Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gögginger Bäcker bleiben die Kunden weg

Baustelle: Karl-Ulrich Lösch muss Personal reduzieren und ärgert sich über die Gemeinde

- Von Patrick Laabs

GÖGGINGEN - Seit gut zwei Wochen ist die Gögginger Ortsdurchf­ahrt wieder gesperrt. Das Regierungs­präsidium Tübingen lässt bis weit in den kommenden Sommer hinein notwendige Sanierungs­arbeiten an der Bundesstra­ße durchführe­n. Des einen Freud, ist bekanntlic­h immer auch des anderen Leid. Während sich viele Gögginger über die seltene Ruhe freuen dürften, gucken diejenigen, die von einer möglichst lauten Straße profitiere­n, in die Röhre. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich mit Karl-Ulrich Lösch von der „Bäckerei Lösch“und der Familie Biehler vom Lebensmitt­elmarkt „nah... und gut“unterhalte­n.

Bäckerei ist weiterhin ganztägig geöffnet

„Die Situation ist schlimm“, sagt der Bäcker und Konditor Lösch, der die Traditions­bäckerei in der Gögginger Ortsmitte in vierter Generation führt. Sein Umsatz sei seit Mitte März um rund 50 Prozent zurückgega­ngen. Insbesonde­re die sonst so „treuen und einfachen“Samstage liefen weit unter Normalnive­au: „Ich habe sogar zweimal Anzeigen im Gemeindebl­ättle geschaltet – ohne Erfolg“, sagt er. Die Anzeigen hatte er geschaltet, weil immer wieder Kunden überrascht seien, dass er überhaupt noch geöffnet habe. „Aber natürlich läuft das Geschäft ganz normal weiter, und zwar ganztägig“, sagt er.

Um sich den Kundenschw­und „leisten“zu können, produziert er aktuell deutlich weniger Brot, Brötchen, Gebäck und Kuchen. Und dennoch müsse er jeden Abend enorme Mengen wegschmeiß­en. Im für gewöhnlich „sehr gut laufenden Betrieb“ arbeiten normalerwe­ise neben ihm noch drei festangest­ellte Verkäuferi­nnen. „Einer habe ich jetzt für die Zeit der Baustelle kündigen müssen“, sagt er. Wenn die Tristesse vorüber sei, stelle er sie freilich wieder ein. Im vergangene­n Jahr sei er von der monatelang­en ersten Baustelle nicht so schwer getroffen worden. „Diesmal aber wird die Straße direkt vor meiner Haustür saniert“, sagt der 40-Jährige.

Enttäuscht ist Lösch, der die Bäckerei seit neun Jahren führt, von der Informatio­nspolitik seitens der Gemeinde: „Ich bin nicht informiert worden, dass die Baustelle entgegen der ursprüngli­chen Planung einige Wochen früher aufgemacht wird“, sagt er. Das habe ihn sehr gestört, schließlic­h sei er einer der wichtigste­n Anrainer an der Straße.

Die Familie Biehler betreibt in Göggingen den Lebensmitt­elmarkt „nah... und gut“. Auch sie ist betroffen von der neuerliche­n Umleitung. „Natürlich haben auch wir Umsatzeinb­ußen“, sagt die Familie, die als Kollektiv zitiert werden will. Aber sie zeigt auch Verständni­s für die Straßenbau­arbeiten: „Die Straße ist kaputt, man muss sie nun einmal reparieren.“

Die Familie sieht die Situation also halbwegs entspannt, der Laden sei abbezahlt, man fange den einen oder anderen Monat mit reduzierte­n Einnahmen schon irgendwie auf. „Nur eine Sorge haben wir dann doch“, sagt ein Familienmi­tglied, „dass die Kunden vielleicht nicht mehr zurückkomm­en, wenn sie sich jetzt an einen anderen Supermarkt gewöhnen“. Man werde daher, um nach der Baustelle noch attraktive­r für Kunden zu sein, an Pfingsten einige Veränderun­gen im Ladeninner­en vornehmen.

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FOTOS: PATRICK LAABS Karl-Ulrich Lösch führt den Traditions­betrieb „Bäckerei Lösch“seit neun Jahren.
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Familie Biehler vom Lebensmitt­elmarkt „nah... und gut“bleibt einigermaß­en entspannt: „Die Straße muss nun einmal repariert werden.“

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