Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
100 Teilnehmer bekennen sich zu Europa
Kundgebung auf Sigmaringer Marktplatz – In einem Kreis wird Solidarität auf Probe gestellt
SIGMARINGEN - Knapp 100 Menschen haben bei einer Kundgebung am Sonntagnachmittag auf dem Sigmaringer Marktplatz ein Zeichen für Europa gesetzt. Die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne) hatte zu der Kundgebung aufgerufen und forderte die Teilnehmer nach ihrer Rede auf, selbst aktiv zu werden. Erst schrieben sie ihre Gedanken zu Europa nieder, danach stellten 27 von ihnen mit einem Seilspiel die europäische Solidarität auf die Probe.
Aus dem gesamten Kreisgebiet waren die Europa-Sympathisanten nach Sigmaringen gekommen. „Wenn hier was los ist, bin ich da“, sagte Elvira Schindler aus Meßkirch. Zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge, die die Geburtsurkunde der Europäischen Union sind, gab es in vielen Städten im Land Aktionen: Stuttgart, Ulm, Sigmaringen. Die Meßkircherin schilderte die Vorzüge von Europa für sie persönlich. Sie reise viel und genieße deshalb die weggefallenen Grenzkontrollen. „In Frankreich komme ich mir vor wie Zuhause.“Doch wichtig ist ihr, dass Europa den sozialen Ausgleich von armen und reichen Mitgliedsstaaten herstellt. „Wir brauchen sehr viel mehr soziale Gerechtigkeit“, sagte sie.
Karl Boos aus Bad Saulgau spricht den Frieden an, den Europa gebracht hat. „Wenn man sich aktuell die Weltpolitik anschaut, muss man ein bisschen Angst haben“, sagte er. Mathias Schultz aus Völlkofen schrieb auf das Papier, das die Form einer Wolke hatte: „Europa – unsere Welt, unser Leben.“
Praktisch wurde es, als Landtagsabgeordnete Bogner-Unden 27 Bürger – jeder steht für einen Mitgliedsstaat der EU – aufforderte, sich in einem Kreis zu positionieren und ein Seil um sich zu spannen. Je mehr die Spannung zunahm, desto heftiger wirkte es sich aus, wenn ein oder mehrere Teilnehmer aus dem Kreis ausscherten. „Ihr seht, das Gleichgewicht kommt ins Schwanken“, sagte Bogner-Unden – besonders, als das „Schwergewicht Frankreich“einen Schritt nach vorne machte.
Die Abgeordnete Bogner-Unden will mehr Europa
In ihrer Rede forderte die Politikerin eine Weiterentwicklung der EU. Und zwar von unten, nicht von oben. „Sie muss im besten Sinne näher an den Menschen sein“, sagte Bogner-Unden. Sie müsse Mitsprache bieten und Identifikation ermöglichen. Ihrer Meinung nach ist mehr Europa notwendig: eine Steuerharmonisierung, eine gemeinsame Verteidigungs-, Sicherheits-, Sozial- und Asylpolitik.
Die Menschen müssten sich wieder begeistern können für Europa, „einen Binnenmarkt allein kann man nicht lieben“, so eine ihrer Kernaussagen der Rede, die immer wieder von Applaus unterbrochen wurde.
Mit ihren Europa-Fähnchen zogen die Menschen weiter und legten damit auch auf dem Nachhauseweg ein Bekenntnis für Europa ab.
Mehr Fotos von der Kundgebung in Sigmaringen gibt es im Internet auf der Seite www.schwaebische.de/europa-sig