Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ulm darf vom Meistertitel träumen
Die Basketballer aus der Donaustadt zittern sich mit einem 73:72 über Frankfurt ins Endspiel gegen Bamberg
NEU-ULM - Was für eine Spannung, was für ein Schlussviertel – und welche Freude: Ratiopharm Ulm steht im Finale der Basketball-Bundesliga. Die Ulmer gewannen am Dienstag das vierte Spiel der Serie „Best of five“gegen die Fraport Skyliners aus Frankfurt mit 73:72 (33:22) – und damit die Serie mit 3:1. Im Finale um die Deutsche Meisterschaft bekommt es der Vorrunden-Siebte Ulm ab Sonntag mit dem haushohen Favoriten Brose Baskets Bamberg zu tun.
Ulms Trainer Thorsten Leibenath war nach dem nervenaufreibenden Spiel ebenso glücklich wie mitgenommen. „30 Minuten waren herausragend, gerade in der Defensive“, sagte er. „Am Ende haben wir uns nicht schlau angestellt, aber die Mannschaft war aufgrund der kurzen Rotation müde. Jetzt freuen wir uns auf das Finale gegen Bamberg.“
Im dritten Halbfinale in Frankfurt hatten die Ulmer am Samstag noch eine herbe 54:85-Abreibung kassiert. Die Gründe: Eine schwache Quote von der Freiwurflinie (6/14) und Foulprobleme der großen Spieler Raymar Morgan, Da’Sean Butler und Augustine Rubit. Beides wollten die Ulmer am Dienstagabend in der zum 100. Mal in Folge ausverkauften Arena besser machen und so den Einzug ins Finale gegen Bamberg schaffen.
Die Wurfquote war tatsächlich besser, vor allem aber überzeugte die Verteidigung der Schwaben. Zur Pause hatten die Frankfurter gerade einmal 22 Punkte erzielt, Ulm lag mit elf Punkten in Führung (33:22). Auf beiden Seiten wurde von Beginn an intensiv verteidigt. Vor den Augen der Ex-Ulmer Philipp Schwethelm und John Bryant ging es hin und her. Im zweiten Viertel legten die Hausherren sogar noch eine Schippe drauf. Quantez Robertson sorgte zwar im ersten Angriff für die 16:15Führung, doch bis zum nächsten Korberfolg der Hessen dauerte es dann über fünf Minuten. Angetrieben von den extrem lauten 6200 Fans zog Ulm auf 28:18 davon. Frankfurts Trainer Gordon Herbert war so angefressen, dass er ein technisches Foul kassierte.
Doch da war ja noch das Problem mit den Fouls – und dieses Problem trieb Leibenath und den Ulmer Fans die Sorgenfalten auf die Stirn: Butler ging mit zwei Fouls in die Kabine, Morgan sogar mit drei – das dritte kassierte der Center völlig unnötig: beim Ausblocken nach einem Freiwurf von Robertson. Der unermüdliche Per Günther führte seine Mannschaft aber mit zwölf Punkten zur 33:22-Halbzeitführung.
Nach der Pause mussten zunächst sechs Ulmer versuchen, die Führung zu behaupten. Coach Leibenath standen nur sieben gesunde Topspieler zur Verfügung, und Morgan wurde aufgrund seiner Foulbelastung geschont. Doch die Ulmer spielten bärenstark weiter. Frankfurts Topscorer Jordan Theodore hatte bis hierhin erst sechs Punkte erzielt. Günther und Co. dagegen trafen hochprozentig. So schraubten sie die Führung in der 27. Minute auf 51:31. Der Finaleinzug kam näher.
„Ulm hat verdient gewonnen“
Mit 19 Punkten Vorsprung ging es in den Schlussabschnitt (54:35). Doch Frankfurt hatte sich noch lange nicht aufgegeben. Die schwache Dreierquote der Hessen – unter 20 Prozent – spielte den Ulmern in die Karten. Rund lief es aber nicht mehr, weshalb Leibenath nach zwei punktlosen Minuten eine Auszeit nahm. Es dauerte fast drei Minuten im Schlussviertel, ehe Günther für die ersten Ulmer Punkte (56:38) sorgte.
Vier Minuten vor Schluss war Frankfurt auf zwölf Punkte dran (48:60). Leise Hoffnung machte sich breit bei den Hessen. Erst recht, als es nur noch 57:66 stand. Doch Butler mit einem Dreier hielt dagegen. 37Sekunden vor dem Ende führte Ulm nach einigen Ballverlusten nur noch 73:70. Doch die Gastgeber hielten durch, sie zitterten sich zum Sieg. Und auch Gästecoach Herbert gab zu: „Ulm hat 30 Minuten überragend gespielt und verdient gewonnen.“