Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Torjäger ersetzt Solisten
Auch der Rumpfkader des FC Bayern reicht für ein lockeres 3:0 gegen Frankfurt
MÜNCHEN – Der Grad an Emotionalität misst sich an den Wiederholungen. Zumindest in Guardiolisch, dieser irgendwie putzigen Konversationssprache von Bayern-Trainer Pep Guardiola, die es verdient hätte, mal von Linguisten untersucht zu werden. Wenn der Trainer des FC Bayern München einen Spieler sehr schätzt, dann ist er für Guardiola etwa „top, top, top, top, top, top.“Sechs Wiederholungen hatte Guardiola unter der Woche etwa für Jérôme Boateng verwendet, „einen der drei besten Innenverteidiger der Welt“.
Samstagvormittag, vor dem letztlich souverän mit 3:0 (1:0) gewonnenen Spiel der Bayern gegen Eintracht Frankfurt, meldete sich Boateng aber mit muskulären Problemen bei Guardiola ab. Weil auch andere Sixtupelspieler wie Bastian Schweinsteiger und David Alaba und die Solisten Franck Ribéry und Arjen Robben fehlten, war das bayerische Starensemble endgültig zum Schrumpfkader geworden. Gerade mal 15 einsatzfähige Spieler standen noch zur Verfügung. 15 Spieler bedeuten auch: Mehr Trainer und Betreuer als Spieler auf der Bank neben dem Ersatzkeeper, den diesmal Weltmeister und Welttorhüter Manuel Neuer gab. Zu Beginn des Spiels saßen nur Gianluca Gaudino, der ebenfalls leicht angeschlagene Holger Badstuber und der Ex-Frankfurter Sebastian Rode.
Doch gegen Frankfurt hatten auch die dezimierten Bayern keine große Mühe, auch, weil der Gegner es ihnen recht leicht machte. So ambitionslos wirkte die Mannschaft, dass selbst Trainer Thomas Schaaf hinterher nur desillusioniert feststellen konnte: „Bayern ist beste Mannschaft der Welt. Aber trotzdem muss man versuchen sich zu wehren, mit den Mitteln, die einem zur Verfügung stehen. Aber das ist uns nicht gelungen, wir haben nicht in unser Spiel gefunden, konnten Bayern nicht fordern.“
Am Ende wünschte er dem Gegner alles Gute für die kommende internationale Herausforderung am Mittwoch. Da steht das Viertelfinalhinspiel der Bayern in Porto an (20.45/Sky) – und zumindest Boateng und wohl auch Ribéry sollten da wieder zur Verfügung stehen. Guardiola bedankte sich für die Glückwünsche, vor allem dankte er aber seiner Mannschaft. Natürlich nicht nur einmal. „Vielen Dank, aber vielen, vielen, vielen Dank an meine Spieler“, sagte er. Vier Wiederholungen: ziemlich erleichtert, sehr dankbar.
Drei Spieler top, top, top, top
Drei Spieler hatten herausgestochen bei einer insgesamt sehr ordentlichen Mannschaftsleistung. Rafinha, der den Beweis erbrachte, dass sogar 1,71 Meter kleine Spieler in der Innenverteidigung spielen können; Thiago, dem nur eine Woche nach seinem Comeback ein wirklich erstaunliches Spiel gelang als Ballstreichler, Takt-, Pass- und Ideengeber, und: Doppeltorschütze Robert Lewandowski.
Der Pole hat in der Rückrunde seine beeindruckende Torquote aus Dortmunder Zeiten wiederentdeckt, fünf der letzten sechs Tore des Rekordmeisters erzielte er selbst (das sechste machte Thomas Müller mit seinem 3:0 aus der Drehung aus beinahe unmöglichem Winkel), neunmal traf Lewandowski in den letzten acht Partien, 16 Treffer hat er nun insgesamt. Vor allem sein erster Treffer gegen Frankfurt war herrlich: Mit einem Fuß den Ball selbst vorgelupft, mit dem anderen ins Tor gehämmert. Dass Lewandowski beim 1:0 ein paar Zentimeter im Abseits stand? „Tor ist Tor. Egal wie“, sagte er. Torjägerlogik. Zumal den Bayern in der ersten Halbzeit noch ein reguläres Tor durch Müller wegen einer vom Linienrichter zwar nicht per Fahne angezeigten, aber später von ihm reklamierten Abseitsentscheidung verweigert wurde. Beim 2:0 in der 65. Minute schraubte sich Lewandowski aus dem Stand so hoch wie ein Basketballspieler und köpfte den Ball ins Tor.
„In dieser wichtigsten Phase ha- ben wir den bestmöglichen Lewandowski. Das ist sehr wichtig. Er wird jeden Tag besser“, lobte Guardiola den Torjäger. „Er hat sich scheinbar Fitnesstipps von seiner Frau geholt. Er hat schon einen beeindruckenden Oberkörper“, witzelte Thomas Müller. Lewandowskis Frau Anna war mal Karateweltmeisterin. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, früher Stürmer, dagegen prognostizierte: „Wenn er so weiterschießt, hat er sicher gute Chancen, die Torjägerkanone zu verteidigen.“Vor Lewandowski stehen nur noch sein verletzter Mannschaftskollege Arjen Robben (17 Tore) und der gegen Bayern ebenfalls ausgefallene Alexander Meier (19 Tore).
Eingeholt und überholt hat Lewandowski aber schon mal Gerd Müller, den Bomber der Nation, an dem sich alle Torjäger des FC Bayern messen müssen. Müller erzielte in seinem ersten Jahr für Bayern 15 Treffer. Regionalliga Bayern Greuther Fürth II – Memmingen 0:3 (0:0) Tore: Mayer ( 58.), Krogler ( 83.), Geldhauser ( 86.). – Zuschauer: 103. FV Illertissen – 1. FC Nürnberg II 0:0 Gelb- Rote Karte: Weber ( Nürnberg) wiederholtes Foulspiel ( 84.). – Zuschauer: 350.