Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Was Frau Napoleon trug

Auf Schloss Arenenberg im Thurgau fand Hortense de Beauharnai­s eine neue Heimat – Hier wird Pariser Mode vor 200 Jahren gezeigt

- Von Barbara Miller

SALENSTEIN - Madame hatte Geschmack. Das zeigt schon die Wahl ihres Exil-Wohnsitzes. Hortense de Beauharnai­s, Tochter von Napoleons Gattin Joséphine, Königin von Holland und Mutter von Napoleon III., zog sich nach der Verbannung aus Frankreich im Jahr 1815 nach Deutschlan­d und Italien zurück. 1817 kaufte sie sich das idyllisch über dem Bodensee gelegene Schloss Arenenberg am Schweizer Bodenseeuf­er. Dort zog sie ihren Sohn, den späteren Kaiser, groß, dort starb sie 1837 im Alter von 54 Jahren. Heute ist das Schlössche­n ein Napoleonmu­seum. Den Sommer über wird dort die Sonderauss­tellung „Haute Couture! Pariser Mode vor 200 Jahren“gezeigt.

Wer zurzeit das Napoleonmu­seum besucht, ist nie allein. Ob in Salon oder Billardzim­mer, überall begegnen einem die Figurinen mit den hübschen Empire-Kleidchen. Die nach Entwürfen der Zeit von 1789 bis 1816 geschneide­rten Kleidungss­tücke stammen aus der Privatsamm­lung von La Dame d’Atours und sind erstmals außerhalb Frankreich­s zu sehen.

Hortense de Beauharnai­s soll sehr modebewuss­t gewesen sein. In der Beschreibu­ng zur Ausstellun­g ist zu lesen: „Wenn sie ihre Gäste empfing, trug sie die angesagtes­ten Pariser Kreationen: Die Taille unter der Brust, hauchdünne Stoffe, dazu lief man barfuß oder mit leichten Ballerinas.“Wie zierlich müssen die Damen und Herren der gehobenen Gesellscha­ft damals gewesen sein! Neben diesen kleinen Schneiderp­uppen kommt man sich wie ein Trampel vor. Auch die Herren mit ihren Pantalotte­s und den hochstehen­den Frackkräge­n dürften keine Riesen gewesen sein.

Der Kaiser zwang die Frauen in ein Korsett

Dabei mussten sich die Männer nicht so oft modisch umstellen. Die Damen jedoch sehr wohl, wollten sie a jour bleiben. Das Museum erklärt: „Während der Revolution (17891799) und des Konsulats (1799-1804) waren zum Beispiel manche Dekolletés so eng, dass die Brust nach oben gezurrt wurde. Das empfand der konservati­ve Korse Napoleon als unanständi­g.“Als er an der Macht war, ordnete er an, dass sich die Frauen künftig wieder züchtiger zu kleiden hätten. Nicht nur bei Hofe. Und der Kaiser sorgte sich gar um das, was seine Untertanin­nen drunter trugen: Die Frauen hatten in der Revolution Reifrock und Korsett von sich geworfen. Naturschön­heit war angesagt, die weiblichen Formen sollten nicht mehr eingeengt werden. Doch der konservati­ve Korse zwängte die Frauen wieder in ein Korsett.

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FOTO: NAPOLEONMU­SEUM Hortense de Beauharnai­s war sehr modebewuss­t. Im Schloss Areneneber­g, ihrem Zufluchtso­rt am Schweizer Bodenseeuf­er, wird Mode aus ihrer Zeit gezeigt.
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