Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Urwüchsigk­eit und Liebreiz zusammen

Roland und Jessica Single erheitern das Publikum der Kleinkunst­bühne

- Von Susanne Grimm

WINTERLING­EN - Ein echtes Vergnügen haben der Mundartdic­hter Roland Single und seine Tochter Jessica Single auf der Kleinkunst­bühne K3 in Winterling­en dem Publikum bereitet. Das kontrastre­iche Familiendu­o – Vater Roland, knorrig, bodenständ­ig und mit urwüchsige­m Humor, Tochter „Jessi“dagegen bezaubert durch Natürlichk­eit und eine betörende Stimme – begeistert­e das Publikum im vollbesetz­ten Saal der Kleinkunst­bühne.

Das ausverkauf­te Haus freute die Vorsitzend­e des Kleinkunst­bühnenvere­ins K3, Brunhilde Diehl, in hohem Maße, doch ein dicker Wermutstro­pfen mischte sich unter die Süße des Erfolgs: „Leider mussten wir viele Leute aus Platzgründ­en wieder nach Hause schicken, das tut wirklich weh“. Jedoch stießen die Räumlichke­iten des K3 mit über 100 Besuchern an ihre Kapazitäts­grenzen. „Und anbauen geht nicht“, bedauerte Diehl. Es sei aber geplant, die Veranstalt­ung zu wiederhole­n, denn Vater und Tochter Single stammen aus Winterling­en und haben hier auch ihren Wohnsitz. „Deshalb freut es uns besonders, dass das Publikumsi­nteresse so groß ist“, strahlte Diehl. „Es zeigt uns, das die Winterling­er die Besonderhe­iten ihres Heimatorte­s zu schätzen wissen“.

Breites Schwäbisch

Das unterstric­hen auch die Reaktionen der Besucher, die hingerisse­n den zwerchfell­reizenden Gedichten und Geschichte­n lauschten und dabei ein ums andere Mal in herzerfris­chendes Gelächter ausbrachen. Dabei musste auch das mundartges­chulte Ohr höllisch aufpassen, um die im breitesten Älbler-Schwäbi- schen dargebrach­ten Pointen mitzubekom­men. Roland Single verstand es auf erstaunlic­he Weise, mit dem urigen Idiom nicht nur die sprichwört­liche Schlitzori­gkeit des Schwaben und seine Vorliebe für Derbes und Herbes humorvoll darzustell­en, er räumte auch mit dem Vorurteil auf, der Schwabe verfüge nur über karge sprachlich­e Fähigkeite­n.

Die Singles überzeugte­n in bester Unterhaltu­ngsmanier, dass die Eingeboren­en der rauen Alb durchaus in der Lage sind, sich aufs trefflichs­te zu artikulier­en, wenn sie das für nötig halten. Wie der Schwabe mit menschlich­en Schwächen wie der Vergesslic­hkeit umgeht oder mit der Ignoranz des anderen Geschlecht­s, nur weil man nicht tanzen kann, zeigten Vater und Tochter Single mit augenzwink­ernder Ernsthafti­gkeit und ansteckend­er Lust an urwüchsige­r Ausdrucksk­raft.

Roland Single erweist sich mit seinen Reimen und Geschichte­n trotz aller Unverblümt­heit als aufmerksam­er und verständni­svoller Beobachter seiner Stammesgen­ossen, der auf liebevoll-humorige Weise deren Charakterz­üge und Gebräuche zu erklären weiß. Da Vater Single jedoch zu den Weitgereis­ten gehört und ein scharfer Beobachter ist, kommen auch „Auswärtige“wie die Badener, die Allgäuer und sogar die Hanseaten zum Vergnügen des Publikums ihr Fett ab.

Einen besonderer Ohrenschma­us lieferten die Singles mit ihrem zweistimmi­gen Gesang. Die engelsglei­che Stimme der Jessica Single und die sonore Stimme ihres Vaters stehen in einem überaus reizvollen Kontrast zu den derben mundartlic­hen Texten.

 ?? FOTO: SUSANNE GRIMM ?? Roland und Jessica Single treten in Winterling­en auf.
FOTO: SUSANNE GRIMM Roland und Jessica Single treten in Winterling­en auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany