Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Art Cologne bekommt Konkurrenz
Direktor Daniel Hug plant Kunstmesse in Berlin und kritisiert gleichzeitig Basler Beteiligung an der Art Düsseldorf
KÖLN (dpa) - Bis Samstag steht Köln wieder im Zeichen der Art Cologne. Dabei richtet sich der Blick schon jetzt in die Zukunft: Im September soll in der Hauptstadt erstmals die Art Berlin steigen, und im November folgt die Art Düsseldorf – sehr zum Missfallen der Kölner.
Der deutsche KunstmessenMarkt ist in Bewegung. „Die Art Cologne kennt keinen Stillstand und entwickelt sich jedes Jahr ein Stückchen weiter“, sagte Direktor Daniel Hug zur Eröffnung der größten deutschen Kunstmesse. Er spielte damit auf das Vorhaben an, zusammen mit Berliner Galeristen eine neue Kunstmesse in der Hauptstadt zu gründen, die Art Berlin. Sie soll im September erstmals stattfinden.
Harte Kritik übte Hug an der Schweizer Messegesellschaft MCH Group, die mit der Art Basel die weltweit führende Kunstmesse betreibt. Die Art Basel – oder genauer die dahinter stehende MCH Group – ist überaus erfolgreich. Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Sie hat blühende Depandancen in Miami und Hongkong begründet und expandiert mit sogenannten Regionalmessen eifrig weiter. So ist MCH nun auch bei der Art Düsseldorf eingestiegen, die im November erstmals veranstaltet werden soll. Beobachter halten es für möglich, dass sich die Art Düsseldorf mit schweizerischer Unterstützung zu einem Konkurrenten der Art Cologne entwickeln könnte.
Hug sieht Regionalität gefährdet
MCH wies die Vorwürfe von Hug am Dienstag zurück. „Die MCH Group hegt keine Absicht, neben der Art Basel in Basel, Miami Beach und Hongkong eine weitere Art Basel zu entwickeln“, teilte Kommunikationschef Christian Jecker mit.
„Der Schweizer Messegesellschaft geht es nur um kommerziellen Erfolg“, wettert hingegen Hug, ein in der Schweiz geborener Amerikaner. „Kunstmessen sollten den Kunstmarkt reflektieren, spiegeln – und nicht beeinflussen. Wenn die Schweizer nun aber überall in der Welt Ableger gründen, dann haben sie eine solche Macht über den Kunstmarkt, dass das viel regionale Kultur verdrängt. Das ist auch eine Form von Kolonialismus.“
Diesen Vorwurf weisen die Schweizer natürlich zurück: Außer der Art Basel in Basel, in Miami Beach und in Hongkong seien keine weiteren Ableger geplant, und die Beteiligungen an Regionalmessen seien etwas ganz anderes, stellte Christian Jecker klar. „Die Art Düsseldorf wird eine eigenständige Messe bleiben.“
Neue Kunstmesse in Berlin
Der 48-jährige Hug hat allerdings gerade selbst einen Deal eingefädelt: Die Art Cologne will zusammen mit Berliner Galeristen eine Kunstmesse in der deutschen Hauptstadt begründen, die Art Berlin. Dabei war eine Berliner Kunstmesse bisher immer das Schreckgespenst der Kölner. Man fürchtete einen gefährlichen Rivalen, die Atmosphäre war gespannt.
Jetzt aber sucht Köln den Schulterschluss mit jener Stadt, in der es zwar sehr viele Künstler, aber ziemlich wenige Käufer gibt. Es ist die alte Geschichte: arm, aber sexy. Berlin sei der aktuelle Hotspot der Kunst, Köln das traditionelle Kunsthandelszentrum, sagte Kristian Jarmuschek, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG). Wenn man das zusammenbringe, berge das Potenzial.
Berlin könnte am Ende als lachender Dritter aus dem KunstmessenKampf hervorgehen. Wenn es tatsächlich gelingen sollte, eine profitable Kunstmesse in der Hauptstadt zu etablieren, hätte Berlin seinen Anspruch als Weltkulturmetropole endlich auch kommerziell untermauert.
Art Cologne, die größte deutsche Kunstmesse, findet diese Woche zum 51. Mal statt. Bis Samstag präsentieren etwa 200 Aussteller Werke zeitgenössischer Kunst sowie der klassischen Moderne.