Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Grünen-Chefin spendet an Bürgerinitiative
1000 Euro für den Protest gegen einen Groß-Kuhstall in Ostrach-Hahnennest
ZIELFINGEN - Die Grünen-Landesvorsitzende Sandra Detzer hat Vertretern einer Bürgerinitiative, die sich gegen den geplanten Groß-Kuhstall in Ostrach-Hahnennest richtet, einen symbolischen Scheck über 1000 Euro überreicht. Im Restaurant Südsee 3 am gleichnamigen Baggersee im Mengener Stadtteil Rulfingen-Zielfingen kam sie mit Bürgern ins Gespräch. Zur Veranstaltung erschienen allerdings nur wenige Besucher. Eingeladen hatte die GrünenLandtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden.
In Hahnennest soll ein Stall für 1000 Milchkühe gebaut werden, dagegen gibt es Proteste. „Müssen wir viele Kühe auf einem Haufen haben?“, fragte Sandra Detzer rhetorisch. Sie erklärte, warum die Landes-Grünen die Bürgerinitiative mit 1000 Euro unterstützt: „Wir wollen die aktive Zivilgesellschaft stärken.“Gerade in der jetzigen Zeit seien aktive Bürger gefragt. „Demokratie fällt nicht vom Himmel“, sagte Detzer.
Annamaria Waibel von der Bürgerinitiative erklärte, warum diese gegen das Vorhaben kämpft. „Wir wollen keine Agrarindustrie“, sagte sie. Sie betonte, dass das Projekt ganz Baden-Württemberg betreffe und nicht nur Ostrach. Es gebe nämlich weitere Bestrebungen für so große Ställe. „Wir werden da immer mehr bedroht von der Agrarindustrie, in ganz Baden-Württemberg“, sagte sie. Besonders warf sie die Frage auf, was mit den Kälbern der Milchkühe passiert. Darauf gebe es bis jetzt keine zufriedenstellende Antwort.
„Das Hauptproblem ist der ausufernde Lobbyismus in Berlin“, sagte Wolfgang Ruff, Schatzmeister des Grünen-Kreisverbands. Sandra Detzer hingegen bemerkte, dass es ja auch noch andere Parteien mit anderen Interessen gebe. „Die CDU hat kein Problem damit, die industrielle Landwirtschaft zu fördern“, sagte Detzer. Kritik, auch an den Grünen, übte Anneliese Schmeh aus Überlingen, Ehrenlandesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr hätten auch viele konventionelle Bauern die Grünen gewählt. „Die wählen sie nach dieser Enttäuschung nicht mehr“, sagte Schmeh und nahm dabei auf die aktuelle Milchpolitik Bezug.
Diskussion über Zahlen
Es gebe einen Kabinettsbeschluss, dass 900 000 Hektar der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Land künftig für Solaranlagen vorgesehen seien, kritisierte Anneliese Schmeh weiter. „Das sind 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Baden-Württemberg.“Für die Ernährung blieben dann nur noch 40 Prozent übrig. Die Vorlage für den Beschluss komme ausgerechnet von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Man müsse auch die Energiewende umsetzen, sagte Sandra Detzer, die in ihrer Antwort um Verständnis warb. Sie glaube auch nicht, dass wirklich 60 Prozent der Nutzfläche betroffen seien, werde in dieser Sache aber noch einmal nachhaken.
Wolfgang Ruff kritisierte die Finanzpolitik der Landesregierung. „Es wird im Prinzip alles restlos verbraten“, sagte er. Er kritisierte außerdem, dass von Grünen-Finanzministerin Edith Sitzmann zu wenig zu hören sei. Sandra Detzer sah hier die Verantwortung eher bei den Medien, die finanzpolitische Themen nicht so häufig aufgriffen. Andrea BognerUnden sprang der Finanzministerin zur Seite: „Es gibt Leute, die tun nichts und reden darüber“, sagte sie. Das sei bei Edith Sitzmann nicht der Fall, lobte sie.