Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fotovoltaikanlage spaltet den Gemeinderat
EnBW will in Inzigkofen investieren – Bereitstellung von Grasland
INZIGKOFEN - Die EnBW plant in Engelswies eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage. Sie soll an der Grenze zu Langenhart auf einer ertragsarmen Wiese östlich des Aussiedlerhofs Berthold Müller entstehen. Die Inzigkofer Gemeinderäte, die Langenharter Ortsvorsteherin Elvira Reichert sowie einige Langenharter Bürger haben sich am Donnerstag zu einem Vororttermin getroffen, bei dem Tim Morath von der EnBW das geplante Projekt erläuterte. Sieben Millionen Euro würde die EnBW in der geplanten Bauphase im Winter 2018/19 auf der rund zehn Hektar großen Fläche investieren und gleichzeitig Beteiligungsmodelle für einzelne Bürger oder die Gemeinde anbieten. In der anschließenden Gemeinderatssitzung lieferten sich die Räte eine hitzige Diskussion und vertagten die Entscheidung schließlich.
Mit einem Abstand von drei Metern würden die einzelnen Solarmodule mit einer festen 20-Grad-Südneigung im Boden verankert. Darunter ist eine Eingrünung geplant, die maschinell bearbeitet werden kann. Mit der zusätzlichen Nutzung als Weide soll noch eine Generierung von Ökopunkten möglich sein. Diese könnten der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden, sagte Morath. Für Inzigkofen ergäben sich keine Risiken und Kosten, sondern eher Gewerbesteuereinnahmen, die Morath für die Zeit nach etwa 17 Jahren Betriebszeit versprach.
Erweiterung des Hofes soll durch Anlage nicht verhindert werden
Die Langenharter Ortsvorsteherin Elvira Reichert gestand, dass sie anfangs über die Planungen erschrocken gewesen sei. Sie freue sich aber über zurückgesetzte Module und eine Hecke, die laut Tim Morath drei Meter breit und so hoch wie die angrenzende Bebauung ausfallen soll. Landwirt Berthold Müller wies darauf hin, dass er eine Erweiterung seines Hofes mit einem weiteren Stall und Silos plane. Das dürfe durch die Anlage nicht verhindert werden. Morath sagte zu, die Interessen des Anliegers zu wahren.
Ortsvorsteher Karl-Heinz Müller berichtete, dass der Engelswieser Ortschaftsrat dem Projekt mit Vorbehalten zugestimmt hatte: Die Anlage dürfe nur auf dieser Grünlandfläche mit einer deutlich geringeren Ertragszahl als der Inzigkofer Durchschnitt errichtet werden. Abstände zu Wegen müssten eingehalten werden, und die EnBW sollte bei dieser festgeschrieben letzten Anlage auf Gemeindegebiet Projektausführerin sein.
Landwirt Hubert Scherer bezeichnete das Vorhaben als Landschaftsverschandelung und Belegung von Ackerflächen. Petra Keller ließ das Argument der Optik nicht gelten, lediglich über den Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen würde sie diskutieren. „Wir brauchen das Land für Lebensmittel, und die Gemeinde hat das erforderliche Soll erfüllt“, sagte Viktoria Gombold-Diels. René Laplace erklärte seine Sorgen, Deutschland könne sich bald nicht mehr selbst ernähren, und jeder einzelne solle lieber mit Fotovoltaik auf den Dächern zur Energiewende beitragen. „Der Klimawandel ist schon da, und er macht die Umwelt kaputt“, sagte Wulf Dullenkopf. „Für unsere Kinder müssen wir eher noch mehr unternehmen. Dafür opfere ich gerne zehn Hektar, die sowieso wenig Ertrag bringen.“
Auch Frank Dreher beurteilte die Solarenergie gegenüber der Flächenbindung von Biogasanlagen als vertretbar. Klaus Hipp hatte den Antrag gestellt, die Fläche des Projekts auf die Hälfte zu reduzieren. Dafür erhielt er von seinen Kollegen aber keine Zustimmung. Ekkehard Futterer begrüßte die Aktivitäten der EnBW und forderte, dass die Vorteile für die Gemeinde – günstige Ökopunkte und Steuereinnahmen – vertraglich festgehalten werden.
Bürgermeister will Bedingungen für Bürgerbeteiligung prüfen
Bürgermeister Bernd Gombold stellte den Antrag, die Entscheidung zu vertagen, um in der Zwischenzeit unter anderem die Bedingungen zur Bürgerbeteiligung herauszuarbeiten sowie das Votum des Ortschaftsrats Langenhart abzuwarten. Demgegenüber forderte Winfried Köpfer demonstrativ eine schnellstmögliche Abstimmung: „Jeder weiß doch schon jetzt, wie er abstimmen wird“, sagte er. „Wir müssen auf Langenhart warten, aber was ist schon Langenhart?“Daraufhin stellte Hubert Scherer den Antrag auf Ablehnung der Fotovoltaikanlage. Dem folgten aber außer ihm nur Bruno Dreher und René Laplace. Die mehrheitliche Zustimmung zum Antrag des Bürgermeisters auf Vertagung beendete die kontroverse Debatte.