Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Historiker Proske: „Namensgebung ist zweifelhaft“
In Meßkirch sind eine Straße und ein Altenheim der Caritas nach Conrad Gröber benannt – Zudem ist er seit 1932 Ehrenbürger der Stadt
MESSKIRCH (mus) - Seit 1932 ist Conrad Gröber Ehrenbürger der Stadt Meßkirch. Jetzt legt Autor Wolfgang Proske die braune Vergangenheit des Freiburger Erzbischofs offen (Details siehe oberer Text). Nach Proskes Forschungen stellte sich Gröber selbst in den Dienst des NS-Regimes und betrieb aktiv Propaganda für die neuen Machthaber. Er war von 1934 bis 1938 förderndes Mitglied der SS. Zudem äußerte er sich vermehrt judenfeindlich.
In Meßkirch sind eine Straße und das Altenheim der Caritas nach Gröber benannt. Historiker Proske meint, dass früher nicht so viel über Gröbers braune Vergangenheit bekannt gewesen sei und dass es daher zu dieser Namensgebung gekommen sei. Angesichts der jetzigen Gesichtspunkte sei es „zweifelhaft“, Straßen und Altenheime nach Gröber zu benennen, meint Proske. Zu sehr sei Gröber Teil der nationalsozialistischen Propaganda-Maschinerie gewesen.
Gröber denunziert eine Jüdin
Gröber habe zudem eine jüdische Frau, mit der er lange befreundet gewesen sei, beim Gauleiter denunziert. „Eine Denunziation durch einen Bischof ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist charakterlich verwerflich“, sagt der Historiker Proske im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Proske, der sich eineinhalb Jahre lang mit Gröber beschäftigt hat, meint, dass eine Institution mit moralischem Anspruch, wie die römisch-katholische Kirche, es sich überlegen müsse, ob sie es sich leisten könne, „Figuren wie Gröber weiter zu halten und zu verteidigen“. Proske kann nachvollziehen, dass für viele Menschen ein Erzbischof einen besonderen Nimbus habe. Es sei aber wichtig, an Gröber dieselben Kriterien anzulegen, wie bei anderen NSBelasteten. „Es kann nicht sein, dass falsche Behauptungen über Gröber im Umlauf sind und dass das Unrecht Gröbers einfach unter den Tisch gekehrt wird.“Der jetzt in dem Buch „NS-Belastete aus Südbaden“vorgestellte Aufsatz über Gröber sei eine „unangenehme aber notwendige Aufklärungsarbeit“, findet Proske.
„Ich bin schon sehr gespannt auf den Aufsatz“, sagt Alexander Sperl, der Geschäftsführer des Caritasverbands Sigmaringen, der Träger des Conrad-Gröber-Hauses ist. Sperl ist bekannt, dass Gröber eine umstrittene Persönlichkeit ist. „Ich bin aber kein Historiker, um mir da ein Urteil zu erlauben.“Gröber sei eine sehr widersprüchliche Persönlichkeit, so soll er die damaligen Boykotte von jüdischen Geschäften kritisiert haben, habe sich aber auch judenfeindlich geäußert. Das Altenheim heißt schon seit Ende der 1970er- oder Anfang der 80er-Jahre „Conrad-GröberHaus“. Damals war das Haus noch in der Trägerschaft des Caritasverbands der Erzdiözese Freiburg.
Keine voreiligen Schlüsse möchte der Meßkircher Historiker Armin Heim ziehen: „Ich bin nicht auf dem neuesten Stand der Gröber-Forschung. Man muss immer das Für und Wider abwägen.“Gröber habe natürlich auch seine Verdienste gehabt, sagt Heim.