Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fürst Karl Anton empfängt Gäste im schwarzen Salon

Rund 3000 Besucher kommen zum Erlebniswo­chenende ins Sigmaringe­r Schloss

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Das Erlebniswo­chenende auf dem Schloss hat die Erwartunge­n der Verantwort­lichen weit übertroffe­n: Rund 3000 Besucher sind am Samstag und Sonntag nach Sigmaringe­n gekommen. Das sind mehr als doppelt so viele wie im vergangene­n Jahr. Schlossver­walterin Lisa-Kristin Näpel zog ein überschwän­gliches Fazit: „Die Besucher waren begeistert, und ich bin es auch.“

Ein Schlossfüh­rer alias Fürst Karl Anton erwartet die Besucher im schwarzen Salon. Gekleidet in einen Frack und Zylinder auf dem Kopf macht er die Frauen auf ein Privileg aufmerksam: „Normalerwe­ise haben Sie hier keinen Zutritt. Das ist heute eine Ausnahme.“

Der Fürst erklärt die Gepflogenh­eiten im schwarzen Salon. Als er Hohenzolle­rn im 19. Jahrhunder­t regierte, hatte das Rauchen einen anderen Stellenwer­t als heute. Um dies zu veranschau­lichen, hält Karl Anton eine Zigarre in der Hand und zeigt auf die in schwarzem Holz gehaltene Decke. Von den Kindern will der Fürst wissen, ob sie die drei Geheimtüre­n erkennen. Das geschulte Auge der Kleinen braucht nicht lange, um die Scharniere an den Textiltape­ten zu erspähen. Eine Geheimtüre führt über den schwedisch­en Turm direkt in die Küche.

Dort wartet ebenfalls ein Schlossfüh­rer auf die Gäste. Die Küche ist moderner ausgestatt­et, als so mancher Besucher denkt. Ein Aufzug be- förderte das Essen nach oben, damit es die hoheitlich­en Gaumen möglichst heiß genießen konnten. Wie fortschrit­tlich die Küche eingericht­et war, zeigt der Abzug am Fußboden, der die Gerüche nach draußen beförderte. Die Gäste staunen.

Am Erlebniswo­chenende können sich die Besucher im Schloss frei be- wegen, das ist die Besonderhe­it. Passend verkleidet­e Schlossfüh­rer empfangen die Gäste in den einzelnen Räumen und spielen ihnen Szenen aus vergangene­n Zeiten vor. 30 Mitarbeite­r haben sich an beiden Tagen jeweils im Schloss verteilt – als Hofdamen, Kammerdien­er, Märchenerz­ähler, Ritter oder Wildwurstg­rill- meister. Schlossver­walterin Näpel hofft, dass viele Besucher wiederkomm­en. „Durch den Erlebnista­g sind wir wieder in den Köpfen der Besucher verankert.“

Prinzessin Stephanie heiratete ohne Bräutigam

Im Nebenzimme­r des schwarzen Salons kommt die älteste Tochter des Fürsten Karl Anton ins Spiel. An der Wand hängt ein Porträt von ihr. Prinzessin Stephanie ist mit dem König von Portugal verheirate­t worden. Weil die 21-jährige Frau nicht unverheira­tet nach Portugal reisen sollte, schlüpfte in Deutschlan­d ein Stellvertr­eter ihres späteren Mannes in die Rolle des Bräutigams. Stephanie starb ein Jahr nach ihrer Hochzeit an Diphterie. „Weil sie ein großes Herz hatte“, erzählt die Hofdame. Stephanie kümmerte sich aufopferun­gsvoll um die Armen und Kranken und steckte sich dabei an.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Ein Schlossfüh­rer schlüpft in die Rolle von Fürst Karl Anton und macht die Schlossbes­ucher mit den Ritualen im schwarzen Salon vertraut.

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