Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nach 1313 Taufen, 785 Beerdigungen und 425 Hochzeiten ist Schluss
Mehr als 600 Katholiken besuchen am Sonntag die Feierlichkeiten zum Abschied des Pfarrers und Seelsorgers Hans Locher
SCHWENNINEN - Für einige Besucher der beiden Abschiedsveranstaltungen in Kirche und Heuberghalle gab es am Sonntag nur noch Stehplätze: Mehr als 600 Katholiken der Kirchengemeinden aus Hartheim, Heinstetten und Schwenningen verabschiedeten sich im Rahmen eines Festgottesdienstes sowie im Anschluss bei dem Festakt von ihrem „Pfarri“Hans Locher, wie er gerne genannt wurde. Den letzten Gottesdienst Lochers in St. Kolumban zelebrierte Dekan Christoph Neubrand gemeinsam mit Pfarrer Edwin Müller und dem in den Ruhestand eintretenden Heubergpfarrer.
Der Katholische Kirchenchor Schwenningen unter Leitung von Matthias Mayer sowie der Kinderchor unter Regie von Gudrun Steidle sorgten mit Liedern, die sich Hans Locher gewünscht hatte, für eine bewegende gesangliche Bereicherung der Festmesse. Mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“auch im Namen des Erzbischofs Stefan Burger von der Erzdiözese Freiburg dankte der Dekan dem Geistlichen für sein Wirken. „Priesterlicher Dienst ist ein Mitgehen im Leben Jesu Christi“, so der Dekan in der Predigt. Locher habe es verstanden, ein großes Maß an Lebendigkeit in die Seelsorgeeinheit hineinzutragen, lobte Neubrand. Nach der Festmesse fand ein Festzug statt, an dem sich die Schwenninger Vereine und Gruppierungen sowie die Gläubigen der drei Pfarrgemeinden beteiligten. Unter den Klängen des Musikvereines, diesmal unter der Leitung der Dirigentin Stephanie Grathwohl, marschierten Feuerwehr, Gesangverein „Eintracht“sowie der Turnverein von der Kirche zur Halle.
Zu Beginn begrüßte Pfarrer Edwin Müller, Leiter der Seelsorgeeinheit Heuberg-St.Barbara Gäste in der voll besetzten Halle. Er überreichte Pfarrer Locher als Abschiedsgeschenk ein Bild des Malers Otto Reichenstein, das die drei Kirchen in Heinstetten, Hartheim und Schwenningen zeigt. Bürgermeisterin Roswitha Beck erinnerte daran, dass Generationen Pfarrer Locher von klein an durchs Leben begleitete. Er habe für die Gemeinde stets ein offenes Ohr gehabt. Sie kenne ihn aus ihrer Zeit als Vorsitzende des Kirchenchores recht gut und sprach von vielen Begegnungen, die sie nicht missen wolle. Pfarrer Hans Locher habe jedem immer Spielraum und einen Vertrauensvorschuss gegeben, lobte sie. „Der gemeinsame Nenner zwischen Kirche und Politik ist das Wohl der Mitmenschen“, stellte sie fest. Im Namen der Gemeinde Schwenningen verlieh die Bürgermeisterin dem scheidenden Geistlichen die Ehrenmedaille der Gemeinde Schwenningen in Gold. Als Abschiedsgeschenk überreichte sie einen Gutschein für einen Rundflug über die alte (den Heuberg) und neue Heimat (Altshausen).
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Robin Sieber aus Stetten am kalten Markt verabschiedete Locher namens der Mitglieder des Pfarrgemeinderates. Er präsentierte auch viele Zahlen. Beispielsweise habe Pfarrer Locher 1313 Kinder getauft, 785 Beerdigungen und Hochzeiten mit über 425 Paaren als Priester begleitet. Grußworte sprachen auch der Kommandant der Feuerwehr Schwenningen Marcus Siber, der im Namen der Schwenninger Vereine einen Reisegutschein überreichte, Thomas Betz für die Ministranten sowie Anna Deufel vom Altenwerk St. Kolumban. Die Kinder vom Katholischen Kindergarten St. Raphael sangen Locher ein selbst komponiertes Abschiedslied und jedes Kind überreichte ihm eine Blume. Leiterin Simone Mauch dankte für viele gute Aktionen, die Hans Locher im Kindi begleitete. Der Kinderchor unter Leitung von Gudrun Steidle präsentierte ebenfalls ein schönes Abschiedslied.
Das letzte Wort hatte Hans Locher. „Ich denke erfüllt von Freude und Dankbarkeit zurück an so viele schöne, heitere, unbeschwerte und erfrischende Begegnungen und Gespräche. Auch so manche schwere, traurige und belastende Situationen mussten erlebt werden“, sprach er. Er dankte allen Menschen, die er ein kleines Stück ihres Weges begleiten durfte und die ihn in fröhlicher und weniger fröhlichen Stunden Anteil nehmen ließen an ihrem Leben und ihrem Glauben.
„Es hat mich unheimlich gefreut, in unseren drei Pfarrgemeinden auf Menschen getroffen zu sein, die bereit waren und auch weiterhin bereit sind, sich nach ihren Fähigkeiten und Stärken in der Kirche zu engagieren und verantwortungsvoll bei der Gestaltung des Gemeindelebens mitzuhelfen.“
„Priesterlicher Dienst ist ein Mitgehen im Leben Jesu Christi“, sagt Dekan Christoph Neubrand bei der Verabschiedung Lochers.