Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Weniger Busse und mehr Freifläche
Gemeinderat entscheidet 2018 über Neugestaltung des südlichen Marienplatzes
RAVENSBURG - 2020/21 muss der gesamte südliche Marienplatz aufgerissen werden, weil dann die Decke der maroden Tiefgarage neu gemacht wird. Obschon das die Anwohner viel Nerven und die Stadtkasse viel Geld kostet, kann Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen: Sieht er darin doch die „einmalige städtebauliche Chance“, insbesondere dem südlichen Zipfel des Areals zwischen Kornhaus und Dualer Hochschule ein völlig neues Gesicht zu verleihen.
Momentan werde das südliche Entree in die Innenstadt „sehr stark“vom Verkehr dominiert, stellt Bastin fest. Mit 7000 Fahrzeugen täglich habe es den Charakter einer Durchgangsstraße; die „Qualität der historischen Altstadt“könne auf diese Weise kaum jemand realisieren. In der Tat sorgen Busse, Autos, Motorund Fahrräder dafür, dass auf dem 200 bis 250 Meter langen Areal emorm viel los ist. Das soll sich ändern, auch wenn Bastin die Burgstraße künftig keinesfalls dicht machen will. Dass aber die Busse von dem historisch bedeutsamen Bereich, in dem bis 1841 das Kästlinstor als Teil der Stadtmauer stand, verschwinden – das kann sich der Baubürgermeister durchaus vorstellen.
Kino wird Herausforderung
Würde man die Bushaltestelle auf Höhe der Commerzbank vor das neue Rathaus in der Seestraße verlegen und den Busverkehr statt über den Marienplatz durch Rudolfstraße oder Hirschgraben schicken, könnte das Platz schaffen. Etwa vor der evangelischen Stadtkirche. Die ob ihrer schieren Größe eine Art Vorraum durchaus verdient, wie Bastin findet. Des Weiteren könnte dadurch auch vor dem Kino mehr Raum entstehen. Und auf diese Weise das Burgtheater aufwerten. Was Bastin in Anbetracht der Tatsache, dass viele große KinoCenter sich auf der grünen Wiese ansiedeln, für absolut angezeigt hält. Schließlich sei es „eine wichtige Herausforderung“, das Kino in der Ravensburger Innenstadt zu halten. Deshalb plädiert er darüber hinaus entschieden dafür, den abendlichen Parktarif nach der Sanierung der Marienplatztiefgarage zu senken.
Zudem spielt der Straßenbelag eine entscheidende Rolle dabei, ein Areal als Platz erlebbar zu machen. Ähnlich wie in der Burgstraße vor dem Kunstmuseum schwebt Bastin auch im dem Bereich zwischen Kornhaus und Dualer Hochschule ein Pflasterbelag vor, der den optischen Eindruck eines Platzes vermittelt. Über den dann selbstredend dennoch weiterhin Autos rollen. Wobei die Verlegung der Straße ein wenig ostwärts eine weitere mögliche Variante ist.
Der Belag ist auch auf dem Marienplatz-Abschnitt zwischen Kornhaus und Rathaus ein Thema: Rüttelt es schon Radler gehörig durch, wenn sie da drüber fahren, ist es für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator nachgerade eine Zumutung. Grund genug für Bastin, derlei Defizite in einem Aufwasch mit der Tiefgaragensanierung zu beheben und ihn in Sachen Barrierefreiheit auf den neuesten Stand zu bringen. Die Absenkung von Gehsteigkanten und das Einebnen des Gefälles wird ebenfalls überlegt.
Bislang nur Gedankenspiele
All das sind bislang lediglich Gedankenspiele, die interessierte Ravensburger idealerweise in einer Planungswerkstatt weiter führen könnten. Die Bürger möchte der Baubürgermeister bei der Neugestaltung des südlichen Marienplatzes nämlich – ähnlich wie beim Gespinstmarkt – einbeziehen. Auf dass sie munter drauf los spinnen – zunächst sollen originellen Ideen keine Grenzen gesetzt sein. Bastin hofft, dass sich auch Jugendliche in den Prozess einbringen. Dann könnten Architekten in einem entsprechenden Wettbewerb die Umsetzung austüfteln.
Noch ist es freilich nicht so weit. Denn darüber, ob die Neugestaltung der Örtlichkeit parallel zur Sanierung angegangen wird, entscheidet der Ravensburger Gemeinderat. Und zwar im Lauf des nächsten Jahres, so Bastin. Der Bürgermeister regt in diesem Zusammenhang gleich noch einen weiteren Punkt an: Ist der Marienplatz ohnehin schon offen, könnte man bei dieser Gelegenheit gleich noch ein gemeinsames Nahwärmenetz für die Anwohner in Angriff nehmen. Denn: „Wir müssen schon jetzt die möglichst umweltfreundliche Energieversorgung der Zukunft planen.“