Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Grüne kritisieren Regel zur Einrichtung von Oberstufen an Gemeinschaftsschulen
STUTTGART (kab) - Die grüne Landtagsfraktion reagiert verärgert auf eine Veröffentlichung des Kultusministeriums von vergangener Woche. Ministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte am vorigen Dienstag erklärt, nach welchen Regeln Gemeinschaftsschulen (GMS) gymnasiale Oberstufen einrichten dürfen sollen. Eins der Prognosekriterien lautet: „GMSStandorte, die in der Sekundarstufe I nicht mindestens stabil vierzügig geführt werden, kommen als Standort für eine Sekundarstufe II aller Voraussicht nach nicht in Betracht.“
„Das können wir nicht nachvollziehen“, erklärt Bildungsexpertin der Grünen-Fraktion Sandra Boser der „Schwäbischen Zeitung“. Sie verweist auf den Koalitionsvertrag, in dem 60 Schüler als Minimum für das Einrichten einer Oberstufe genannt werden – so sieht es auch das Schulgesetz vor. Es gebe Gemeinschaftsschulen, etwa in Tübingen, die selbst nicht vierzügig seien, aber durch Zugänge umliegender Schulen die Mindestzahl überschreiten können.
Grün-Schwarz hatte sich auf eine begrenzte Anzahl von Oberstufen an Gemeinschaftsschulen geeinigt – unter anderem auch, um keine Konkurrenz zu den beruflichen Gymnasien aufzubauen. Boser befürchtet durch das Kriterium der Vierzügigkeit nun eine weitere „Einschränkung durch die Hintertür“. In einem Brief an Eisenmann fordern sie und ihr Fraktionsvorstandskollege HansUlrich Sckerl eine Korrektur.
Die Vierzügigkeit sei nicht zwingend, erklärt eine Ministeriumssprecherin. „Sie ist ein prognostischer Hinweis für die Regierungspräsidien, die die Anträge prüfen.“Aus Sicht des Kultusministeriums sei es aber sehr unwahrscheinlich, dass eine GMS ohne Vierzügigkeit eine Oberstufe werde einrichten können.