Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neues Kloster wird grundlegend modernisiert
Barrierefrei, digitaler, moderner – Das Bad Schussenrieder Klostergelände wird fit gemacht für die Große Landesausstellung 2025
- Wer momentan das Kloster Schussenried besucht, muss sich auf staubige Füße und Baulärm einstellen, denn das gesamte Haus ist eine einzige große Baustelle. Das Gebäude wird 2024 grundlegend saniert. Pünktlich zum Beginn der Großen Landesausstellung 2025 werden das Neue Kloster, die Klosterarkaden und sogar das Törle in neuem Glanz erstrahlen. Da noch bis Mai im Kloster die Begleitausstellung zum Heiligen Grab zu sehen ist, ist das Museum weiterhin geöffnet. Dennoch müssen Besucher in den nächsten Monaten mit Einschränkungen rechnen, denn die Umbauarbeiten sind umfangreich.
Das zeigt sich bereits im Eingangsbereich. Die meterhohen Glastüren, die sich bisher direkt vor den Kassen befanden, sind entfernt. Restauratoren haben an dieser Stelle das Mauerwerk aufgeklopft und dicke Schlitze eingezogen. In diese werden neue rauchdichte Glastüren eingesetzt, die dann bis an die Decke gehen und den Flur und den dahinter liegenden Trakt in einen geschlossenen Raum verwandeln. Im Brandfall ist der Bereich damit rauchdicht abgeschlossen. „Mit dieser Maßnahme bringen wir den Brandschutz auf den neuesten Stand“, erläutert Joachim Moll, Leiter der Klosterverwaltung Wiblingen/schussenried. Diese neuen Brandschutztüren aus Glas werden auf allen Stockwerken eingebaut. An mehreren
Stellen mussten daher in den Stuck in den Decken die Schlitze eingezogen werden, was in den vergangenen Wochen viel Lärm verursacht hat.
Eine weitere grundlegende Veränderung ist, dass die sanitären Anlagen im Erdgeschoss komplett erneuert werden und um eine barrierefreie Toilette ergänzt werden. Diese Arbeiten sind im Moment in vollem Gange. Parallel dazu wird es auf der Rückseite des Hauptgebäudes künftig einen direkten barrierefreien Zugang über eine Rampe ins Erdgeschoss geben, was für Rollstuhlfahrer eine enorme Erleichterung bedeutet. Für sie war der Zugang zum Haus bisher sehr kompliziert.
Ebenso wird es Gehbehinderten künftig möglich sein, die Gastronomie im Chorherrenkeller zu besuchen, denn der gesamte Inbel
nenhof wird umgestaltet. Der Brunnen vor dem östlichen Flügel wird entfernt und der Eingang zur Gastronomie ebenfalls so umgebaut, dass er über eine Rampe erreichbar ist. Zeitnah wird daher auch ein neuer Pächter für den Chorherrenkeller gesucht.
Im Neuen Kloster erhält das Treppenhaus einen neuen Teppich in einem leuchtenden Rot. In einem kleinen Abschnitt ist dieser bereits verlegt – und hebt sich deutlich gegenüber dem bisherigen Beige-braun ab. Die meiste Arbeit wird in die Ausstellungsräume im ersten und zweiten Stock gesteckt: Diese befinden sich momentan im Rohzustand, die Böden wurden herausgerissen und die Decken geöffnet. Im ersten Stock wurde in einem der vorderen Räume ein großer Server installiert, der Hunderte gelbe Ka
beherbergt. „Unzählige Meter an Kabel werden in diesen Tagen verlegt, damit in allen Ausstellungsräumen zukünftig mit den neuen Medien gearbeitet werden kann“, erklärt Moll und zeigt auf die Kabel, die aus der Decke hängen und in allen Ecken liegen.
Das Haus erhält ein komplett überarbeitetes Beleuchtungskonzept, weswegen momentan in allen Räumen neue Beleuchtungsleisten angebracht werden. Um sicherzustellen, dass die teils empfindlichen Exponate nicht beschädigt werden, wird zudem bereits jetzt getestet, wie die Räume im Sommer optimal gekühlt werden können.
Eine Neuerung, die für die Schussenrieder besonders interessant sein dürfte: Der Magnuskleber-saal (Glassaal) im Erdgeschoss wird so umgestaltet, dass
er künftig als Veranstaltungsraum genutzt und vermietet werden kann. Bisher hallt es in dem Raum sehr stark, weswegen er wenig genutzt wurde. Jetzt erhält er eine Akustikdecke, neue Medientechnik und eine neue Beleuchtung.
Neu ist auch, dass die Klosterarkaden besser in das Gelände integriert werden sollen. Diese sind momentan nur über eine Wiese zu erreichen. Bis 2025 soll ein direkter befestigter Weg von den Parkplätzen dorthin führen. Zudem sollen die Wege innerhalb des Klosterareals besser beleuchtet werden, sodass das gesamte Gelände Tag und Nacht genutzt werden kann. Der jetzige Schotterparkplatz wird ebenfalls so hergerichtet, dass er besser genutzt werden kann. Und nicht zuletzt erhält das Törle einen neuen
Anstrich und wird von außen hergerichtet.
„Es ist ein ambitioniertes Programm, dies alles bis April 2025 zu stemmen, doch wir sind zuversichtlich, dass wir das schaffen“, sagt Tilmann Häcker, Leiter des Ulmer Liegenschaftsamts Vermögen und Bau. Für die Umbauarbeiten im Inneren seien drei Millionen Euro veranschlagt, für die Außenarbeiten fünf Millionen Euro. Zusammen mit den Umbauarbeiten am Gebäude Klosterhof 3, wo der Schussenrieder Polizeiposten 2025 einziehen soll, investiere das Land derzeit zehn Millionen Euro in Bad Schussenried.
„Wir sind froh“, sagt Jan Warnecke, Gesamtprojektleiter vom Landesmuseum Württemberg, „dass die Große Landesausstellung den Impuls bringt, das Klostergebäude und das Gelände strukturell zu entwickeln. Damit entsteht auch für die Stadt und die Region nachhaltig ein Mehrwert.“Die intensive Erweiterung der digitalen Leistungsfähigkeit der Ausstellungsräume werde helfen, ein modernes und beeindruckendes Ausstellungserlebnis zu bieten, erläutert Warnecke, denn neben den Ki-generierten Hauptcharakteren, die die Konf likte zwischen den Streitparteien von 1525 erläutern, werde so auch die Möglichkeit geschaffen, die Audiotour durch die Ausstellung per Gratis-app zu nutzen sowie das Raumklima und die Sicherheit in Echtzeit zu überwachen. Ein Jahr vor der Eröffnung merke man schon jetzt: Hier entsteht etwas Großes.