Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fleischfirma Sieber wehrt sich gegen Produktionsverbot wegen Listerien
Verbraucherschutzministerium Bayern kontert: Möglicher Zusammenhang zwischen Firma Sieber und Todesfällen in Bayern und Baden-Württemberg
GERETSRIED (AFP) - Die wegen Listerien-Verdacht von den Behörden gesperrte bayerische Fleischfirma Sieber hat Klage gegen die bayerische Staatsregierung eingereicht. Das Unternehmen wehre sich gegen den Bescheid zur Rücknahme des gesamten Sortiments und das verhängte Produktionsverbot vor dem Verwaltungsgericht, sagte Geschäftsführer Dietmar Schach am Dienstag am Firmensitz in Geretsried bei München.
Schach äußerte den Verdacht, dass der Freistaat wegen früheren Versäumnissen der Behörden an seinem Unternehmen ein Exempel statuieren wolle. Es lägen in seinem Fall nicht nur sachliche, sondern auch politische Gründe vor. Das Unternehmen fürchtet laut Schach nach der Entscheidung um seine Existenz.
Der Unternehmer verwies darauf, dass alle 45 direkt in seinem Betrieb entnommenen Proben keine Belastung gezeigt hätten. Auch die fünf im Handel beanstandeten Proben würden die einschlägigen Grenzwerte einhalten. Laut Schach sind mehr als 200 einzelne Produkte und mehrere Hundert Tonnen Ware betroffen. Die Ware befand sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Verkauf.
Behörden weisen Kritik zurück
Bayerns Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU) wies die Kritik zurück. „Wir haben ganz klar eine Rechtslage. Wir haben Proben, die positiv sind“, sagte Scharf im Bayerischen Rundfunk. Die Öffentlichkeit sei zu warnen gewesen, und genau das sei gemacht worden. Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen hatte am Freitag wegen des Listerien-Funds der Firma Sieber den Betrieb untersagt.
Die bayerischen Behörden stellten außerdem einen Zusammenhang zwischen der Firma Sieber und einem seit 2012 wiederholt aufgetretenen Listerien-Typ her. Seit damals gab es mit Schwerpunkt BadenWürttemberg 70 bis 80 Erkrankungen und acht Todesfälle, vier davon in Bayern. Die Bakterien können zu Fieber und Kopfschmerzen führen, aber auch potenziell tödliche Krankheiten auslösen.
Eine Sprecherin des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sagte, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit stehe ein Produkt von Sieber im Zusammenhang mit den seit 2012 auftretenden Fällen. Eine Kausalkette zu den Todesfällen lasse sich aber nicht feststellen, „das wäre zu kurz gegriffen“. Die Ermittlungen in der Sache liefen.