Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Amerikanische Tierschützer kritisieren Gorilla-Tötung
Der Affe fiel einen Jungen an und wurde daraufhin erschossen
CINCINNATI (dpa) - Die Tötung eines Gorillas im Zoo der amerikanischen Stadt Cincinnati hat über die USA hinaus Hunderttausende Tierliebhaber auf den Plan gebracht. Zoobedienstete hatten den 17-jährigen Harambe am Samstag erschossen, nachdem ein kleiner Junge über das Schutzgeländer geklettert, in einen Wassergraben um die GorillaAnlage gefallen und dann von dem Tier durch das Wasser gezogen worden war. Der Vierjährige wurde danach gerettet und kam mit dem Schrecken davon.
Daraufhin folgte ein Proteststurm via Internet und ein Medienwirbel in den USA, der sogar den Präsidentschaftswahlkampf in den Hintergrund rückte. Der Zoo war nach Ansicht der Kritiker mit der Erschießung des Tiers zu radikal vorgegangen. Die Zooleitung sah sich am Montag gezwungen, ihr Vorgehen erneut zu verteidigen. Zoodirektor Thane Maynard bekräftigte vor Journalisten, dass der Tod von Harambe ein schwerer Verlust sei, es aber keine andere Wahl gegeben habe.
Eltern des Jungen in der Kritik
Der Gorilla sei durch den Sturz des Jungen aufgeregt, desorientiert und unberechenbar geworden, mit seinen knapp 200 Kilo Gewicht habe er eine unmittelbare Gefahr für das Kind dargestellt. Das Tier mit einem Betäubungsmittel lahmzulegen, sei keine Option gewesen. Das hätte zu lange gedauert, sagte Maynard: „Wir stehen zu unserer Entscheidung, und wir würden heute genauso verfahren.“
Die Kritik im Netz richtet sich aber nicht nur gegen den Zoo, sondern auch gegen die Eltern des Jungen. Mehr als 200 000 Menschen unterzeichneten dem Sender NBC zufolge eine Internet-Petition, in der ihre Bestrafung gefordert wurde. Sie hätten ihr Kind nicht genügend beaufsichtigt und dadurch den Tod des Gorillas herbeigeführt, hieß es zur Begründung. Die Eltern des Jungen bedankten sich unterdessen in einer schriftlichen Erklärung für die „rasche Reaktion“der Zoomitarbeiter und erkannten zugleich an, dass der Zoo einen schweren Verlust erlitten habe. Ihrem Jungen gehe es gut, hieß es weiter. US-Medienberichten zufolge plant die Polizei keinerlei Ermittlungen gegen die Eltern. Die Mutter war demzufolge dabei, als ihr Sohn in den Wassergraben fiel, sie betreute als Tagesmutter beim Zoobesuch mehrere Kinder.