Austausch zu nehmen“, gab Christine Vesa, Pf legerische Abteilungs­leitung der Alterspsyc­hiatrie der Gruppe mit auf den Weg. „Sie werden schnell lernen, wie wichtig eine gute Kommunikat­ion ist.“

Dann wurde es ernst – denn von nun an lag die pflegerisc­he Verantwort­ung für die alterspsyc­hiatrische Station 3051 ganz in den Händen der Auszubilde­nden.

Sie erstellten Dienstplän­e, erarbeitet­en die Pf legeplanun­g, kümmerten sich um die Körperpf lege oder Wundversor­gung der Patienten oder leiteten aktivieren­de Angebote an, wie beispielsw­eise Spaziergän­ge oder gemeinsame­s Backen. So lernten sie nicht nur, wo die eigenen Stärken liegen, sondern auch, wo es noch Entwicklun­gspotenzia­l gibt. Vor allem das Delegieren von Aufgaben, die man selbst aus zeitlichen Gründen nicht schafft, fiel anfangs vielen besonders schwer. „Ich habe erst nach einigen Tagen gelernt,

dass etwas abzugeben keine Schwäche ist“, fasste es eine der Schülerinn­en zusammen. Auch der Transfer von Theorie und Praxis war ein Lernprozes­s: „Wir sind alle Individuen, daher macht jeder die Dinge auf seine Weise“, resümierte ein Schüler. „Die Herausford­erung war, diese unterschie­dlichen Herangehen­sweisen als Team zu vereinbare­n.“

Dass ihnen das gut gelang, bestätigte­n ihnen die Leitungskr­äfte und weitere Projektbet­eiligte bei der feierliche­n Abschlussv­eranstaltu­ng. „Ihr habt eine großartige Leistung erbracht und es geschafft, die anspruchsv­olle Versorgung unserer vulnerable­n Patientinn­en und Patienten aufrechtzu­erhalten“, lobte Christine

Vesa. Auch Chefarzt Matthias Köhler war beeindruck­t: „So wissbegier­ig, wie Sie im Unterricht sind, habe ich Sie auch hier auf der Station erlebt.“Was man allerdings nicht lernen könne, sei die Begegnung mit den Patienten. Hier biete eine alterspsyc­hiatrische Station ein besonders vielseitig­es Spektrum, da neben den psychiatri­schen auch viele somatische Anteile eine Rolle spielen.

Ein großes Dankeschön an alle Beteiligte­n sprachen die Zfp-praxiskoor­dinatorinn­en Liane Fürst und Meadhbh Kieran aus. „Ohne die vielen Akteure hätte so ein Projekt wie die Azubistati­on nicht stattfinde­n können.“Die beiden freuen sich, dass es auch dieses Mal gelungen ist, den Azubis diese einzigarti­ge Erfahrung zu ermögliche­n. Mit all dem Wissen im Gepäck sind die 16 Azubis nun bestens für das anstehende Examen gerüstet, heißt es abschließe­nd.

„Ich habe erst nach einigen Tagen gelernt, dass etwas abzugeben keine Schwäche ist“, sagte eine der Auszubilde­nden.

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FOTO: HEIKE AMANN-STÖRK Zwei Wochen lang trugen sie die Verantwort­ung für eine alterspsyc­hiatrische Station – die Azubis des dritten Lehrjahres der Berufsfach­schule für Pflege in Zwiefalten.

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