Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vom Schulz-Effekt nichts zu spüren
Einfach einmal in Ruhe sacken lassen. Das kleinste Flächenland der Bundesrepublik hat gewählt. Aus der Abstimmung im Saarland einen Trend oder gar belastbare Prognosen für die Bundestagswahl zu konstruieren, wäre deshalb mehr als ein gewagtes Unterfangen. Dennoch können einige Schlüsse aus dem Ergebnis gezogen werden, über die in den kommenden Wochen diskutiert wird.
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ist es gelungen, ihre persönlichen Zustimmungswerte in einen überraschend deutlichen Sieg umzumünzen. Der Wahlerfolg geht alleine auf das Konto der 54-Jährigen, denn von Rückenwind durch die Bundes-CDU war an der Saar nicht viel zu spüren. Die Landespolitik hat gezogen. Auf Unterstützung durch die Bundespolitik hofften dafür die Sozialdemokraten. Doch von einem Schulz-Effekt ist bei der ersten Wahl im Superwahljahr 2017 nichts zu bemerken. Die überragende Beliebtheit innerhalb der SPD und die guten bundesweiten Umfragezahlen für den SPD-Vorsitzenden Martin Schulz bedeuten für die Genossen offensichtlich nicht, dass sie auf einmal Wahlen automatisch gewinnen.
Die Grünen stehen vor schwierigen Monaten. Ihre Themen scheinen nicht zu zünden, besonders dann, wenn sich alles auf das Duell zwischen der Kanzlerin und ihrem Herausforderer konzentriert. Wenn Elefanten tanzen, wird es für die Mäuse ungemütlich. Und die Ikone der Linken, Oskar Lafontaine, zieht selbst in seinem Heimatland nicht mehr. Gedankenspiele über eine rotrote Regierung zwischen SPD und Linken dürften auf lange Sicht in Westdeutschland beendet sein.
Es wird also wieder zu einer Großen Koalition in Saarbrücken kommen. Und das ist der einzig wirklich relevante Fingerzeig gen Berlin. Wer auf aussagekräftigere Analysen hofft, der muss auf die Landtagswahl in NRW warten. Im bevölkerungsreichsten Bundesland wird am 14. Mai gewählt, und NordrheinWestfalen war schon oft genug Trendsetter für die Bildung einer künftigen Bundesregierung.