Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nicht nur Biedermann macht Lambertz Spaß
Schwimmer erfüllen bei den Deutschen Meisterschaften gleich 26-mal die WM-Norm
BERLIN (dpa/SID) - Paul Biedermann begeisterte mit Weltjahresbestzeit – und auch der WM-Zweite Marco Koch weckte Medaillenhoffnungen. Beim ersten großen Form-Check der WM-Saison haben die beiden Schwimm-Europameister für den grandiosen Schlussakt gesorgt. Nach Biedermanns furiosen 1:45,60 Minuten über seine Lieblingsstrecke 200 Meter Freistil applaudierte auch Chefbundestrainer Henning Lambertz dem jubelnden Weltrekordler. „Das ist eine Riesenerleichterung für mich“, gestand Biedermann zum Finale der Deutschen Meisterschaften. „Das Rennen war voll gut. Es hat richtig Spaß gemacht.“
Zwei Titel bei zwei Starts bedeuteten für Biedermann nicht nur die volle Ausbeute. Neben der Zeit machte am Sonntag auch die immer noch neue Renntaktik mit einem Start-Ziel-Sieg statt eines furiosen Schlussspurtes Lust auf mehr. „Ich will dieses Jahr einfach noch ein paar Sachen Richtung Olympische Spiele ausprobieren“, erklärte Biedermann – „und dann hoffentlich alles nur noch richtig machen.“Dritter über die 200 Meter Freistil wurde Clemens Rapp (Heidelberg/Bad Saulgau) in 1:48,30 Minuten. Über die doppelte Distanz schlug er in 3:48,68 als Zweiter an. Mit WM-Norm
Gut drei Monate vor der Weltmeisterschaft in Kasan (24. Juli bis 9. August) maß Marco Koch den nationalen Titelkämpfen in der deutschen Hauptstadt keine allzu große Bedeutung bei. „Im Sommer oder bei Olympia in Rio zählt es“, erklärte der zuverlässige Medaillenlieferant der vergangenen Jahre. 2:09,72 Minuten über 200 Meter Brust bedeuten aktuell Platz drei in der Welt auf der Durchgangsstation zu WM-Meriten. Kochs Kommentar: „Zeit okay, Titel verteidigt – alles gut.“
Insgesamt mehr als ein Dutzend Top-10-Zeiten in den Weltjahresbestenlisten für deutsche Schwimmer ließen Henning Lambertz bei der Berliner Leistungsprüfung strahlen. Der Kandidatenkreis für das WM-Team umfasst mit Staffelstartern rund 30 Sportler – und damit mehr als zuvor vom Chefbundestrainer prognostiziert. „Es gibt einige Strecken, auf denen wir den Kopf gut aus dem Wasser strecken“, sagte Lambertz bei der „Momentaufnahme“mit 26 Norm-Erfüllern. Die Qualifikationszeiten müssen allerdings noch bei einem weiteren Wettkampf bestätigt werden.
Isabelle Härle trumpft auf
Nach „ein, zwei Schattenmomenten“bei den „Deutschen“muss Henning Lambertz aber auch über die vorjährigen EM-Medaillengewinner und aktuellen Enttäuschungen Christian Diener, Jan-Philip Glania oder Philip Heintz entscheiden. Wie Biedermann und Koch über ihre Paradestrecken ist der in Berlin pausierende Steffen Deibler (Hamburg/Biberach) hingegen für den Saisonhöhepunkt gesetzt.
Die Top-10-Zeiten in den Weltjahresbestenlisten unterstreichen den von Lambertz angeführten Aufwärtstrend. 1500-Meter-Freistil-Meisterin Isabelle Härle (Essen/Bad Saulgau) als weltweit Zweitschnellste 2015 und Jacob Heidtmann (Drittschnellster über 400 Meter Lagen) rangieren zusammen mit Biedermann und Koch aus dem deutschen Team international am weitesten vorne. „Affengeil, ich freu mich wie Keks“, schwärmte Freiwasser-Europameisterin Härle nach ihren 16:06,82 Minuten.
„Ein bisschen was bewegt sich in Deutschland“, erklärte Franziska Hentke. Die Medaillengewinnerin der Kurzbahn-WM holte sich wie Biedermann, Florian Vogel, Annika Bruhn, Vanessa Grimberg, Alexandra Wenk und Jenny Mensing zwei Titel. „Ich bin total geflasht“, schwärmte Mensing nach der Top-5-Zeit weltweit über 200 Meter Rücken. Im Team überraschten auch junge Kräfte. Auf den 400 Meter Lagen unterbot etwa der erst 15-Jährige Johannes Hintze die WM-Norm. Der Potsdamer war dabei nur wenig langsamer als Rekord-Olympiasieger Michael Phelps in diesem Alter.