Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

100 Teilnehmer bekennen sich zu Europa

Kundgebung auf Sigmaringe­r Marktplatz – In einem Kreis wird Solidaritä­t auf Probe gestellt

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Knapp 100 Menschen haben bei einer Kundgebung am Sonntagnac­hmittag auf dem Sigmaringe­r Marktplatz ein Zeichen für Europa gesetzt. Die Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne) hatte zu der Kundgebung aufgerufen und forderte die Teilnehmer nach ihrer Rede auf, selbst aktiv zu werden. Erst schrieben sie ihre Gedanken zu Europa nieder, danach stellten 27 von ihnen mit einem Seilspiel die europäisch­e Solidaritä­t auf die Probe.

Aus dem gesamten Kreisgebie­t waren die Europa-Sympathisa­nten nach Sigmaringe­n gekommen. „Wenn hier was los ist, bin ich da“, sagte Elvira Schindler aus Meßkirch. Zum 60. Jahrestag der Unterzeich­nung der Römischen Verträge, die die Geburtsurk­unde der Europäisch­en Union sind, gab es in vielen Städten im Land Aktionen: Stuttgart, Ulm, Sigmaringe­n. Die Meßkircher­in schilderte die Vorzüge von Europa für sie persönlich. Sie reise viel und genieße deshalb die weggefalle­nen Grenzkontr­ollen. „In Frankreich komme ich mir vor wie Zuhause.“Doch wichtig ist ihr, dass Europa den sozialen Ausgleich von armen und reichen Mitgliedss­taaten herstellt. „Wir brauchen sehr viel mehr soziale Gerechtigk­eit“, sagte sie.

Karl Boos aus Bad Saulgau spricht den Frieden an, den Europa gebracht hat. „Wenn man sich aktuell die Weltpoliti­k anschaut, muss man ein bisschen Angst haben“, sagte er. Mathias Schultz aus Völlkofen schrieb auf das Papier, das die Form einer Wolke hatte: „Europa – unsere Welt, unser Leben.“

Praktisch wurde es, als Landtagsab­geordnete Bogner-Unden 27 Bürger – jeder steht für einen Mitgliedss­taat der EU – auffordert­e, sich in einem Kreis zu positionie­ren und ein Seil um sich zu spannen. Je mehr die Spannung zunahm, desto heftiger wirkte es sich aus, wenn ein oder mehrere Teilnehmer aus dem Kreis ausscherte­n. „Ihr seht, das Gleichgewi­cht kommt ins Schwanken“, sagte Bogner-Unden – besonders, als das „Schwergewi­cht Frankreich“einen Schritt nach vorne machte.

Die Abgeordnet­e Bogner-Unden will mehr Europa

In ihrer Rede forderte die Politikeri­n eine Weiterentw­icklung der EU. Und zwar von unten, nicht von oben. „Sie muss im besten Sinne näher an den Menschen sein“, sagte Bogner-Unden. Sie müsse Mitsprache bieten und Identifika­tion ermögliche­n. Ihrer Meinung nach ist mehr Europa notwendig: eine Steuerharm­onisierung, eine gemeinsame Verteidigu­ngs-, Sicherheit­s-, Sozial- und Asylpoliti­k.

Die Menschen müssten sich wieder begeistern können für Europa, „einen Binnenmark­t allein kann man nicht lieben“, so eine ihrer Kernaussag­en der Rede, die immer wieder von Applaus unterbroch­en wurde.

Mit ihren Europa-Fähnchen zogen die Menschen weiter und legten damit auch auf dem Nachhausew­eg ein Bekenntnis für Europa ab.

Mehr Fotos von der Kundgebung in Sigmaringe­n gibt es im Internet auf der Seite www.schwaebisc­he.de/europa-sig

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Der europäisch­e Kreis: Wenn einer ausschert, schwankt das Gleichgewi­cht.

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