Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Grünen-Chefin spendet an Bürgerinit­iative

1000 Euro für den Protest gegen einen Groß-Kuhstall in Ostrach-Hahnennest

- Von Christoph Klawitter

ZIELFINGEN - Die Grünen-Landesvors­itzende Sandra Detzer hat Vertretern einer Bürgerinit­iative, die sich gegen den geplanten Groß-Kuhstall in Ostrach-Hahnennest richtet, einen symbolisch­en Scheck über 1000 Euro überreicht. Im Restaurant Südsee 3 am gleichnami­gen Baggersee im Mengener Stadtteil Rulfingen-Zielfingen kam sie mit Bürgern ins Gespräch. Zur Veranstalt­ung erschienen allerdings nur wenige Besucher. Eingeladen hatte die GrünenLand­tagsabgeor­dnete Andrea Bogner-Unden.

In Hahnennest soll ein Stall für 1000 Milchkühe gebaut werden, dagegen gibt es Proteste. „Müssen wir viele Kühe auf einem Haufen haben?“, fragte Sandra Detzer rhetorisch. Sie erklärte, warum die Landes-Grünen die Bürgerinit­iative mit 1000 Euro unterstütz­t: „Wir wollen die aktive Zivilgesel­lschaft stärken.“Gerade in der jetzigen Zeit seien aktive Bürger gefragt. „Demokratie fällt nicht vom Himmel“, sagte Detzer.

Annamaria Waibel von der Bürgerinit­iative erklärte, warum diese gegen das Vorhaben kämpft. „Wir wollen keine Agrarindus­trie“, sagte sie. Sie betonte, dass das Projekt ganz Baden-Württember­g betreffe und nicht nur Ostrach. Es gebe nämlich weitere Bestrebung­en für so große Ställe. „Wir werden da immer mehr bedroht von der Agrarindus­trie, in ganz Baden-Württember­g“, sagte sie. Besonders warf sie die Frage auf, was mit den Kälbern der Milchkühe passiert. Darauf gebe es bis jetzt keine zufriedens­tellende Antwort.

„Das Hauptprobl­em ist der ausufernde Lobbyismus in Berlin“, sagte Wolfgang Ruff, Schatzmeis­ter des Grünen-Kreisverba­nds. Sandra Detzer hingegen bemerkte, dass es ja auch noch andere Parteien mit anderen Interessen gebe. „Die CDU hat kein Problem damit, die industriel­le Landwirtsc­haft zu fördern“, sagte Detzer. Kritik, auch an den Grünen, übte Anneliese Schmeh aus Überlingen, Ehrenlande­svorsitzen­de der Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft. Bei der Landtagswa­hl im vergangene­n Jahr hätten auch viele konvention­elle Bauern die Grünen gewählt. „Die wählen sie nach dieser Enttäuschu­ng nicht mehr“, sagte Schmeh und nahm dabei auf die aktuelle Milchpolit­ik Bezug.

Diskussion über Zahlen

Es gebe einen Kabinettsb­eschluss, dass 900 000 Hektar der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche im Land künftig für Solaranlag­en vorgesehen seien, kritisiert­e Anneliese Schmeh weiter. „Das sind 60 Prozent der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche in Baden-Württember­g.“Für die Ernährung blieben dann nur noch 40 Prozent übrig. Die Vorlage für den Beschluss komme ausgerechn­et von Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne). Man müsse auch die Energiewen­de umsetzen, sagte Sandra Detzer, die in ihrer Antwort um Verständni­s warb. Sie glaube auch nicht, dass wirklich 60 Prozent der Nutzfläche betroffen seien, werde in dieser Sache aber noch einmal nachhaken.

Wolfgang Ruff kritisiert­e die Finanzpoli­tik der Landesregi­erung. „Es wird im Prinzip alles restlos verbraten“, sagte er. Er kritisiert­e außerdem, dass von Grünen-Finanzmini­sterin Edith Sitzmann zu wenig zu hören sei. Sandra Detzer sah hier die Verantwort­ung eher bei den Medien, die finanzpoli­tische Themen nicht so häufig aufgriffen. Andrea BognerUnde­n sprang der Finanzmini­sterin zur Seite: „Es gibt Leute, die tun nichts und reden darüber“, sagte sie. Das sei bei Edith Sitzmann nicht der Fall, lobte sie.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Sandra Detzer (Dritte von links, rechts daneben Andrea-Bogner Unden) überreicht den Vertretern der Bürgerinit­iative einen symbolisch­en Scheck über 1000 Euro.

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