Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Dortmund vor dem großen Umbruch
Mats Hummels ist weg, Ilkay Gündogan plant den Absprung und nun pokert auch noch Henrich Mchitarjan
DORTMUND (SID) - Kapitän und Abwehrchef Mats Hummels hat sich zum großen Rivalen nach München verabschiedet, Mittelfeldantreiber Ilkay Gündogan zieht es zu Manchester City – und all dies hat nun anscheinend auch den Spielmacher der Dortmunder Borussia ins Wanken gebracht. Henrich Mchitarjan, so berichtet es die „Bild“-Zeitung, hat ein Angebot für eine Vertragsverlängerung des BVB abgelehnt. Damit nicht genug: Der Armenier stellt demzufolge auch noch abstruse Bedingungen. Droht die Erfolgsmannschaft der Westfalen, vergangene Saison Vizemeister und Pokalfinalist, nun gänzlich auseinanderzubrechen?
„Warum sollten wir jetzt verlängern? Micki hat noch einen Vertrag bis 2017, und wir denken weiter über seine Zukunft nach“, sagte Mchitarjans Berater Mino Raiola der „Bild“Zeitung. Wieder kommen Spekulationen hoch, der Armenier wolle seine Zukunft beim BVB eng mit jener des Trainers verknüpfen: Er fordere eine Klausel, die besagt: Geht Thomas Tuchel, kann auch ich gehen.
Hans-Joachim Watzke wird sich gewiss nicht derart am Nasenring durch die Manege führen lassen. Ausstiegsklauseln sind dem Geschäftsführer des BVB seit jeher ein Graus, diese wird es erst recht sein. „Dazu sage ich nichts“, das war der einzige Kommentar, der dazu am Dienstag zu bekommen war.
Mchitarjan, das möge nicht vergessen werden, hat in Dortmund seine Unterschrift unter einen Vertrag bis 2017 gesetzt, als er 2013 für 27,5 Millionen Euro aus der Ukraine von Schachtjor Donezk kam. Somit wäre der BVB vor die Wahl gestellt: Eine Ablöse kassieren? Oder doch auf Erfüllung des Vertrages bestehen, wie einst bei Robert Lewandowski? Mats Hummels ließ die Borussia zuletzt in ähnlicher Situation ziehen.
Watzkes Wort steht. Er wolle auf keinen Fall drei Säulen verlieren im Sommer, das sei „ausgeschlossen“, hat er bei vielen Gelegenheiten betont. Daran muss er sich nun messen lassen, da bekanntlich auch Ilkay Gündogan vor einem Wechsel nach England steht. Der Nationalspieler hat zwar gerade eine langwierige Knieverletzung erlitten, dennoch scheint Manchester City, der künftige Klub von Pep Guardiola bereit zu sein, 25 Millionen Euro zu zahlen. Letztens köchelte sogar das Gerücht hoch, der Nationaltrainer des Gabun habe verraten, dass Torjäger PierreEmerick Aubameyang den BVB verlassen wolle.
Etwa 38 Millionen hat der BVB für Mats Hummels eingenommen. Geld also wird bei der Suche nach Ersatz nicht das Problem sein, es geht eher darum, Spieler zu finden, die sportliche und charakterliche Klasse vereinen – und zudem Profis, für die in England als Kaderauffüller keine Mondpreise gezahlt werden.
In Ömer Toprak sieht die Vereinsführung das anscheinend. 22 Millionen Euro Ablöse, was viel, vielleicht sogar unangemessen viel ist, soll der türkische Innenverteidiger von Bayer Leverkusen kosten. Schließlich weiß jeder Konkurrent, wie sehr es am Borsigplatz pressiert. Der gebürtige Ravensburger Toprak ist bei Bayer Kapitän und Führungsperson, das würde schon passen.
Rode-Transfer vor dem Abschluss
Mit Sebastian Rode, dem Edelreservisten vom FC Bayern, ist sich die Borussia nach Informationen von „derwesten.de“einig. Nur über die Ablösesumme muss noch verhandelt werden, Bayern soll zwischen zehn und 15 Millionen Euro fordern.
Bisher hat der BVB den Abschied seiner Leistungsträger exzellent kompensiert, was vor allem Sportdirektor Michael Zorc zuzuschreiben ist. Das gilt für den Fall Mario Götze, der zu den Bayern ging, für Lewandowski, der zu den Bayern ging. Egal ob Mchitarjan nun geht oder nicht, Zorc muss nun wieder puzzeln.