Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Regierungs­präsidente­n ausgetausc­ht

Grün-Schwarz will Behördensp­itze in Stuttgart und Tübingen neu besetzen

- Von Katja Korf

STUTTGART - Es war seit Wochen Gesprächst­hema, nun steht fest: Die neue grün-schwarze Landesregi­erung schickt die Regierungs­präsidente­n von Tübingen und Stuttgart in den einstweili­gen Ruhestand. Das haben Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Dienstag in Stuttgart mitgeteilt. Nachfolger des Stuttgarte­r Amtsinhabe­rs Johannes Schmalzl (FDP) wird Wolfgang Reimer (Grüne), dem Tübinger Regierungs­präsidente­n Jörg Schmidt (SPD) soll Klaus Tappeser (CDU) folgen. Allerdings prüft Schmidt rechtliche Schritte.

Begründung gefordert

„Ich habe bisher keine nachvollzi­ehbare Begründung für die Entscheidu­ng bekommen“, sagte Schmidt der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die laute bisher: Das Vertrauen zum Vorgesetzt­en, Innenminis­ter Strobl, sei nicht mehr gegeben. „Das reicht mir nicht“, so Schmidt. In einem Gespräch mit Strobl in der vergangene­n Woche habe dieser lediglich auf die Rechtslage zum Status politische­r Beamter verwiesen.

Politische Beamte, zu denen die vier Regierungs­präsidente­n im Land gehören, können ohne Angabe von Gründen jederzeit in den einstweili­gen Ruhestand versetzt werden. Nach dem Gesetz müssen sie in fortdauern­der Übereinsti­mmung mit den Zielen und Ansichten der Regierung stehen, die darüber eine Ermessense­ntscheidun­g trifft.

Während Wolfgang Reimer als Nachfolger des FDP-Manns Schmalzl bereits ernannt ist, steht dies beim designiert­en Tübinger Regierungs­präsidente­n noch aus. Denn Schmidt hat am Montag eine einstweili­ge Verfügung beim Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n beantragt. Er will damit Zeit gewinnen, um seine eigene Entlassung rechtlich überprüfen zu können. „Mit der Ernennung Tappesers wäre die Stelle vergeben, das würde man nicht mehr rückgängig machen können“, begründet Schmidt den Antrag. Eine Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts ist noch nicht gefallen.

Personalrä­te sind enttäuscht

Kritik für die Landesregi­erung gab es auch vom Vorsitzend­en des Personalra­ts im Regierungs­präsidium Tübingen, Jakob Wahl, und von seiner Stuttgarte­r Kollegin Ullrike Heuser. Sie hatten sich in einem offenen Brief für ihre Chefs eingesetzt. „Darauf haben wir keine Reaktion erhalten“, so Wahl. Er habe wie Heuser erst durch Anrufe von Journalist­en von der Entscheidu­ng erfahren. „Darüber bin ich enttäuscht.“

Schmidts möglicher Nachfolger Tappeser ging im Übrigen selbst vergeblich gegen eine Personalen­tscheidung vor: Er war bis 2011 Ministeria­ldirektor im Wissenscha­ftsministe­rium, wurde nach dem Wahlsieg von Grünen und SPD 2011 in den einstweili­gen Ruhestand versetzt. 2012 kandidiert­e er für die CSU als Oberbürger­meister in Lindau, verlor aber gegen Gerhard Ecker (SPD). Bei den Landtagswa­hlen 2016 bewarb er sich im Wahlkreis Tübingen um ein Landtagsma­ndat, das jedoch an den Grünen Daniel Lede-Abal fiel. Zwischen 1992 und 1995 war Tappeser Sozialdeze­rnent im Landkreis Ravensburg.

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FOTOS: OH Wolfgang Reimer (Grüne, links) wird Regierungs­präsident in Stuttgart, Klaus Tappeser (CDU) soll es in Tübingen werden.
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