Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Valet und Ott will 1,2 Millionen Tonnen Kies abbauen
Bei einem Ortstermin stellt Geschäftsführer Helge-Alexander List das neue Vorhaben vor
ZIELFINGEN - Bei einem Vor-OrtTermin hat Valet-und-Ott-Geschäftsführer Helge-Alexander List am Montagabend interessierten Bürgern die Pläne zum weiteren Kiesabbau an den Zielfinger Seen vorgestellt. Der Unternehmer beabsichtigt, die dreieckige Fläche zwischen dem als Badesee genutzten Südsee III und dem See Nord II, zwischen Mühlkanal, Ablachkanal und der Zielfinger Straße auszubaggern. Am Montag verfolgten vor allem die Mitglieder des Angelvereins Südsee die Ausführungen kritisch.
Der Kiesabbau:
Valet und Ott möchte im oben genannten Bereich in einer Zeitspanne von etwa zehn Jahren 1,2 Millionen Tonnen Kies abbauen. Angefangen werden soll an der Spitze, an der die Seen Südsee II, Südsee III und Nord II aufeinandertreffen. Der Bagger würde sich dann immer weiter in Richtung Straße vorarbeiten. Laut Helge-Alexander List wäre der Bagger zwei bis drei Monate jährlich, jeweils im Frühjahr im Einsatz. Der Kies würde dann mit Lastwagen über die Zielfinger Straße und den Kreisverkehr auf das nebenan liegende Werksgelände von Valet und Ott gebracht. Infolge dessen würde der Südsee III vergrößert werden.
Stand der Dinge:
Seit etwa fünf Jahren bereitet das Kiesunternehmen das angestrebte Raumordnungsverfahren vor. Dazu gehören verschiedene Gutachten, unter anderem zum Naturschutz. „Jetzt reichen wir in den kommenden Wochen die Anträge beim Regierungspräsidium ein“, so List. Wenn alles nach seinem Plan verlaufe, könnte im Jahr 2019 mit dem Abbau begonnen werden.
Zwei Varianten:
Valet und Ott geht mit zwei Varianten ins Rennen, die das Planungsbüro Senner für das Unternehmen erarbeitet hat. Die eine Version sieht vor, das Wehr zu entfernen und den Mühlkanal zu kappen und zu verfüllen. „Dann gäbe es nur noch einen Überlauf für den Hochwasserfall“, sagt List. Eine Nutzung von Wasserkraft wäre für die neuen Besitzer der Mühle nicht mehr möglich. Alternativ bliebe das Wehr erhalten und der Kanal würde parallel zur Ablach umgeleitet und am Ufer des erweiterten Südsee III zurück geführt. Welche Variante realisiert wird, ist noch offen. Laut List würde ein gekappter Mühlkanal den Plänen für einen Radweg zwischen Rulfingen und Zielfingen entgegenkommen, da keine Brücke mehr über den Kanal gebaut werden müsste.
Naturschutz:
Die Verträglichkeitsprüfung hat ergeben, dass im betroffenen Gebiet sechs besonders schützenswerte Vogelarten leben, unter anderem die Wiesenschafstelze, der Eisvogel sowie Schwarz- und Rotmilan, für die Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden müssen. Untersuchungen haben auch ergeben, dass keine unter Schutz stehenden Muscheln im Mühlkanal leben. „Der Biologe hat nur alte Leerschalen gefunden und keine lebende Population“, sagte Nicole Schneider von Planstatt Senner.
Hochwasserschutz:
Die betroffene Fläche ist derzeit als Pufferfläche bei Hochwasser vorgesehen. Die rund 7000 Kubikmeter, die entfielen, muss Valet und Ott an anderer Stelle als Retentionsfläche wieder herstellen.
Die Angler:
Bei den Mitgliedern des Angelvereins Südsee stößt das Vorhaben auf Ablehnung. Sie sehen sich als Verlierer der Maßnahme. Wie die Vorstandsmitglieder Roland Bühler und Bernd Rahmel-Seeger erläuterten, würde den Anglern nach der Abbaumaßnahme kaum mehr Uferfläche zum Angeln zur Verfügung stehen. „Auf der einen Seite ist das Strandbad, auf der anderen ist es durch Straße und Parkplatz zu unruhig zum Fischen“, sagt Rahmel-Seeger. Die einzige Seite, auf der sich die Angler meistens aufhalten, würde ihnen nun genommen. „Das neue Ufer an der Ablach sollen wir später nicht betreten“, sagt Bühler. Außerdem sei es wahrscheinlich zu steil. Er bat die anwesenden Planer darum, anstelle der für die Vögel vorgesehenen drei Inseln, die den neu ausgebaggerten Teil vom Badesee abgrenzen sollen, über eine Landzunge nachzudenken, die die Angler auch betreten können. „Die fühlen sich dann auch für den Bereich verantwortlich und halten ihn sauber“, meinte er. Die Inseln würden sicher schnell zugemüllt. „Wenn da Leute zum Grillen hinpaddeln, können wir nichts machen.“
Jenseits der Kreisstraße:
Laut List gibt es keine Pläne zu weiterem Kiesabbau auf der anderen Seite der Zielfinger Straße. Dort sei einerseits die Kiesmächtigkeit nicht mehr gegeben, andererseits lägen die Flächen im Wasserschutz-2-Gebiet, was einen derartigen Eingriff verbiete.