Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kinder besser nicht am Weinchen nippen lassen
Wer bei den Eltern Alkohol kosten darf, greift laut Studie als Teenager eher zum Drink
PROVIDENCE (redwiss) - Manche Eltern lassen ihre Kinder ab und an unter ihrer Aufsicht an einem Glas Wein oder Bier nippen. Die Idee dahinter: Die Kinder erfahren, was verantwortungsbewusster Genuss in Maßen bedeutet, und Alkohol wird weniger interessant. Allerdings ist das nicht ganz unumstritten – tatsächlich könnte auch genau das Gegenteil der Fall sein. Diese Befürchtung bestätigt auch eine Studie, die US-Forscher im „Journal of Studies on Alcohol and Drugs“präsentiert haben.
Demnach greift, wer in jungen Jahren bei den Eltern Alkohol kosten durfte, wenige Jahre später beinahe fünfmal häufiger selbst zu Alkohol als diejenigen, die das nicht durften. Ebenfalls deutlich häufiger läuft dieser Alkoholgenuss sogar aus dem Ruder, endet mit Trunkenheit oder Komasaufen.
Die Zahlen sind eindeutig
Im Detail zeigte sich: Bei Jugendlichen, die bis zu einem Alter von etwa elf Jahren an Alkohol nippen durften, war das Risiko, sich drei Jahre später auch mal ein ganzes Glas oder sogar mehr zu genehmigen, deutlich höher als bei Altersgenossen, die nicht genippt hatten: 26 Prozent verglichen mit 5,5 Prozent. Auch die Wahrscheinlichkeit, betrunken zu sein oder an einem Besäufnis beteiligt zu sein, war eindeutig erhöht: 8,9 Prozent von denjenigen, die genippt hatten, gegenüber 1,8 Prozent derjenigen, die nicht genippt hatten.
Auch wenn die Forscher andere mögliche Einflussfaktoren wie Alkoholkonsum der Eltern oder die Impulsivität der Kinder in die Berechnungen einbezogen, blieb dieser Zusammenhang stabil. Am häufigsten hatten Kinder der Erhebung zufolge übrigens bei Mutter oder Vater kosten dürfen und zwar in den meisten Fällen Bier oder Wein beziehungsweise Sekt.
„Wir wollen gar nicht versuchen, zu sagen, ob es in Ordnung ist oder nicht, wenn Eltern das erlauben“, erläutert Kristina Jackson vom Center for Alcohol and Addiction Studies an der Brown University. Dennoch gibt sie zu bedenken, dass die kleinen Kostproben für Kinder keine eindeutige Nachricht darstellten. Zugleich untermauern die Ergebnisse, wie wichtig es ist, Kindern klare und konsequente Aussagen zum Thema Trinken zu geben. Außerdem solle man sicherstellen, dass Alkoholika im Haushalt nicht zugänglich sind.