Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fürst Karl Anton empfängt Gäste im schwarzen Salon
Rund 3000 Besucher kommen zum Erlebniswochenende ins Sigmaringer Schloss
SIGMARINGEN - Das Erlebniswochenende auf dem Schloss hat die Erwartungen der Verantwortlichen weit übertroffen: Rund 3000 Besucher sind am Samstag und Sonntag nach Sigmaringen gekommen. Das sind mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Schlossverwalterin Lisa-Kristin Näpel zog ein überschwängliches Fazit: „Die Besucher waren begeistert, und ich bin es auch.“
Ein Schlossführer alias Fürst Karl Anton erwartet die Besucher im schwarzen Salon. Gekleidet in einen Frack und Zylinder auf dem Kopf macht er die Frauen auf ein Privileg aufmerksam: „Normalerweise haben Sie hier keinen Zutritt. Das ist heute eine Ausnahme.“
Der Fürst erklärt die Gepflogenheiten im schwarzen Salon. Als er Hohenzollern im 19. Jahrhundert regierte, hatte das Rauchen einen anderen Stellenwert als heute. Um dies zu veranschaulichen, hält Karl Anton eine Zigarre in der Hand und zeigt auf die in schwarzem Holz gehaltene Decke. Von den Kindern will der Fürst wissen, ob sie die drei Geheimtüren erkennen. Das geschulte Auge der Kleinen braucht nicht lange, um die Scharniere an den Textiltapeten zu erspähen. Eine Geheimtüre führt über den schwedischen Turm direkt in die Küche.
Dort wartet ebenfalls ein Schlossführer auf die Gäste. Die Küche ist moderner ausgestattet, als so mancher Besucher denkt. Ein Aufzug be- förderte das Essen nach oben, damit es die hoheitlichen Gaumen möglichst heiß genießen konnten. Wie fortschrittlich die Küche eingerichtet war, zeigt der Abzug am Fußboden, der die Gerüche nach draußen beförderte. Die Gäste staunen.
Am Erlebniswochenende können sich die Besucher im Schloss frei be- wegen, das ist die Besonderheit. Passend verkleidete Schlossführer empfangen die Gäste in den einzelnen Räumen und spielen ihnen Szenen aus vergangenen Zeiten vor. 30 Mitarbeiter haben sich an beiden Tagen jeweils im Schloss verteilt – als Hofdamen, Kammerdiener, Märchenerzähler, Ritter oder Wildwurstgrill- meister. Schlossverwalterin Näpel hofft, dass viele Besucher wiederkommen. „Durch den Erlebnistag sind wir wieder in den Köpfen der Besucher verankert.“
Prinzessin Stephanie heiratete ohne Bräutigam
Im Nebenzimmer des schwarzen Salons kommt die älteste Tochter des Fürsten Karl Anton ins Spiel. An der Wand hängt ein Porträt von ihr. Prinzessin Stephanie ist mit dem König von Portugal verheiratet worden. Weil die 21-jährige Frau nicht unverheiratet nach Portugal reisen sollte, schlüpfte in Deutschland ein Stellvertreter ihres späteren Mannes in die Rolle des Bräutigams. Stephanie starb ein Jahr nach ihrer Hochzeit an Diphterie. „Weil sie ein großes Herz hatte“, erzählt die Hofdame. Stephanie kümmerte sich aufopferungsvoll um die Armen und Kranken und steckte sich dabei an.