Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sig’dorfer Bildungshaus macht aus wenig viel
Weil das Land Stunden streicht, entfallen die AGs – Werkstattarbeit und Projekte bleiben erhalten
SIGMARINGENDORF - Das Sigmaringendorfer Bildungshaus hat sein Angebot deutlich abspecken müssen, macht aber das Beste draus. Die 18 Stunden, die der Grundschule bis vor einiger Zeit noch für die Kooperation mit den beiden Kinderhäusern in Sigmaringendorf und Laucherthal zur Verfügung standen, sind nach einem Beschluss der Landesregierung bereits vor einiger Zeit auf sieben zusammengeschrumpft. Das hatte zur Folge, dass eine der beiden Säulen, die Zusammenarbeit in AGs, aufgegeben werden musste. Die Werkstattarbeit kann fortgeführt werden. „Wir bedauern sehr, dass das Land die Lehrerstunden reduziert hat“, sagt Bürgermeister Alois Henne. Immerhin: Die knapp 200 bislang als Modellprojekte im Land geförderten Bildungshäuser werden dauerhaft in den Regelbetrieb übernommen. Neue werden nicht geschaffen, aber es gibt Bestandsschutz.
Im Sig’dorfer Bildungshaus kommen Kindergarten- und Grundschulkinder auf verschiedenen Ebenen zusammen. Die Kleinen lernen schon früh ihre künftige Grundschule kennen, und die Grundschüler behalten noch den Kontakt zu Bekanntem. „Wir verhindern dadurch den Bruch zwischen Kindergarten und Grundschule“, sagt Karin Hellstern, Leiterin des Kinderhauses Sigmaringendorf. In der Werkstattarbeit kommen Vorschüler mit Erstklässlern zusammen und erarbeiten sich in Freiarbeit verschiedene Bereiche, beispielsweise das Thema Wasser. In einem eigens dafür hergerichteten Raum in der Grundschule gibt es unter anderem eine Lerntheke und eine Experimentierecke. Das Material ist in verschiedene Schwierigkeitsstufen differenziert, das System ist durchlässig. Die Kinder arbeiten nach und nach einen Laufzettel mit verschiedenen Aufgaben ab – dazu gehören beispielsweise Experimente, kleine Bastelarbeiten oder Arbeitsblätter. Sie werden in Gruppen aufgeteilt, die von einem sogenannten Tandem geleitet werden – einer Lehrerin und einer Erzieherin. In Blöcken kommen sie einmal pro Woche in der Werkstatt zusammen, um miteinander und voneinander zu lernen.
Die erforderlichen Lehrerstunden für das Tandem stellt das Land zur Verfügung, die Kommune wiederum stellt Erzieherinnen für die Bildungshausarbeit ab. Die Gemeinde Sigmaringendorf war da schon früh engagiert hinterher, weil sie voll hinter der Idee steht. „Nachdem die Hauptschule geschlossen war, wollten wir wenigstens das voll ausschöpfen, was uns erhalten blieb“, sagt Henne. Heißt konkret: den Bereich der frühkindlichen Bildung. So war etwa die Schaffung einer 50-Prozent-Stelle ein klares Entgegenkommen der Gemeinde. „Es sind aber sämtliche Erzieherinnen eingebunden“, sagt Hellstern.
Dass ihnen die AGs einfach „weggenommen“wurden, nehmen die Verantwortlichen indes nicht einfach hin, viel zu viel Herzblut und Engagement stecken im Bildungshaus. „Wir wollen auf jeden Fall auch weiterhin etwas zusammen machen“, sagt Regina Marten, Schulleiterin der Donau-Lauchert-Schule. So bleibe neben der Werkstattarbeit etwa die punktuelle Zusammenarbeit in Projekten erhalten. Kinderhauskinder und Grundschüler machen in Gruppen in der Turnhalle regelmäßig miteinander Sport, eine Musiklehrerin der Schule macht einmal im Monat ein Angebot im Kinderhaus, die Großen lesen den Kleinen im Kinderhaus vor: Diese Formen der Kooperation werden ohne viel bürokratischen Aufwand auf dem kurzen Dienstweg organisiert.
„Wir wollen auf jeden Fall auch weiterhin etwas zusammen machen“, sagt Regina Marten, Schulleiterin der Donau-Lauchert-Schule.