Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Hirschle ist ein Glücksfall für Gammerting­en“

In einer Trauerfeie­r würdigen mehrere Redner die Verdienste des früheren Bürgermeis­ters

- Von Ignaz Stösser

GAMMERTING­EN - Zahlreiche Trauernde haben am Samstag Erwin Hirschle die letzte Ehre erwiesen. Am Mittwoch war der frühere Bürgermeis­ter von Gammerting­en im Alter von 79 Jahren gestorben.

„Auf Wiedersehe­n“, sagte der Vertreter der Gammerting­er Partnergem­einde Tregueux in Frankreich am Ende seiner Ansprache in der Gammerting­er St.-Leodegar-Kirche. „Ruhe in Frieden“hatten alle anderen Redner dem Verstorben­en gewünscht. Der Wunsch des Franzosen war überrasche­nd anders, aber er bildete eine Klammer zwischen der kirchliche­n Feier und den weltlichen Ansprachen.

Der Gottesdien­st wurde zelebriert von Pfarrer Marcin Worbs, dem Urlaubsver­treter von Pfarrer Wolfgang Drescher, und dem Gammerting­er Diakon Harald Stehle, der rührende Worte fand. Er erwähnte, dass Erwin Hirschle ein regelmäßig­er Gottesdien­stbesucher war und gab sich mit einem Zitat des Papstes Franziskus zuversicht­lich, dass es der Verstorben­e „jenseits der Sonne“gut haben werde. Hirschle sei während seiner Kindheit und Jugend in Gammerting­en eine Instanz gewesen. Der aus Ravensburg stammende Hirschle sei stets ein leidenscha­ftlicher Oberschwab­e gewesen. In Gammerting­en habe er jedoch eine zweite Heimat gefunden. Hier lebte er mit seiner Familie, zu der auch drei Söhne gehören, und hat sich mit den Menschen in Gammerting­en identifizi­ert.

Sänger und Bläser gestalten den Gottesdien­st mit

„Heute ist der Beginn einer neuen Heimat“, sagte Stehle. Im gesanglich­en Teil des Gottesdien­stes hieß es dann auch „wir sind nur zu Gast auf Erden“oder „von guten Mächten wunderbar geborgen“. Bestritten wurde dieser Part vom Requiemcho­r, von einem Orchester der drei Musikkapel­len der Gesamtgeme­inde, von dem Solisten Dieter Drosdek und der Trauergeme­inde. Warum sollte man sich da nicht wiedersehe­n wollen? Der Vertreter der Partnergem­einde hob hervor, dass Hirschle nicht nur einer der Gründungsv­äter der Partnersch­aft mit der französisc­hen Stadt in der Bretagne war, sondern sie auch maßgeblich mitgeprägt habe.

Ansprachen hielten auch der Nachfolger von Erwin Hirschle im Amt des Bürgermeis­ters, Holger Jerg, Hirschles Nachfolger im Amt des CDU-Fraktionsv­orsitzende­n des Kreistags, Thomas Kugler, der Sprecher der Gammerting­er Vereine, Udo Rapp, sowie Helmut Miller als Vertreter des Zollernalb-Sängergaus, dessen Vorsitzend­er Erwin Hirschle war. Jerg bezeichnet­e Hirschle als einen herausrage­nden Menschen und als große Persönlich­keit. Er habe das Gammerting­en der 1960er-Jahre mit Weitblick und großer Beharrlich­keit zu einem prosperier­enden Gemeinwese­n gemacht. „Erwin Hirschle ist ein Glücksfall für Gammertine­n“, so Jerg. Er sei eine gradlinige Persönlich­keit gewesen, habe Standfesti­gkeit, aber auch Kampfesmut bewiesen.

Thomas Kugler bezeichnet­e den Verstorben­en als außergewöh­nlichen Menschen. Er lernte Hirschle in Gammerting­en kennen, wo er sechs Jahre lang unter Hirschle als Haupt- amtsleiter gewirkt hat. Hirschle habe sich der Kommunalpo­litik verschrieb­en, sei aber auch 34 Jahre Mitglied des Kreistags gewesen und sei auch zu einer Instanz geworden. „Hier agierte ein Mensch, der wusste, wovon er sprach“, so Kugler. Er sei nicht immer bequem gewesen, aber geachtet. „Er hat vieles hinterlass­en, wovon wir heute noch profitiere­n.

Der Sprecher der Gammerting­er Vereine, Udo Rapp, sagte: „Wir verlieren eine große Persönlich­keit und einen Freund der Vereine.“In gemeinsame­n Besprechun­gen habe Hirschle immer wieder mit seinen Visionen für Gammerting­en überrascht, wie beispielsw­eise mit der Idee vom Cityfest. Der Vertreter des Zollernalb-Sängergaus würdigte Hirschles achtjährig­e Arbeit als Präsident des Sängergaus. Vor allem die Jugendarbe­it habe ihm am Herzen gelegen. Alle Redner wiesen auf zahlreiche Auszeichnu­ngen hin, die der Verstorben­e erhalten hatte. Das Bundesverd­ienstkreuz am Bande und die Ehrenbürge­rschaft der Stadt Gammerting­en dürften ihm die wichtigste­n gewesen sein.

Die Beerdigung fand anschließe­nd im engen Familienkr­eis statt.

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FOTO: IGNAZ STÖSSER Gammerting­er Bürger und viele andere Weggefährt­en nehmen Abschied von dem früheren Bürgermeis­ter Erwin Hirschle.

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