Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mein Freund, der Baum
Therapie unter Tannen (Do., 3Sat. 20.15 Uhr) -
„Ich ging im Walde so für mich hin, und nichts zu suchen, das war mein Sinn.“O-Ton Geheimrat Goethe. Doch was tat der Dichterfürst? Er buddelte ein Blümlein aus und pflanzte es an seinem Haus! Das geht heutzutage gar nicht mehr. Da sind die Patienten einer psychosomatischen Klinik in Niederösterreich rücksichtsvoller. Die umarmen nur ihren Freund, den Baum – und fühlen sich geborgen. Täglich geht die Therapeutin mit psychisch angeschlagenen Menschen in den Wald, weil er ihre Seele beruhigt, wie die Dokumentation von Klaus Kastenholz zeigt.
Dass Spaziergänge in der Natur einfach guttun, ist kein Geheimnis. Das hat wohl jeder schon einmal erlebt. Aber in der modernen Welt wird natürlich alles untersucht und hinterfragt – und siehe da, es gibt inzwischen Studien, die diese Effekte wissenschaftlich unterfüttern. So haben Wissenschaftler in Tokio die positive gesundheitliche Wirkung der von Bäumen produzierten ätherischen Öle (Terpene) erforscht. Danach werden durch Waldluft Immunzellen stimuliert, was wiederum eine gewisse Krebsprophylaxe bedeutet. Förster und Überlebenstrainer, Wissenschaftler und Therapeuten, ältere Patienten und jugendliche Straftäter hat Kastenholz vor das Mikrofon geholt und immer wieder die gleiche Antwort bekommen: Der Wald ist ein großer Therapeut und Lehrmeister. Jetzt aber nichts wie raus!