Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vogelschützer beringt junge Eulen
Aktion findet auf einem Hof in Hohentengen-Hagelsburg statt
HOHENTENGEN - Seit Jahrzehnten engagieren sich die beiden Vogelschützer Reinhard Mache und Egon Müller in Baden-Württemberg. Unentwegt ist Egon Müller rund um Herbertingen im Dienste des Vogelschutzes und der Vogelkunde unterwegs. Derzeit weiß Egon Müller von zwei Brutpaaren in seinem Betreuungsgebiet. Dass er nun gleich vier junge Schleiereulen in Hohentengen-Hagelsburg beringen konnte, freut ihn und seine Begleiter riesig.
Familie Dreher wohnt seit zwölf Jahren auf der Hagelsburg. Für sie gehören die Schleiereulen quasi zur Familie. Vor etwa 30 Jahren hatten Egon Müller und Reinhard Mache zahlreiche Nisthilfen für die Region gebaut und montiert, so auch einen Nistkasten in der Scheune der Familie Dreher. Seit dieser Zeit kommt Egon Müller auf den Gögehof, um den möglichen Nachwuchs des Schleiereulenpaares zu beringen. Auch dieses Jahr kommt Müller gemeinsam mit Reinhard Mache und etlichen Mitgliedern aus dem Arbeitskreis für Vogelkunde und Vogelschutz. Voller Spannung macht sich Egon Müller auf den Weg zur Scheune und dort deckt von außen den Eingang zum Nistkasten ab. Es soll keinesfalls eines der möglichen Jungtiere hinausspringen. Auch die Kinder der Familie Dreher sind ungeduldig: „Gibt es Nachwuchs, oder ist das Nest leer?“, fragen sie sich.
Große Spannung
Egon Müller stellt eine lange Leiter in der Scheune auf. Mit jedem Schritt, den er nach oben steigt, steigt die Spannung. Es gab auch schon Zeiten, da war das Nest leer, berichtet Reinhard Mache. Als Egon Müller den Kasten öffnet, herrscht große Stille. Ist das Nest leer? Erst als Müller wieder nach unten kommt, lüftet der Vogelschützer das Geheimnis. Es gibt Nachwuchs der Hagelsburger Schleiereulen. Freude und Erleichterung machen sich breit, als Reinhard Mache ganz vorsichtig vier kleine, weiße Knäuel aus dem Sack hebt. Bekleidet mit einem weichen, weißen Daunenkleid, sind die Jungtiere noch äußerst zahm. „Das ist eine außergewöhnliche Situation, die nicht jeder erleben darf“, beschreibt eine Dame vom Arbeitskreis für Vogelschutz. Sie und auch ihre Mitfahrer sind davon überzeugt, dass man genau diesen Moment erlebt haben muss, um es schätzen zu können. Etwa 25 Tage alt sind die jungen Schleiereulen. „Das ideale Alter, um die Tiere zu beringen“, sagt Egon Müller.
Gespannt hören auch die Kinder den Erklärungen des Vogelkundlers zu. Sie erfahren, dass die Eulen bis zu 20 Eier legen können. Etwa 30 Tage danach schlüpften die vier „Hagelsburger“. Nur zwei Monate bleiben sie im Nest ihrer Eltern und werden danach flügge. Jetzt allerdings sind die Jungvögel noch ein beliebtes Fotomotiv. Wer will, darf die kleinen Tiere auch einmal in die Hand nehmen, was sich vor allem die Kinder nicht nehmen lassen. Im Nest suchen die kleinen Schleiereulen anfangs noch viel Nähe und bilden so eine wichtige Wärmepyramide für sich.