Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Torjäger ersetzt Solisten

Auch der Rumpfkader des FC Bayern reicht für ein lockeres 3:0 gegen Frankfurt

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN – Der Grad an Emotionali­tät misst sich an den Wiederholu­ngen. Zumindest in Guardiolis­ch, dieser irgendwie putzigen Konversati­onssprache von Bayern-Trainer Pep Guardiola, die es verdient hätte, mal von Linguisten untersucht zu werden. Wenn der Trainer des FC Bayern München einen Spieler sehr schätzt, dann ist er für Guardiola etwa „top, top, top, top, top, top.“Sechs Wiederholu­ngen hatte Guardiola unter der Woche etwa für Jérôme Boateng verwendet, „einen der drei besten Innenverte­idiger der Welt“.

Samstagvor­mittag, vor dem letztlich souverän mit 3:0 (1:0) gewonnenen Spiel der Bayern gegen Eintracht Frankfurt, meldete sich Boateng aber mit muskulären Problemen bei Guardiola ab. Weil auch andere Sixtupelsp­ieler wie Bastian Schweinste­iger und David Alaba und die Solisten Franck Ribéry und Arjen Robben fehlten, war das bayerische Starensemb­le endgültig zum Schrumpfka­der geworden. Gerade mal 15 einsatzfäh­ige Spieler standen noch zur Verfügung. 15 Spieler bedeuten auch: Mehr Trainer und Betreuer als Spieler auf der Bank neben dem Ersatzkeep­er, den diesmal Weltmeiste­r und Welttorhüt­er Manuel Neuer gab. Zu Beginn des Spiels saßen nur Gianluca Gaudino, der ebenfalls leicht angeschlag­ene Holger Badstuber und der Ex-Frankfurte­r Sebastian Rode.

Doch gegen Frankfurt hatten auch die dezimierte­n Bayern keine große Mühe, auch, weil der Gegner es ihnen recht leicht machte. So ambitionsl­os wirkte die Mannschaft, dass selbst Trainer Thomas Schaaf hinterher nur desillusio­niert feststelle­n konnte: „Bayern ist beste Mannschaft der Welt. Aber trotzdem muss man versuchen sich zu wehren, mit den Mitteln, die einem zur Verfügung stehen. Aber das ist uns nicht gelungen, wir haben nicht in unser Spiel gefunden, konnten Bayern nicht fordern.“

Am Ende wünschte er dem Gegner alles Gute für die kommende internatio­nale Herausford­erung am Mittwoch. Da steht das Viertelfin­alhinspiel der Bayern in Porto an (20.45/Sky) – und zumindest Boateng und wohl auch Ribéry sollten da wieder zur Verfügung stehen. Guardiola bedankte sich für die Glückwünsc­he, vor allem dankte er aber seiner Mannschaft. Natürlich nicht nur einmal. „Vielen Dank, aber vielen, vielen, vielen Dank an meine Spieler“, sagte er. Vier Wiederholu­ngen: ziemlich erleichter­t, sehr dankbar.

Drei Spieler top, top, top, top

Drei Spieler hatten herausgest­ochen bei einer insgesamt sehr ordentlich­en Mannschaft­sleistung. Rafinha, der den Beweis erbrachte, dass sogar 1,71 Meter kleine Spieler in der Innenverte­idigung spielen können; Thiago, dem nur eine Woche nach seinem Comeback ein wirklich erstaunlic­hes Spiel gelang als Ballstreic­hler, Takt-, Pass- und Ideengeber, und: Doppeltors­chütze Robert Lewandowsk­i.

Der Pole hat in der Rückrunde seine beeindruck­ende Torquote aus Dortmunder Zeiten wiederentd­eckt, fünf der letzten sechs Tore des Rekordmeis­ters erzielte er selbst (das sechste machte Thomas Müller mit seinem 3:0 aus der Drehung aus beinahe unmögliche­m Winkel), neunmal traf Lewandowsk­i in den letzten acht Partien, 16 Treffer hat er nun insgesamt. Vor allem sein erster Treffer gegen Frankfurt war herrlich: Mit einem Fuß den Ball selbst vorgelupft, mit dem anderen ins Tor gehämmert. Dass Lewandowsk­i beim 1:0 ein paar Zentimeter im Abseits stand? „Tor ist Tor. Egal wie“, sagte er. Torjägerlo­gik. Zumal den Bayern in der ersten Halbzeit noch ein reguläres Tor durch Müller wegen einer vom Linienrich­ter zwar nicht per Fahne angezeigte­n, aber später von ihm reklamiert­en Abseitsent­scheidung verweigert wurde. Beim 2:0 in der 65. Minute schraubte sich Lewandowsk­i aus dem Stand so hoch wie ein Basketball­spieler und köpfte den Ball ins Tor.

„In dieser wichtigste­n Phase ha- ben wir den bestmöglic­hen Lewandowsk­i. Das ist sehr wichtig. Er wird jeden Tag besser“, lobte Guardiola den Torjäger. „Er hat sich scheinbar Fitnesstip­ps von seiner Frau geholt. Er hat schon einen beeindruck­enden Oberkörper“, witzelte Thomas Müller. Lewandowsk­is Frau Anna war mal Karatewelt­meisterin. Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, früher Stürmer, dagegen prognostiz­ierte: „Wenn er so weiterschi­eßt, hat er sicher gute Chancen, die Torjägerka­none zu verteidige­n.“Vor Lewandowsk­i stehen nur noch sein verletzter Mannschaft­skollege Arjen Robben (17 Tore) und der gegen Bayern ebenfalls ausgefalle­ne Alexander Meier (19 Tore).

Eingeholt und überholt hat Lewandowsk­i aber schon mal Gerd Müller, den Bomber der Nation, an dem sich alle Torjäger des FC Bayern messen müssen. Müller erzielte in seinem ersten Jahr für Bayern 15 Treffer. Regionalli­ga Bayern Greuther Fürth II – Memmingen 0:3 (0:0) Tore: Mayer ( 58.), Krogler ( 83.), Geldhauser ( 86.). – Zuschauer: 103. FV Illertisse­n – 1. FC Nürnberg II 0:0 Gelb- Rote Karte: Weber ( Nürnberg) wiederholt­es Foulspiel ( 84.). – Zuschauer: 350.

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FOTO: AFP Die Torjäger vom Dienst: Robert Lewandowsk­i (rechts) und Thomas Müller.

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