Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Wasserschlacht macht den Slowaken Mut
Der Außenseiter tankt Selbstvertrauen mit dem unerwarteten 3:1 gegen Weltmeister Deutschland
BRATISLAVA (dpa/sz) - Eigentlich ist Fußball in der Slowakei lediglich Sportart Nummer 2, das kleine osteuropäische Land ist eine EishockeyHochburg. Doch die „Wasserschlacht von Augsburg“hat die Lage verändert. Mittelfeldstar Marek Hamšik hatte bereits in der MixedZone über den „historischen Sieg“jubiliert, und auch die zuvor im Hinblick auf die EM wenig enthusiastische Presse kannte keine Zurückhaltung mehr. „Die slowakischen Fußballer haben den Skalp der Weltmeister!“, schrieb die „Pravda“nach dem 3:1 gegen die deutsche Nationalmannschaft. Die Zeitung „Novy Cas“erkannte gar „ein kleines Wunder“.
Das Erfolgserlebnis sorgt für einen Euphorieschub vor der ersten Endrundenteilnahme. „Dieser Triumph in Deutschland ist für uns sicher ein großer Anstoß“, erklärte Außenverteidiger Peter Pekarik von Hertha BSC, der es ebenso wie sein Kölner Bundesliga-Kollege Dusan Svento in den 23-köpfigen EM-Kader schaffte. Beide gehörten nicht zu dem Quartett, das Trainer Jan Kozak wieder strich. Nach einem letzten Test am Samstag gegen Nordirland fliegen die Slowaken am 6. Juni nach Frankreich – mit neuem Mut.
Der Sieg gegen Deutschland stärke das Selbstbewusstsein, befand Coach Kozak. „Wir freuen uns riesig, aber wir bleiben mit den Füßen auf der Erde“, versprach Hamšik, der sich auch beim Verlassen der WWKArena durchgestylt wie immer präsentierte: Glitzernde Ohrringe, Designerbrille, der auffällige Irokesenschnitt frisch gegelt – abseits des Platzes stellt sich der Star vom SSC Neapel gerne in den Fokus. Doch auch sportlich ist er unverzichtbar. Klug führte er Regie im Mittelfeld, mit einem Kunsttor demonstrierte er seine Schussstärke. Und ein Kämpfer ist er auch: Hamšik ist sich für keinen Zweikampf zu schade. Das Problem: Er ist der einzige Ausnahmekönner.