Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fotos erzählen von flüchtigen Augenblick­en

Der Laubbacher Fotograf Ferdinand Joesten zeigt seine Bilder bei einer Ausstellun­g in Konstanz

- Von Barbara Baur

LAUBBACH - Wenn Ferdinand Joesten mit seinem Fotoappara­t unterwegs ist, ist er immer auf der Suche nach einzigarti­gen Momenten. Es sind vor allem flüchtige Situatione­n, die der Fotograf aus dem Ostracher Teilort Laubbach mit der Kamera einfängt. Das kann beispielsw­eise ein Zeppelin sein, der aus der Perspektiv­e des Fotografen nah an der Hutkrempe eines Mannes vorbeiflie­gt. Eine Auswahl seiner Fotografie­n ist im Sommer im Gewölbekel­ler des Kulturzent­rums am Münster in Konstanz zu sehen. Die Ausstellun­g mit dem Titel „Sehstücke“beginnt mit einer Vernissage am Donnerstag, 22. Juni, um 19 Uhr.

Der Titel „Sehstücke“ist an den Begriff „Seestücke“angelehnt, der aus der Malerei kommt und Bilder mit maritimen Motiven bezeichnet. Diesen Begriff hat Joesten auf das Sehen abgeleitet. „Es gibt bei dieser Ausstellun­g kein bestimmtes Thema“, sagt er. „Die Bilder zeigen Situatione­n, die mir auffallen und zu denen sich der Betrachter eine kleine Geschichte ausdenken kann, was das sein könnte oder was dort passiert ist.“Eines der Bilder, die er für die Ausstellun­g ausgewählt hat, zeigt einen Zeppelin, der nah an der Hutkrempe eines Mannes vorbeiflie­gt. Wenn er solch ein Motiv entdeckt, macht er ganz schnell ein Foto. „Denn man kann es nicht anhalten“, berichtet er. Entweder es klappe auf Anhieb, oder man sehe es nie wieder. „Das ist das, was mir Spaß macht“, sagt er.

Alltäglich­es wird bei Joesten zum Hingucker

Ein anderes Foto zeigt einen Mann und eine Frau, die er auf einer Mole in Triest in Italien fotografie­rt hat. Die beiden gehen in einigen Metern Abstand voneinande­r in Richtung Wasser. „Man weiß nicht, ob sie ein Paar sind, oder ob sie überhaupt zusammenge­hören, was vorher passiert ist und was sie auf der Mole machen“, sagt er. „Das lässt Raum, um sich eine kleine Geschichte um diese Situation herum auszudenke­n“, sagt Joesten. Doch es sind nicht nur flüchtige Situatione­n, die er gerne im Bild

festhält. Er fotografie­rt auch Details, die er durch den gewählten Bildaussch­nitt auf ungewöhnli­che Weise abbildet.

Genauso fasziniere­n Spiegelung­en den Fotografen. „Man weiß oft nicht genau, ob es real oder nicht real ist“, sagt er. Das können Spiegelung­en in Schaufenst­ern sein, bei denen nicht mehr erkennbar ist, was sich vor und was sich hinter der Scheibe befindet. Doch auch Alltagsgeg­enstände bieten Joesten spannende Motive. Zu sehen ist etwa das Bild einer Kaffeetass­e, in der sich ein tiefschwar­zer Gewitterhi­mmel und die Neonreklam­e eines Restaurant­s spiegeln. „Als Betrachter kann man nicht sofort erkennen, was das Foto zeigt. Man muss es schon genauer betrachten“, sagt er.

Auf die Ausstellun­g in Konstanz freut er sich schon. Das historisch­e Kellergewö­lbe, in dem sich die Galerie des Kulturzent­rums am Münster befindet, ist aus offenem Bruchstein. „Das ist natürlich ganz anders als eine weiße Wand“, sagt Joesten. „Die Bilder dort aufzuhänge­n, wird interessan­t.“

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FOTO: FERDINAND JOESTEN Sind die beiden ein Paar oder kennen sie sich vielleicht gar nicht? Die Fotos von Ferdinand Joesten laden die Betrachter ein, sich kleine Geschichte­n dazu auszudenke­n.

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