Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Diebstähle auf Friedhöfen nehmen zu
Polizeipräsidium Ulm sieht allerdings nur bedingte Schutzmöglichkeiten
RIEDLINGEN - Diebstähle auf Friedhöfen sind nicht nur ärgerlich, sondern für die Angehörigen mitunter auch sehr belastend. Auch in Riedlingen ereignen sich solche Fälle. Polizei und Stadt haben dabei allerdings nur eine begrenzte Handhabe.
Mechthild Lutz aus Riedlingen ist empört und auch traurig. Ihr Ehemann ist im Januar verstorben und in einer Urnenwand auf dem städtischen Friedhof in Riedlingen beigesetzt. Zur Erinnerung hat sie eine Blumenschale bepflanzen lassen. Von einem Tag auf den anderen fehlte die Schale. Dass jemand Blumen vom Friedhof stehle, konnte sich die Riedlingerin nicht vorstellen. Zumal an ihrer Blumenschale noch die Abschiedsschleifen mit den Namen der Kinder und Enkelkinder angebracht waren. Dass jemand so pietätlos sein kann, mag sie immer noch kaum glauben. Zuerst hatte sie gehofft, dass jemand die Schale beiseite gestellt habe. Alle Erkundigungen haben aber zu keinem Ergebnis geführt – die Schale ist weg. Die Hoffnung, dass sie sie wieder bekommt, hat sie aufgegeben. Auch weil ihr mittlerweile bestätigt wurde, dass auf dem Friedhof öfters gestohlen werde.
Es sei immer wieder zu hören, dass auf Friedhöfen einiges wegkäme, sagt Uwe Krause vom Polizeipräsidium Ulm. Um ein „Massendelikt“handle es sich dabei jedoch nicht. „Bei der Polizei in Biberach gingen in den vergangenen zwölf Monaten nur drei solcher Diebstahlsanzeigen ein. Im gesamten Zuständigkeitsbereich unseres Polizeipräsidiums, also in Ulm und den Landkreisen Göppingen, Heidenheim, Alb-Donau und Biberach, waren es zusammen 17 Fälle.“ Es gebe jedoch auch eine sicher sehr viel höhere Dunkelziffer, da nicht jeder Diebstahl zur Anzeige gebracht werde.
Buntmetall im Fokus der Diebe
Auf einem Friedhof in Biberach sei laut Krause bereits eine frisch eingepflanzte Grabkonifere ausgegraben und entwendet worden. „Bei den beiden anderen Anzeigen ging es um gestohlene Blumengebinde in Warthausen und Biberach. Im Raum Ulm waren es überwiegend Grablaternen, Weihwasserbehälter und Kruzifixe aus Kupfer, Messing oder Bronze“, sagt Krause. Doch auf was haben es die Diebe abgesehen? Den Dieben geht es ums Metall, weil damit ein guter Preis zu erzielen sei. „Vor nicht allzu langer Zeit erwischten Polizeikollegen auf dem Friedhof in Aulendorf einen Dieb auf frischer Tat. Der 22-Jährige war dort regelmäßig nachts auf Diebestour gegangen und hat eine Vielzahl von Grableuchten und andere Metallgegenstände entwendet, die er an Schrotthändler verkaufte.“Der Riedlinger Stadtverwaltung sind aktuell keine Meldungen über Diebstähle auf dem Friedhof bekannt. Um Taten zu unterbinden, lässt die Stadt den Friedhof nachts abschließen. Wer es allerdings darauf abgesehen hat, in den Friedhof einzudringen, schafft das auch bei Nacht. Laut Krause gibt es keinen sicheren Schutz vor solchen Taten. „Dauerhafte Markierungen wirken auf Diebe manchmal abschreckend, und ein festes Verankern von Metallgegenständen mit einem Betonsockel ist auch besser als nichts“, sagt er und bezieht sich dabei auf das Einfräsen von Namen in Metallgegenstände.
„Und die Diebe sollten sich schämen“, sagt Mechthild Lutz.