Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fragile Brücken, tiefe Gräben
er Stempel „historisch“passt auf den Amerika-Gipfel in Panama. Der Kontinent hat am Wochenende einen Schritt nach vorne gemacht und das 20. Jahrhundert hinter sich gelassen.
Lateinamerika und die USA haben sich so weit angenähert wie nie zuvor. Es ist in erster Linie ein Verdienst Obamas, der erstmals auf Augenhöhe mit den Staaten geredet hat, die Washington gerne als seinen „Hinterhof“verunglimpft. Nun müssen den hehren Worten Taten folgen. Washington muss die Annäherung mit Kuba vorantreiben, das Land von der Terrorliste streichen, das Embargo aufheben. Aber auch Kuba muss im Inneren mehr Demokratie zulassen. Wer Gerechtigkeit fordert, muss sie
Dauch geben. Wie weit der Weg dorthin auf der Insel noch ist, zeigen die Raufereien zwischen Oppositions- und Regierungsanhängern in Panama. Auf dem Gipfeltreffen sind Brücken gebaut worden, aber es ist auch klar geworden, wie tief mancherorts noch die Gräben sind.
Einziger Stolperstein für ein gelungenes Regionaltreffen bleibt der Konflikt zwischen Venezuela und den USA. Viele Gipfelteilnehmer geißelten die Sanktionen Washingtons gegen Caracas, aber sie erhoben nicht die Stimme für die politischen Gefangenen in Venezuela. Präsident Nicolás Maduro ist der einzige Staatschef, der am spaltenden Diskurs festhält.