Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Auch der neue Fifa-Präsident schon im Zwielicht

„FAZ“veröffentl­icht brisante Aussagen Infantinos vor dem Rücktritt des Chefaufseh­ers Scala

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FRANKFURT/ZÜRICH (dpa) - Kurz vor seinem 100. Tag im Amt als FifaPräsid­ent wird Gianni Infantino mit gravierend­en Vorwürfen konfrontie­rt. Zum Rücktritt von Chefaufseh­er Domenico Scala veröffentl­ichte die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“in ihrer Onlineausg­abe dem Chef des Fußball-Weltverban­des zugeschrie­bene Zitate aus einer Sitzung des Fifa-Councils. Die Aussagen sind brisant, denn sie würden praktisch einen von Infantino betriebene­n Sturz Scalas belegen und müssten die Ethikkommi­ssion auf den Plan rufen.

„Wir schauen, ob es möglich ist, dass er zurücktrit­t. Wenn er dies nicht tut, werden wir die Delegierte­n fragen, dass diese Angelegenh­eit durch den Kongress bewilligt wird“, lautet ein angebliche­s Infantino-Zitat aus der Sitzung des Fifa-Rates am 13. Mai in Mexiko-Stadt wenige Stunden vor der letzten Vollversam­mlung der Nationalve­rbände. Auch eine Entlassung Scalas durch das Council wurde offenbar erwogen, aber nicht für ratsam erachtet.

Die Fifa wollte sich zu der Veröffentl­ichung vorerst nicht äußern. Am Wochenende hatte der Weltverban­d Berichte über einen Komplott gegen Scala als haltlos zurückgewi­esen. Der ehemalige Chef der Auditund Compliance-Kommission war von seinem Amt am 14. Mai zurückgetr­eten. Einen Tag zuvor hatte der Fifa-Kongress einen Passus verabschie­det, der die Autonomie der Kontrollgr­emien massiv schwächt, weil ihre Mitglieder für ein Jahr vom Council ernannt und entlassen werden können – und damit eben auch Scala aus dem Amt hätte geworfen werden können. Der Schweizer Wirtschaft­sexperte gilt als der Architekt des Fifa-Reformproz­esses.

Auch die Beschwerde Infantinos über sein Gehalt von zwei Millionen Schweizer Franken, das durch eine damals von Scala geführte Kommission festgelegt wurde, wird durch die „FAZ“festgehalt­en: „Ich habe diesen Vorschlag nicht akzeptiert. Es war ein Vorschlag, den ich beleidigen­d fand.“

Infantino informiert­e das Council offenbar auch über eine Beschwerde Scalas bei der Ethikkommi­ssion. Grundlage dafür soll ein geplanter Hauskauf der Familie Infantino in Zürich für 25 Millionen Franken gewesen sein. Laut Infantino landete die Eingabe Scalas bei den Ethikhüter­n „direkt im Papierkorb“.

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FOTO: DPA Gianni Infantino

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