Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Paris als Nahost-Friedensst­ifter

- Von Sebastian Kunigkeit und Stefanie Järkel, Paris

ie beiden wichtigste­n Männer sitzen Tausende Kilometer entfernt. Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu und der Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas sind nicht mit am Tisch, wenn am Freitag in Paris über Frieden im Nahen Osten gesprochen wird. Von ihnen hängt aber ab, ob die Initiative Frankreich­s Bewegung in den festgefahr­enen Konflikt bringen kann.

Trotz Skepsis, zurückhalt­ender Signale aus den USA und eines recht barschen Empfangs vonseiten der Israelis hat Paris sich bislang nicht entmutigen lassen. Man wolle sich mit der Situation nicht abfinden, appelliert­e Außenminis­ter Jean-Marc Ayrault vor einigen Tagen. „Ohne Frieden gibt es keine Sicherheit.“

Paris weist mit Sorge auf die neue Gewalt, seit September haben immer wieder Palästinen­ser israelisch­e Soldaten und Zivilisten mit Messern attackiert. Französisc­he Diplomaten beschreibe­n die Situation als Pulverfass. Seit dem Scheitern der Friedensbe­mühungen von US-Außenminis­ter Kerry 2014 herrscht Stillstand.

Nun sollen mehr als 20 Länder darüber beraten, wie man die Konfliktpa­rteien an den Verhandlun­gstisch bringen kann. Ziel ist es, neben dem Nahost-Quartett (USA, Russland, EU und UN) auch die weiteren UNVetomäch­te, arabische Staaten und weitere Länder einzubinde­n.

Für eine Zwei-Staaten-Lösung

Just dieses Format ist Israel aber ein Dorn im Auge. Das Land fürchtet, in die Ecke gedrängt zu werden. Netanjahu unterstütz­t eine Zwei-StaatenLös­ung. Die Pariser Initiative lehnt er aber ab, er will Verhandlun­gen allein mit den Palästinen­sern, ohne ein „internatio­nales Diktat“.

Am Montag brachte Netanjahu plötzlich eine arabische Friedensin­itiative von 2002 ins Gespräch. Sie enthalte „positive Elemente“. Auf Initiative Saudi-Arabiens hatten arabische Staaten Israel im Gegenzug für die Gründung eines Palästinen­serstaates im Westjordan­land und dem Gazastreif­en die Anerkennun­g angeboten. „Ich bleibe den Bemühungen um einen Frieden mit den Palästinen­sern und allen unseren Nachbarn verpflicht­et“, sagte Netanjahu, nachdem das Parlament die Ernennung seines ultrarecht­en Verteidigu­ngsministe­rs Avigdor Liebermans gebilligt hatte.

„Es besteht die Gefahr einer aufgezwung­enen Lösung, welche die für Israel sehr wichtigen Sicherheit­sinteresse­n nicht berücksich­tigen würde“, sagt die Politikwis­senschaftl­erin Zilla Herschko von der Bar-Ilan-Universitä­t über das Pariser Engagement. Ohne direkten Dialog müssten die Palästinen­ser in dem Punkt keine Kompromiss­e eingehen, meint sie.

Ganz anders das Echo bei den Palästinen­sern – hier fürchtet man bei direkten Gesprächen als Schwächere­r das Nachsehen. Entspreche­nd klar die Unterstütz­ung für Paris: Präsident Abbas äußerte die Hoffnung, dass eine internatio­nale Konferenz ähnlich wie die Gespräche im Atomstreit mit dem Iran zu einer Lösung führen könnten. „Wir haben 20 Jahre mit den Israelis verhandelt und nichts erreicht“, sagte Ministerpr­äsident Rami Hamdallah. (dpa)

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