Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Dresdner Streich-Trio spielt romantische und klassische Kammermusik
Drei „alte“Bekannte bestreiten das Gammertinger Schlosskonzert
GAMMERTINGEN - Gute Bekannte haben das Programm des Schlosskonzertes am vergangenen Samstagabend im Saal des Gammertinger Rathauses bestritten: Das Dresdner Streich-Trio mit Jörg Faßmann (Violine), Sebastian Herberg (Viola) und Michael Pfaender (Violoncello) hatten für ihren erneuten Besuch in Gammertingen ein Programm aus romantischer und klassischer Kammermusik vorbereitet. Das Trio erfreut seit nunmehr zehn Jahren in guter Regelmäßigkeit alle zwei Jahre das Gammertinger Publikum mit seinem herausragend abgestimmten Klang und dem überaus präzisen Zusammenspiel.
Am vergangenen Samstag eröffneten die sächsischen Musiker das Programm mit Franz Schuberts (1797-1828) Streichtriosatz in B-Dur (D471). Der kaum 20-jährige Franz Schubert komponierte diese reizvolle Miniatur für den Familiengebrauch, doch neben dem vollständigen 1. Satz Allegro schrieb er lediglich noch das Fragment eines unvollendeten Andante sostenuto. Das Trio stellte den melodischen Charakter dieses gesanglich wirkenden Stücks gekonnt heraus, ließen die für diese Schaffensperiode Schuberts typische Ähnlichkeit zu den Streichquartetten Mozarts und Haydns gut spüren.
Wie Michael Pfaender in seinen Begrüßungsworten erwähnte, ist dieser Triosatz das erste Stück, mit dem das damals neu gegründete Dresdner Streich-Trio 1995 auf die Bühne trat und hat somit auch für das Ensemble eine besondere Bedeutung. Nach einigen erläuternden Worten zum Leben von Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) durfte das Publikum dessen Streichtrio F-Dur op. 27/2 genießen. Herzogenberg widmete dieses 1879 komponierte Werk seinem Lehrer und Vorbild Johannes Brahms, der sich auch lobend darüber äußerte. Die klar erkennbare, an klassische Werke erinnernde Form und Struktur der Sätze füllt Herzogenberg mit frischen neuen Klängen, überraschenden PizzicatoEinwürfen und polyphonen Stimmverschachtelungen. Daneben erklingen dann - wie im zweiten Satz Andantino - elegische Melodien, mit denen es dem Dresdner StreichTrio gelang, eine sentimental verträumte Stimmung in den Saal zu zaubern, um gleich im folgenden Satz Tempo di Minuetto mit kraftvoll akzentuierter Dynamik gleichsam zum nordisch anmutenden Tanz aufzuspielen. Dieselbe Kraft fand sich dann im Schlusssatz Allegro vivace. Spätestens hier konnte sich das Publikum vom absolut perfektionierten Zusammenspiel der drei Streicher überzeugen, die die polyphonen Stimmen des schwungvollen Satzes reibungslos ineinander verschränkten und sich die musikalischen Bälle in schnellen Wechseln zuspielten.
Schmuckstück von Beethoven
Nach der Pause erwartete das Publikum mit dem Streichtrio in Es-Dur op.3 von Ludwig van Beethoven (1770-1827) dann ein Schmuckstück der klassischen Kammermusik. Es ist das erste der fünf Streichtrios Beethovens und der Einfluss Mozarts und Haydns durchaus spürbar. Dennoch ist das Werk zugleich „innovativ“und anders, wie schon an der Anzahl von insgesamt sechs Sätzen gut zu erkennen war.
Jörg Faßmann, Sebastian Herberg und Michael Pfaender lieferten von Beginn an im Allegro con brio ein Meisterstück ab. Ihr rhythmisches und im Zusammenklang fein abgestimmtes Zusammenspiel ist bewundernswert. In den folgenden Sätzen bewiesen sie außerdem eine wunderbare Bandbreite der klanglichen Ausdrucksfähigkeit: Vom schlanken, klaren Flötenton im Andante über die rhythmisch geprägte Explosivität im ersten Menuett, wunderbar lyrischen Linien im Adagio und schließlich ein sprödes, hölzernes Pianissimo im zweiten Menuett an der Grenze der möglichen Klangerzeugung des Streichinstruments. Dies alles mündete letztlich im frischen und sprühenden Elan des Finalsatzes Allegro.
Für den begeisterten Applaus bedankte sich das Dresdner StreichTrio mit einem „Paradestück“seines Repertoires: der Aria aus den Goldbergvariationen (BWV 988) von Johann Sebastian Bach.