Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Diebstähle auf Friedhöfen nehmen zu

Polizeiprä­sidium Ulm sieht allerdings nur bedingte Schutzmögl­ichkeiten

- Von Marion Buck und Andrea Bernard

RIEDLINGEN - Diebstähle auf Friedhöfen sind nicht nur ärgerlich, sondern für die Angehörige­n mitunter auch sehr belastend. Auch in Riedlingen ereignen sich solche Fälle. Polizei und Stadt haben dabei allerdings nur eine begrenzte Handhabe.

Mechthild Lutz aus Riedlingen ist empört und auch traurig. Ihr Ehemann ist im Januar verstorben und in einer Urnenwand auf dem städtische­n Friedhof in Riedlingen beigesetzt. Zur Erinnerung hat sie eine Blumenscha­le bepflanzen lassen. Von einem Tag auf den anderen fehlte die Schale. Dass jemand Blumen vom Friedhof stehle, konnte sich die Riedlinger­in nicht vorstellen. Zumal an ihrer Blumenscha­le noch die Abschiedss­chleifen mit den Namen der Kinder und Enkelkinde­r angebracht waren. Dass jemand so pietätlos sein kann, mag sie immer noch kaum glauben. Zuerst hatte sie gehofft, dass jemand die Schale beiseite gestellt habe. Alle Erkundigun­gen haben aber zu keinem Ergebnis geführt – die Schale ist weg. Die Hoffnung, dass sie sie wieder bekommt, hat sie aufgegeben. Auch weil ihr mittlerwei­le bestätigt wurde, dass auf dem Friedhof öfters gestohlen werde.

Es sei immer wieder zu hören, dass auf Friedhöfen einiges wegkäme, sagt Uwe Krause vom Polizeiprä­sidium Ulm. Um ein „Massendeli­kt“handle es sich dabei jedoch nicht. „Bei der Polizei in Biberach gingen in den vergangene­n zwölf Monaten nur drei solcher Diebstahls­anzeigen ein. Im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h unseres Polizeiprä­sidiums, also in Ulm und den Landkreise­n Göppingen, Heidenheim, Alb-Donau und Biberach, waren es zusammen 17 Fälle.“ Es gebe jedoch auch eine sicher sehr viel höhere Dunkelziff­er, da nicht jeder Diebstahl zur Anzeige gebracht werde.

Buntmetall im Fokus der Diebe

Auf einem Friedhof in Biberach sei laut Krause bereits eine frisch eingepflan­zte Grabkonife­re ausgegrabe­n und entwendet worden. „Bei den beiden anderen Anzeigen ging es um gestohlene Blumengebi­nde in Warthausen und Biberach. Im Raum Ulm waren es überwiegen­d Grablatern­en, Weihwasser­behälter und Kruzifixe aus Kupfer, Messing oder Bronze“, sagt Krause. Doch auf was haben es die Diebe abgesehen? Den Dieben geht es ums Metall, weil damit ein guter Preis zu erzielen sei. „Vor nicht allzu langer Zeit erwischten Polizeikol­legen auf dem Friedhof in Aulendorf einen Dieb auf frischer Tat. Der 22-Jährige war dort regelmäßig nachts auf Diebestour gegangen und hat eine Vielzahl von Grableucht­en und andere Metallgege­nstände entwendet, die er an Schrotthän­dler verkaufte.“Der Riedlinger Stadtverwa­ltung sind aktuell keine Meldungen über Diebstähle auf dem Friedhof bekannt. Um Taten zu unterbinde­n, lässt die Stadt den Friedhof nachts abschließe­n. Wer es allerdings darauf abgesehen hat, in den Friedhof einzudring­en, schafft das auch bei Nacht. Laut Krause gibt es keinen sicheren Schutz vor solchen Taten. „Dauerhafte Markierung­en wirken auf Diebe manchmal abschrecke­nd, und ein festes Verankern von Metallgege­nständen mit einem Betonsocke­l ist auch besser als nichts“, sagt er und bezieht sich dabei auf das Einfräsen von Namen in Metallgege­nstände.

„Und die Diebe sollten sich schämen“, sagt Mechthild Lutz.

 ?? FOTO: INGA KJER/ DPA ?? Immer wieder werden auf den Friedhöfen Erinnerung­sstücke von den Gräbern gestohlen.
FOTO: INGA KJER/ DPA Immer wieder werden auf den Friedhöfen Erinnerung­sstücke von den Gräbern gestohlen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany