Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Union rutscht ab

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Neu ist das nicht. Heftig ist es schon: Der ständige Kleinkrieg zwischen CDU und CSU, genauer gesagt zwischen den Parteichef­s Angela Merkel und Horst Seehofer und den Generalsek­retären Peter Tauber und Andreas Scheuer, nervt. Umso mehr, als es wirklich mitunter bis zu solch Nebensächl­ichkeiten wie jener geht, an welchem Ort der nächste Koalitions­gipfel stattfinde­n soll.

Dass die CSU nicht viel vom großen Partner CDU hält, das gab es immer wieder in der Geschichte der ungleichen Schwestern. Franz Josef Strauß hat einst die charakterl­ichen, geistigen und politische­n Qualitäten von Helmut Kohl angezweife­lt und ihn als total unfähig für das Kanzleramt bezeichnet. Bei Horst Seehofer drängt sich der Eindruck auf, dass er dasselbe Urteil über Angela Merkel gerne öffentlich fällen würde, doch nicht darf.

Ursächlich für diese Entwicklun­g ist nicht nur die Flüchtling­skrise. Ein Riss geht immer quer durch die gesamte Union, er verläuft nicht ausschließ­lich zwischen CSU und CDU. Jene Teile der Union, denen die CDU schon lange nicht mehr konservati­v genug ist, denen der Ausstieg aus der Wehrpflich­t, der Mindestloh­n und Quoten schon immer verdächtig waren – ihnen hat die Flüchtling­spolitik Merkels sozusagen den Rest gegeben und bis hin zur Grundstimm­ung geführt: „Merkel muss weg.“Zumal sie auch noch für das Aufkommen der AfD verantwort­lich gemacht wird.

Dass die Kanzlerin jeden Vorschlag Seehofers zu Kurswechse­ln so beharrlich ignoriert, verletzt den machtbewus­sten Bayern zutiefst. Merkel wiederum ist zwar fast gänzlich uneitel, aber ebenso machtbewus­st, und deshalb irritiert und angegriffe­n von ständigen Münchner Ratschläge­n.

Helfen kann da eigentlich nur die schlichte Tatsache, dass nicht nur die CSU, sondern auch die SPD sich mehr profiliere­n will und muss, wie sich an Themen von TTIP bis Böhmermann zeigt. Und dass auch die Schonzeit für die AfD vorbei ist. Gemeinsame politische Konkurrent­en können Wunder bewirken, vielleicht auch wieder in der Union.

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