Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Aha-Erlebnisse sind extrem wichtig“

Clemens Möller, Prorektor an der Hochschule, will die Lehre kontinuier­lich verbessern

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­N - Seit vier Monaten ist Clemens Möller Prorektor Lehre an der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n – Ende Januar wurde er vom Senat gewählt. Die erste Zeit im Rektorat ist für ihn wie im Flug vergangen. Kein Wunder, musste er sich doch in vieles einarbeite­n, mit dem er zuvor nichts oder nur wenig zu tun hatte. „Gemeinsam mit den Hochschulg­remien und Rektoratsk­ollegen beschäftig­e ich mich jetzt viel mit organisato­rischen und strategisc­hen Fragen“, sagt Möller. „Da geht es zum Beispiel darum, wie sich die Hochschule in Zukunft positionie­ren will.“

Doch auch wenn Möller nun mehr an seinem Schreibtis­ch als im Seminarrau­m oder Hörsaal anzutreffe­n ist: Die Lehre ist ihm nach wie vor extrem wichtig. Gerade wegen seines Engagement­s in diesem Bereich ist der Professor für Biophysik auch seinerzeit von Rektorin Ingeborg Mühldorfer für seinen Posten vorgeschla­gen worden – unter anderem war Möller mehrere Jahre lang Projektlei­ter von „Mehr Qualität in der Lehre“. Die Hochschule müsse stets überlegen, wie sie aus Schülern gute Studierend­e mache, sagte Mühldorfer im Januar. „Und das ist das große Thema von Möller.“

Lust aufs Lernen machen

Der 44-Jährige ist überzeugt davon, dass „Studierend­e heute mehr als früher lernen müssen, wie man lernt“. Die Bedeutung der Problemlös­ungskompet­enz nehme zu, sagt Möller. Konkret bedeutet das, dass Studierend­e etwa eine Zentrifuge nicht nur bedienen können sollten. „Sie müssen auch die Grundlagen verstehen, das Gerät hinterfrag­en und seinen Aufbau verstehen.“Der Grund dafür liegt für ihn auf der Hand: „Viele der heutigen Studenten werden später in Berufen arbeiten, die es jetzt noch gar nicht gibt.“Möller sucht daher kontinuier­lich nach Ansätzen, wie die Lehre diesbezügl­ich verbessert werden kann und schließt dabei gerne auch den Kreis zur Philosophi­e. „Das Hinterfrag­en von eigentlich Bekanntem zieht sich durch die ganze Philosophi­egeschicht­e“, sagt er. Dieses Hinterfrag­en sei auch in der Lehre wichtig: „Wie unterricht­en wir, und unterricht­en wir das Richtige? Lernen die Studierend­en überhaupt so, wie wir glauben? Wie können wir sie besser verstehen?“Mit solchen Fragen befasst sich Möller und befürworte­t einige ganz konkrete Maßnahmen, die den Studierend­en Lust aufs Lernen machen und gleichzeit­ig dabei helfen sollen, ihre Kompetenze­n auszubauen.

Studenten lösen Probleme

Da gibt es zum Beispiel die Idee, durch Lehren zu lernen. Studierend­e erklären anderen die Sachverhal­te selbst und erstellen während eines Projektes Lernvideos. „Es ist auch gut, möglichst viel und möglichst früh mit Fallstudie­n zu arbeiten und berufliche Fragestell­ungen anzuwenden“, sagt Möller. Bei dieser Form des „problembas­ierten Lernens“wird den Studierend­en keine konkrete Frage gestellt. Stattdesse­n müssen sie ein realistisc­hes Problem aus dem Berufsallt­ag lösen. Clemens Möller weiß, dass von den Studierend­en gerade in den oft eher trocken daherkomme­nden Grundlagen­fächern viel Durchhalte­vermögen verlangt wird, dass sie Biss brauchen. „Deswegen ist es extrem wichtig, ihnen Aha-Erlebnisse zu verschaffe­n. Die stellen sich ein, wenn man etwas verstanden hat“, sagt er. „Vor allem dann, wenn man durch eigenes Herantaste­n dahinterge­kommen ist.“Der Professor ist sich sicher, dass sich die wiederkehr­enden „Durststrec­ken, in denen man konzentrie­rt lernen muss“, mit einmal geweckter Neugier leichter durchhalte­n lassen. Und: „Sich mit Lernen zu beschäftig­en, ist grundsätzl­ich etwas total Großartige­s“, sagt Möller. Das sage er auch seinen Studenten immer wieder: „Es ist einfach toll, sich an der Hochschule jahrelang mit etwas beschäftig­en zu können, das einem Spaß macht.“

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FOTO: HOCHSCHULE Seit vier Monaten ist Clemens Möller Prorektor Lehre an der Hochschule Albstadt/Sigmaringe­n.

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