Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bund und Länder ringen um Ökostrom-Reform

Geplante Kürzungen bei Förderung von Windkraft als großer Streitpunk­t vor Treffen im Kanzleramt

- Von Rasmus Buchsteine­r

BERLIN - Wieder wird in Berlin um einen Durchbruch beim Thema Ökostrom gerungen. Am Dienstagab­end kamen die Ministerpr­äsidenten der Länder im Kanzleramt mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) zusammen. „Die Zeit läuft uns davon“, hieß es vor dem Treffen.

Der Norden gegen den Süden, Windstrom-Länder gegen BiogasProd­uzenten, Schwarz-Rot gegen Grüne – hinter den Kulissen wird seit Monaten über die Zukunft der Ökostrom-Förderung gestritten, ohne große Fortschrit­te. Dabei muss das neue Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) zu Jahresbegi­nn 2017 in Kraft treten. Die bisherigen Regelungen mit den festen, auf 20 Jahre garantiert­en Fördersätz­en laufen dann aus. Die Bundesregi­erung tritt aber bei der Energiewen­de auf die Bremse.

Vor den Gesprächen im Kanzleramt steckten die Beteiligte­n ihre Positionen ab. Energiewen­de ja, aber nur wenn der Strom durch eine Leitung dahin kommen könne, wo man ihn brauche, stellte Merkel klar. Der Strom, der nicht gebraucht werde, sollte nicht produziert werden. Es gelte, mit den Ländern Interessen­sausgleich­e zu bewältigen.

Gabriel erklärte, für die Erneuerbar­en Energien könne es nun keinen „Welpenschu­tz“mehr geben. Der Vizekanzle­r warb erneut für sein Modell, nach dem es für Ökostrom künftig Ausschreib­ungen statt GarantieVe­rgütungen geben soll.

Damit die EU-Kommission die Pläne prüfen kann, muss es bald einen entspreche­nden Beschluss des Bundeskabi­netts geben. Sonst könnte das geplante Inkrafttre­ten des neuen EEG-Gesetzes in Gefahr geraten. Größter Streitpunk­t blieben bis zuletzt die geplanten Kürzungen bei der Windkraft.

Gabriel plädiert nicht länger für eine 7,5-prozentige Kürzung der Förderung, sondern ist bereit, ein Minus von fünf Prozent zu akzeptiere­n – falls danach weitere Kürzungssc­hritte folgen. Die Union will über die fünf Prozent hinaus weitere zehn Prozent einsparen, wenn pro Jahr Windkrafta­nlagen mit einer Gesamtleis­tung von mehr als 2500 Megawatt zugebaut werden. Die SPD will einen „Förderdeck­el“bei 3000 Megawatt.

Während die Grünen vor der Spitzenrun­de warnten, mit der letzten EEG-Reform sei die Photovolta­ik plattgemac­ht worden und dieses Mal sei die Windkraft dran, blieb Sigmar Gabriel bei seiner Haltung. Den Vorwurf, er wolle die Energiewen­de abwürgen, wies er zurück. Wenn es nicht die notwendige­n Stromnetze gebe, die erneuerbar­en Energien aber weiter ausgebaut würden, werde es teuer für Verbrauche­r und Industrie, warnte der SPD-Chef.

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FOTO: DPA Die Bundesregi­erung will die Energiewen­de abbremsen.

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