Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fotos erzählen von flüchtigen Augenblicken
Der Laubbacher Fotograf Ferdinand Joesten zeigt seine Bilder bei einer Ausstellung in Konstanz
LAUBBACH - Wenn Ferdinand Joesten mit seinem Fotoapparat unterwegs ist, ist er immer auf der Suche nach einzigartigen Momenten. Es sind vor allem flüchtige Situationen, die der Fotograf aus dem Ostracher Teilort Laubbach mit der Kamera einfängt. Das kann beispielsweise ein Zeppelin sein, der aus der Perspektive des Fotografen nah an der Hutkrempe eines Mannes vorbeifliegt. Eine Auswahl seiner Fotografien ist im Sommer im Gewölbekeller des Kulturzentrums am Münster in Konstanz zu sehen. Die Ausstellung mit dem Titel „Sehstücke“beginnt mit einer Vernissage am Donnerstag, 22. Juni, um 19 Uhr.
Der Titel „Sehstücke“ist an den Begriff „Seestücke“angelehnt, der aus der Malerei kommt und Bilder mit maritimen Motiven bezeichnet. Diesen Begriff hat Joesten auf das Sehen abgeleitet. „Es gibt bei dieser Ausstellung kein bestimmtes Thema“, sagt er. „Die Bilder zeigen Situationen, die mir auffallen und zu denen sich der Betrachter eine kleine Geschichte ausdenken kann, was das sein könnte oder was dort passiert ist.“Eines der Bilder, die er für die Ausstellung ausgewählt hat, zeigt einen Zeppelin, der nah an der Hutkrempe eines Mannes vorbeifliegt. Wenn er solch ein Motiv entdeckt, macht er ganz schnell ein Foto. „Denn man kann es nicht anhalten“, berichtet er. Entweder es klappe auf Anhieb, oder man sehe es nie wieder. „Das ist das, was mir Spaß macht“, sagt er.
Alltägliches wird bei Joesten zum Hingucker
Ein anderes Foto zeigt einen Mann und eine Frau, die er auf einer Mole in Triest in Italien fotografiert hat. Die beiden gehen in einigen Metern Abstand voneinander in Richtung Wasser. „Man weiß nicht, ob sie ein Paar sind, oder ob sie überhaupt zusammengehören, was vorher passiert ist und was sie auf der Mole machen“, sagt er. „Das lässt Raum, um sich eine kleine Geschichte um diese Situation herum auszudenken“, sagt Joesten. Doch es sind nicht nur flüchtige Situationen, die er gerne im Bild
festhält. Er fotografiert auch Details, die er durch den gewählten Bildausschnitt auf ungewöhnliche Weise abbildet.
Genauso faszinieren Spiegelungen den Fotografen. „Man weiß oft nicht genau, ob es real oder nicht real ist“, sagt er. Das können Spiegelungen in Schaufenstern sein, bei denen nicht mehr erkennbar ist, was sich vor und was sich hinter der Scheibe befindet. Doch auch Alltagsgegenstände bieten Joesten spannende Motive. Zu sehen ist etwa das Bild einer Kaffeetasse, in der sich ein tiefschwarzer Gewitterhimmel und die Neonreklame eines Restaurants spiegeln. „Als Betrachter kann man nicht sofort erkennen, was das Foto zeigt. Man muss es schon genauer betrachten“, sagt er.
Auf die Ausstellung in Konstanz freut er sich schon. Das historische Kellergewölbe, in dem sich die Galerie des Kulturzentrums am Münster befindet, ist aus offenem Bruchstein. „Das ist natürlich ganz anders als eine weiße Wand“, sagt Joesten. „Die Bilder dort aufzuhängen, wird interessant.“