Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Jubiläum am Federsee mit vielen Aktionen
Am 1. Mai wird das 85. Jubiläum des Naturschutzgebietes gefeiert
(sz) - Das Naturschutzgebiet Federsee wird 85 Jahre alt. Damit ist es eines der ältesten Naturschutzgebiete in Baden-württemberg. Anlässlich dieses Jubiläums informieren das Regierungspräsidium Tübingen und das Nabu-naturschutzzentrum Federsee am 1. Mai gemeinsam in Bad Buchau über die Geschichte des Naturschutzes und aktuelle Projekte. Das Ökomobil des Regierungspräsidiums bietet Mitmachaktionen für Familien an.
Das „wohl schönste und wissenschaftlich anziehendste Moor Süddeutschlands“nannte der Buchauer Lehrer und Naturkenner Dr. Gerhard Haas das Federseemoor in einer Veröffentlichung anlässlich des zehnten Jahrestags der Ausweisung. Intensive Schutzbemühungen des staatlichen und privaten Naturschutzes, weiterer Behörden, aber auch von vielen engagierten Einzelpersonen tragen seither dazu bei, die Einzigartigkeit des größten Moores in Südwestdeutschland zu erhalten. Heute ist es auch ein Teil von „Natura 2000“, dem Netz der europaweit schützenswerten Gebiete.
Für viele besondere, auf Moore spezialisierte Tier- und Pf lanzenarten ist die oberschwäbische Riedlandschaft bei Bad Buchau
der wichtigste oder sogar einzige Standort im Land. Dazu gehören das Braunkehlchen, die Rohrweihe und der Schilfrohrsänger, der Goldene Scheckenfalter oder Eiszeitrelikte wie die Uralameise und das Karlszepter. Wege und Stege mit Aussichtspunkten und Infotafeln ermöglichen schonenden Naturgenuss – ergänzt durch die Führungen des Nabu-naturschutzzentrums Federsee. Das Naturschutzzentrum betreut das Federseemoor naturschutzfachlich im Auftrag des Landes und dient Besucherinnen
und Besuchern als Anlaufstelle vor Ort.
Am 1. Mai 2024 informieren das Regierungspräsidium Tübingen und das Nabu-naturschutzzentrum am Federseeparkplatz in Bad Buchau über die Geschichte des Naturschutzes und aktuelle Projekte am Federsee. Jeweils um 10.30 Uhr und um 14 Uhr laden die Gebietsverantwortlichen zu kostenlosen öffentlichen Führungen über den Federseesteg ein. Treffpunkt ist am Ökomobil. Begleitend gibt es von 10 bis 16 Uhr unterhaltsame Mitmachaktionen
für Familien. Auch abseits des Aktionstages können sich Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung des Nabunaturschutzzentrums über aktuelle Beobachtungshighlights informieren. Darüber hinaus bietet das Naturschutzzentrum rund ums Jahr zahlreiche öffentliche Veranstaltungen und ein umfangreiches buchbares Angebot für Gruppen an.
Die Anfänge des Naturschutzes am Federsee reichen über 100 Jahre zurück: 1911 kaufte die Nabugründerin Lina Hähnle erste
Moorflächen nördlich von Buchau. Am 15. Juni 1939 schließlich wurde der zentrale Teil des Federseeriedes als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Inzwischen sind knapp 3000 Hektar rund um den See als Vogelschutzgebiet ausgewiesen, weite Teile davon auch als FFH- und Naturschutzgebiete.
Schon 1950 begannen die Bemühungen zum Erhalt der von der Landwirtschaft aufgegebenen ehemaligen Streuwiesen. 1998 und 2009 gelang es der staatlichen Naturschutzverwaltung, umgerechnet rund 2,9 Millionen
Euro aus dem Life-natur-programm der EU an den Federsee zu holen. Rund 450 Hektar ausgetrocknete, ehemals entwässerte Moorböden konnten renaturiert werden. Dies verbesserte nicht nur die Lebensbedingungen für besondere Moorarten, sondern auch die Erhaltungsbedingungen der archäologischen Bodendenkmale, die sich durch Entwässerung buchstäblich in Luft auflösen. Aktuell plant die Naturschutzverwaltung im westlichen Teil des Federseeriedes (Betzenweiler Ried) weitere öffentliche Flächen zusammen zu legen und zu revitalisieren.
Meilensteine in der Naturschutzgeschichte vor Ort sind auch die Erhaltung der traditionellen Streuwiesennutzung und die Etablierung der örtlichen Landwirtschaft als Partner des Naturschutzes – und natürlich die Sanierung des Federsees. Seit 2008 ist das Wasser dank der installierten Ringleitung wieder ganzjährig klar, verschmutzungsbedingt verschwundene Arten sind zurückgekehrt. Die aus den 1970ern bekannten, stinkenden Schaumkronen auf leuchtgrüner Algensuppe, die auch den Tourismus bedrohten, kann man sich heute nicht mehr vorstellen.