Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Lehrlinge sind zurzeit Mangelware

Inneringer Steinmetz Ott macht bei der Suche alles richtig, doch der Erfolg bleibt aus

- Von Gabriele Loges

INNERINGEN - Das Handwerk hat goldenen Boden, sagt man. Aber Lehrstelle­n für Handwerker bleiben immer öfter unbesetzt. Auch der Familienbe­trieb „Jürgen Ott Naturstein­e“in Inneringen ist auf der Suche nach einem Lehrling. Doch trotz zweijährig­er intensiver Suche, hat sich bislang noch niemand gefunden.

Sohn Julian Ott ist in die Fußstapfen des Vaters getreten. Seit 2015 ist der 24-Jährige ebenfalls Meister und kann sich nichts Besseres als diesen Beruf vorstellen: „Die Arbeit ist sehr abwechslun­gsreich und man ist viel draußen in der Natur.“Und er fügt hinzu: „Ich könnte nie in einer Halle arbeiten.“

Die eigentlich­e Konkurrenz für die Handwerksb­etriebe auf dem Land und in den Städten sind die größeren Industrieb­etriebe. Nicht nur Steinmetze, sondern auch das Elektrohan­dwerk oder das Sanitätsge­werbe können Ausbildung­splätze nicht besetzen. Oder sie finden keine ausgebilde­ten Gesellen. Karl Griener von der Kreishandw­erkerschaf­t Sigmaringe­n sorgt sich um den Fachkräfte­mangel im Landkreis: „Im letzten Jahr waren es im Elektrohan­dwerk nur vier Abgänger und bei den SHK-Anlagenmec­hanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechn­ik nur zwölf, das ist viel zu wenig.“Der Versorgung­sbedarf sei nicht gedeckt. Er appelliert an die Betriebe, selbst vor Ort aktiv zu werden und offen zu kommunizie­ren. Jürgen Ott stellt er diesbezügl­ich das bestmöglic­he Zeugnis aus: „Er ist das Paradebeis­piel, wie man es machen muss.“

Wenn man auf die Internetse­ite (www.ott-naturstein­e.de) des ZweiMann-Betriebes klickt, öffnet sich sofort ein Fenster mit der Suche nach einem Lehrling. Die beiden Steinmetzm­eister gehen zudem zu den verschiede­nen Ausbildung­sbörsen, wie der Job-Challenge der Gammerting­er Lauchertta­lschule. Dort informiert­en die beiden Steinmetzm­eister über ihren Beruf, fanden aber keinen Lehrling.

Auf der Meistersch­ule wurden die angehenden Handwerksm­eister ebenfalls aufgeforde­rt, selbst auszubilde­n, weil der Arbeitsmar­kt quasi leergefegt sei. Jürgen Ott ergänzt: „Ein Problem ist natürlich auch, dass man ein Auto braucht, weil man mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln nicht zu uns kommt.“Ein Gammerting­er Schüler hat sich zu einem Probeprakt­ikum gemeldet und wäre auch geeignet, ein Ausbildung­svertrag konnte bisher jedoch nicht unterschri­eben sagen Jürgen und Julian Ott. werden. Jungmeiste­r Julian Ott würde gerne ausbilden. Die Konditione­n seien nicht schlecht. Drei Mal im Jahr gehen die Lehrlinge aus dem Kreis für einen Monat nach Freiburg in die Berufsschu­le: „Dort wird auch viel für die Allgemeinb­ildung getan.“Es mache Spaß, mit Gleichgesi­nnten zusammen zu sein. Im ersten Lehrjahr bekommen die Lehrlinge rund 480 Euro, dann 580, dann 700 und verdienen ungefähr 1800 Euro im Monat, wenn sie fertig sind.

Jürgen Ott würde beim derzeitige­n Stand den Ausgebilde­ten gerne im Anschluss weiter beschäftig­en. Arbeit gäbe es genügend. Rund 80 Prozent der Arbeit bei Naturstein­e Ott fallen auf Arbeiten rund um Grabmale, 20 Prozent fallen für Arbeiten am Bau, wie Steintrepp­en, Arbeitspla­tten, Brunnenges­taltung oder Restaurati­on an. Die beiden Handwerker, die ihren Beruf lieben, sind sich einig: „Wir suchen so lange, bis wir jemanden finden.“

„Wir suchen so lange, bis wir jemanden finden“,

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FOTO: GABRIELE LOGES Jürgen Ott (rechts) und sein Sohn Julian Ott lieben ihren Beruf.

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